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Schlossherrin über und unter Tage

Juliane Puls führt Besucher durch Schloss Burgk und sein Bergwerk. Sie weiß, wie man Schüler bei Laune hält.

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Von Fee Rülke

Es ist die schönste Kulisse Freitals. Mit dem alten Wohngebäude des Barons, dem hellen Hof und, nicht zu vergessen, dem stillgelegten Bergwerk liegt es da und blickt auf Freital herab: das Schloss Burgk. Es ist zugleich der Arbeitsplatz von Museologin Juliane Puls.

Seit 1987 ist die gelernte Porzellangestalterin im Museum des Schlosses tätig. „Eigentlich wollte ich Restaurateurin werden. Doch die Anforderungen waren sehr hoch“, sagt die heute 48-Jährige. Also kam sie auf den Gedanken, Museologie zu studieren. Doch dafür brauchte sie eine Ausbildung in dieser Fachrichtung. „Ich bewarb mich auf Schloss Burgk, wurde Museumsassistentin und habe später ein Fernstudium gemacht“, sagt Puls. Auf dem Schloss mit dem Besucherbergwerk ist sie geblieben, hatte nie Ambitionen, in irgendeinem anderen Museum zu arbeiten. Dass das Museum nicht sehr groß ist, stört Juliane Puls nicht. Ganz im Gegenteil: „In größeren Museen ist man immer nur für einen bestimmten Bereich zuständig, beispielsweise Münzen. Hier habe ich es täglich mit etwas anderem zu tun.“

Ihre Aufgabe als Museologin ist es aber nicht nur, die Gäste durch die Ausstellungen zu führen. Da gehört noch viel mehr dazu – wovon der Museumsbesucher wahrscheinlich nicht viel mitbekommt. Puls übernimmt den Kassendienst, bereitet Ausstellungen vor und gestaltet diese, nimmt aber auch mal den Staubwedel in die Hand. Die Arbeit teilt sie sich dabei mit ihrem Kollegen Wolfgang Vogel.

Der liebste Teil ihrer Arbeit ist Puls das Vorbereiten und Gestalten der Ausstellungen, doch auch die Führungen machen ihr großen Spaß. „Man lernt immer wieder neue Leute kennen“, sagt die Dresdnerin. Manchmal könne sie selbst auch noch etwas dazulernen. Etwa wenn ehemalige Bergleute das Besucherbergwerk besichtigen. Meist sind es Gruppen, die Juliane Puls durch den Stolln führt.

Von der Schulklasse über die Hochzeitsgesellschaft bis hin zum Seniorenklub ist alles dabei. Wie aufmerksam die Gäste der Museumsführerin lauschen, hänge allerdings immer von der Tagesform der Besucher ab. Doch die 48-Jährige hat da so ihre Tricks. „Wenn mir die jungen Leute zum Beispiel zu viel schwatzen, dann drücke ich ihnen gern mal das komplette Werkzeug eines Bergmanns in die Hand. Und das ist nicht gerade leicht.“ Auch selbst „schlägeln“ dürfen die Besucher im Bergwerk. Zwar bekomme man mit dem Hammer nicht viel vom harten Gestein ab, doch halte es die Leute bei Laune, erzählt die Museumsführerin.

Juliane Puls hat auch ein Ausstellungsstück, über das sie besonders gern und viel erzählt. Es ist ein Gemälde der Familie des Freiherrn von Burgk, das in dem ehemaligen Wohngebäude hängt. Über die Familienmitglieder hat Puls lange und viel geforscht.

Spannend war auch eine Begegnung auf Schloss Burgk, an die sich die Dresdnerin gern zurückerinnert. Ein älteres Paar aus New York besuchte das Museum. „Es stellte sich heraus, dass der Herr der Ur-Ur-Enkel eines Mannes war, der ehemals für den Baron in den Burgker Steinkohlewerken gearbeitet hatte“, erzählt Puls. Der Mann war Gustav Hanus, der im 19. Jahrhundert aufdeckte, dass der Baron von Burgk Geld veruntreut hatte. Bei dem Besuch des Nachfahren stellte sich dann heraus, dass die Frau des Arbeiters nach dessen Tod in die Staaten gezogen war. „Dass mir gegenüber die echten Nachfahren des Mannes standen, über den ich schon so viel gelesen hatte, machte das ganze so greifbar“, sagt Juliane Puls. Einen schöneren Job kann sie sich nicht vorstellen.