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Schmiedewerke wollen Millionen investieren

Mit neuen Anlagen will der Betrieb sein Produktspektrum erweitern. Nicht die einzige geplante Veränderung.

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© Sebastian Schultz

Herr Dr. Scharf, wie lief das Jahr 2015 für die Gröditzer Schmiedewerke?

Dr. Andreas Scharf, Geschäftsführer Vertrieb und Personal Schmiedewerke Gröditz.
Dr. Andreas Scharf, Geschäftsführer Vertrieb und Personal Schmiedewerke Gröditz. © Lutz Weidler

Relativ gut, vor allem im ersten Halbjahr. Das zweite lief deutlich schlechter. Der Umsatz lag letztlich leicht unter den 197 Millionen Euro von 2014. Die Absatzmenge lag auf mit 85 000 Tonnen auf Vorjahresniveau.

Erwirtschaften Sie noch immer den Großteil des Umsatzes mit China?

Ja, etwa ein Viertel. China ist in den letzten zehn Jahren ein wichtiger Markt für uns gewesen. Wir versuchen derzeit jedoch, weitere Märkte zu erschließen.

Warum?

Einerseits schwächt sich die Konjunktur in China ab. Andererseits spüren wir in bestimmten Segmenten, die wir in den vergangenen Jahren beliefert haben, chinesischen und auch europäischen Wettbewerb.

Entwickelt sich China zum großen Problem für ihr Unternehmen?

Das würde ich so nicht sagen. Unser größtes Problem ist der Preisdruck in vielen Absatzsegmenten.

Wie kommt der zustande?

Anders, als man es teilweise liest, sind es nicht osteuropäische oder asiatische Anbieter, sondern westeuropäische, die in den letzten Jahren enorme Kapazitäten im Schmiede- und Ringwalzbereich aufgebaut haben. Diese sind nicht ausgelastet. In einem schrumpfenden Markt kommt dann das Preisproblem zum Tragen.

Welchen Kurs schlagen die Schmiedewerke in dieser Situation ein?

Langfristig bedienen wir drei Kernabsatz-Segmente: Automotive, Energiemaschinenbau und Allgemeiner bzw. Sondermaschinenbau. In diesen Bereichen wollen wir weiter wachsen. Und wir wollen uns noch stärker in Richtung Nischenanwendungen und Spezialprodukte entwickeln.

Welche Märkte haben die Schmiedewerke dabei im Blick?

Wir fokussieren uns sehr stark in Richtung Nordamerika. Wir werden uns auch weiterhin in Asien engagieren, vor allem auch außerhalb Chinas. Und wir haben weiter die osteuropäischen Märkte im Blick. Einschließlich Russland, auch wenn das teilweise nicht ganz einfach ist.

Wie sieht es mit Investitionen ins Gröditzer Werk in der nächsten Zeit aus?

Wir wollen 2016/17 einiges investieren, um Kapazitäten zu erweitern. Insgesamt geht es um ein Volumen von etwa elf Millionen Euro.

Worum geht es konkret?

Zum einen um die Kapazitätserweiterung der einen Anlage, mit der hochqualitative Stähle hergestellt werden können. Die bestehende Anlage läuft seit Jahren auf Voll-Betrieb. Die Erweiterung soll dieses Jahr kommen. Wir werden zudem ein Ringwalzwerk aus einem anderen Unternehmen unserer Gruppe nach Gröditz holen. Damit können größere Ringe produziert werden. Wir arbeiten zudem an Plänen, Wärmekapazitäten in der Schmiede und Vergüterei anzupassen.

Wie sieht es mit der Personalentwicklung aus – haben Sie wieder Lehrlinge übernommen?

Ja. Im Januar haben 14 Azubis ihre Ausbildung bei uns beendet, elf haben wir übernommen. Ab August werden 14 neue Azubis ihre Ausbildung bei uns beginnen. Zum 1. Januar 2016 zählten wir 760 Mitarbeiter, 53 Azubis inklusive. Diese Stammbelegschaft wollen wir langfristig halten.

Gibt es im Werk derzeit Kurzarbeit?

Nein.

Die Schmiedewerke haben sich 2015 sehr offensiv um Schüler bemüht. Wie schwierig ist es, Nachwuchs zu finden?

Es wird schwieriger. Vielleicht liegt es daran, dass andere Branchen sich besser entwickeln, vielleicht daran, dass die Stahlbranche als nicht besonders attraktiv gilt. Ich glaube aber, dass wir in Gröditz interessante Möglichkeiten für technisch interessierte, junge Menschen bieten. Gerade Nischen- und Spezialprodukte sind eine tolle Herausforderung, auch in der Zukunft.

Lassen Sie uns kurz über ein Spezialprodukt reden, mit dem das Werk von sich Reden gemacht hat. Ich meine die Bauteile für den Kernfusions-Reaktor Iter. Ist dieser Auftrag abgeschlossen?

Ein erster Teil, ja. Momentan sind wir am zweiten Teil dran. Der wird vom Umsatzvolumen her bei Weitem nicht an den ersten Teil heranreichen, der mit über 14 Millionen Euro einer unserer größten Einzelaufträge bisher war.

Letzte Frage: Die Kommune Gröditz hängt, auch finanziell, am Stahlwerk. Muss die Stadt künftig wieder herbe Einnahmeverluste fürchten wie 2014?

Das fragen Sie den Falschen. Wir kennen die Problematik zwar. Und es gibt dazu auch Kontakt mit dem Bürgermeister. Wir sind als Betrieb jedoch eine Tochter der Georgsmarienhütte mit ihren 36 Unternehmen. Die Fäden laufen letztlich bei der Muttergesellschaft zusammen – auch finanziell.

Gespräch: Eric Weser