Merken

Schmied Steffen Aurin und Schüler halten Wort

Einer von Bischofswerdas wertvollsten Grabsteinen drohte in Vergessenheit zu geraten. Das wurde zum Glück gestoppt.

Teilen
Folgen
© Steffen Unger

Bischofswerda. Kunstschmied Steffen Aurin aus Schönbrunn und die Schülerinnen Helene Klanthe und Juliane Horn vom Goethe-Gymnasium Bischofswerda trafen sich in dieser Woche auf dem Alten Friedhof. Normalerweise kein Treff für junge Leute. Aber das Team hatte hier in letzter Zeit nicht ohne Grund sogar öfter gemeinsam zu tun. Eine Truppe mit einer Idee, über die man wohl auch in vielen Jahren noch spricht.

Zusammen haben es die jungen Leute geschafft, dass einer der wertvollsten Grabsteine in Bischofswerda restauriert werden kann: der des Ehepaares Paul und Klara Kegel. Paul Kegel (1883 bis 1969) war Maler, Kunsterzieher und der erste Nachkriegsdirektor der Bischofswerdaer Goethe-Schule. Um den naturbelassenen Grabstein der Eheleute hatte sich trotz der Berühmtheit aber jahrzehntelang kaum jemand gekümmert, denn es gibt keine Nachfahren mehr. Kegels Sohn Gerhart ist bereits tot.

Am Ende fehlten der Inschrift mehrere Buchstaben und Ziffern. Der Stein wirkte vergessen. Doch jetzt ist die Schrift wieder komplett. Wie schön das aussieht, kann sich jeder ansehen, denn der Friedhof mitten in der Stadt ist frei zugänglich.

Ausdauer bewiesen

Über Nacht getan war das Ganze aber nicht. Die jungen Leute bewiesen Ausdauer. In einem zweijährigen Projekt recherchierten Schüler in Archiven, sprachen mit dem Denkmalschutz, holten Genehmigungen und Angebote ein, gingen auf Sponsorensuche. Am Ende verwirklichten die Schüler das Projekt der Grabsteinrestaurierung zu Ehren ihres berühmten Schulleiters gemeinsam mit Schmiedemeister Steffen Aurin. Er stellte eine fehlende Eins aus Messingblech her und befestigte mehrere Buchstaben und Ziffern, die abgefallen, zum Glück aber von der Friedhofsverwaltung aufbewahrt worden waren. Erneuert werden mussten die Kupferstifte, mit denen die Buchstaben befestigt sind. Im Original sind diese Stifte anderthalb Millimeter stark. Steffen Aurin entschied sich für 2,5 Millimeter. Das sollte nun halten.

Eine besondere Aufgabe

Für den jungen Schmiedemeister, der sonst vor allem Großes wie Zäune, Toreinfahrten oder Kirchturmspitzen herstellt, war Grabschrift-Erneuerung eine besondere Aufgabe. Es ging um Zehntelmillimeter. Wie er jetzt erzählt hat, fertigte er für die fehlende Eins eine Schablone, schnitt einen Rohling und feilte den dann so lange, bis er von den Originalziffern nicht mehr zu unterschieden war. Es gibt nur einen Unterschied: Die ursprünglichen Ziffern und Buchstaben bestehen aus einem hauchdünnen Messingblech und sind innen in der Mitte hohl. Das von Steffen Aurin gefertigte Teil ist massiv. Über den Auftrag freute sich Steffen Aurin sehr. „Schüler haben hier etwas geschaffen, das bleibt und das sich jeder ansehen kann“.

Neben dem Stein soll noch eine Informationstafel zum Leben von Paul und Klara Kegel aufgestellt werden. (SZ/ass, ir)

Zur Nacht der offenen Tür am 3. März im Gymnasium stellen die Schüler ihr Projekt zweimal vor, 17 und 18 Uhr.