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Schlossteich wird entschlammt

Der Bauhof von Bernsdorf erledigt das in Eigenregie – und hat sich ein schlaues Verfahren einfallen lassen.

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© Gernot Menzel

Von Ralf Grunert

Bernsdorf. Entlang der Rathaushallee in Bernsdorf gibt es seit dieser Woche ein neues schlauchartiges Gewässer. Zumindest sieht es für den Laien so aus. Die Fachleute bezeichnen es als Auffangbecken. In dieses ergießt sich tagsüber ein dunkles Wasser-Schlamm-Gemisch. Dessen Ursprung ist der wenige Meter entfernte Schlossteich in Rathaus-Sichtweite. Auf diesem schwimmt seit Dienstag ein Amphibienfahrzeug, das mit einer Absauganlage ausgestattet ist. Die Schlossteich-Entschlammung hat begonnen. Wenn die Witterung mitspielt, soll sie bis Weihnachten erledigt sein.

Das Wasser-Schlamm-Gemisch wird in das Absetzbecken an der Rathausallee gepumpt. Wenn das Wasser abgeflossen und nur noch der Schlamm übrig ist, wird das Becken wieder mit Erde aufgefüllt und Rasen gesät.
Das Wasser-Schlamm-Gemisch wird in das Absetzbecken an der Rathausallee gepumpt. Wenn das Wasser abgeflossen und nur noch der Schlamm übrig ist, wird das Becken wieder mit Erde aufgefüllt und Rasen gesät. © Gernot Menzel

Die Idee, dieses Verfahren anzuwenden, hatten die Bauhof-Mitarbeiter, wie Steffen Moschke vom städtischen Bauamt sichtlich stolz erzählt. Den Teich einfach trockenzulegen, um den Schlamm zu entfernen, wie es in Teilen zuletzt kurz nach der Wende passiert ist, sei zu riskant, erklärt der Bau-Experte. Der Teich sorge für den nötigen Grundwasserstand, der sicherstellt, dass die Eichenpfähle, auf denen das benachbarte Rathaus gegründet ist, feucht und damit stabil bleiben. Anderswo wurde das nicht beachtet, merkte er an. Risse in der Gebäudefassade und Fenster, die sich nicht mehr öffnen ließen, weil sich alles verzogen hatte, waren das Resultat. Außerdem gab es die Sorge, dass Bäume im Bereich des Schlossteiches ohne Wasser zu Schaden kommen könnten. Steffen Moschke verwies auf die bei der Schmelzteich-Sanierung gesammelten Erfahrungen.

Also wurde entschieden, das eingangs erwähnte Auffangbecken auszuheben. Das ist knapp hundert Meter lang und bis zu zehn Meter breit. In diesem setzt sich der im Schlossteich abgepumpte Schlamm ab, während das Wasser versickert oder per Überlauf in den parallel verlaufenden Graben abgeleitet wird. Am Ende soll der aufgefangene Schlamm mit Erde abgedeckt und eine Wiese angelegt werden. Vermutlich wird rein optisch in zwei Jahren nichts mehr an die aktuelle Aktion erinnern.

Deutlich mehr Raum für Wasser
Der Schlossteich, der eine Fläche von rund 2 000 Quadratmetern einnimmt, war früher deutlich größer. Er diente vor allem auch zur Entwässerung der benachbarten sumpfigen Bereiche und ist heute ein wichtiger Bestandteil im Bernsdorfer Gewässer-System. Durch die neue Umgehungsstraße, so erläutert Steffen Moschke, sind rund 1 500 Meter Straße zusätzlich zu entwässern. Hinzu kommen die Felder im Gefällegebiet. Dieses Wasser füllt zuerst den Schlossteich, bevor es in Richtung Stadt und über den Saxoniagraben in den Schmelzteich fließt. Der Schlossteich ist die erste Staustufe. Befreit von dem in zwei Jahrzehnten angesammelten Schlamm erhöht sich die Aufnahmekapazität deutlich.

Wichtig war für die Bernsdorfer, dass die Umweltbehörde die nun praktizierte Form der Schlammbeseitigung genehmigt hat. Eine Entsorgung des Schlamms, dies die Schätzung von Bauhof-Leiter Andreas Brückner, hätte 50 000 Euro gekostet, die gesamte Teichentschlammung wohl um die 100 000 Euro. Steffen Moschke hofft nun, mit etwa 30 000 Euro hinzukommen. Darin eingeschlossen ist auch die Uferbefestigung mit Faschinen aus Holz.

Und er hat noch eine andere Hoffnung: „Wenn wir das hier so hinbekommen, wie wir uns das denken, können wir das vielleicht auch an anderen Gewässern in der Stadt Bernsdorf so machen ...“