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Schlossbesitzer van Ede gestorben

Der holländische Investor und Familienmensch ist am Samstag einer Krebserkrankung erlegen. Er hat nicht nur in Weißig tiefe Spuren hinterlassen.

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© Wolfgang Wittchen

Von Frank Oehl

Schon im letzten Sommer war ihm wohl klar gewesen, dass es sein letzter werden würde. Jan Pierre van Ede war im Gespräch mit der Sächsischen Zeitung offensiv mit seiner schweren Krebserkrankung umgegangen. Der Weißiger Schlossbesitzer hatte sich aus Oßling und der Öffentlichkeit zurückgezogen, um seine Hoffnung an die ärztliche Kunst in seiner holländischen Heimat zu binden. Es hat alles nichts mehr genutzt, an Allerheiligen ist der 58-Jährige im Kreise seiner Liebsten gestorben. „Das Leben hält manchmal jähe Wendungen bereit“, hatte van Ede im August zu Protokoll gegeben. Es gibt wahrlich bessere, als weit vor der Zeit aus dem Leben zu scheiden.

In den kommenden Tagen werden seine Frau Jolanda mit den Kindern Yvette, Jan und Maria Theresia nun mit vielen Verwandten, Freunden und Bekannten trauern. Die Beerdigung findet in der holländischen Heimat des Familienmenschen statt, der sich in der Westlausitz mit dem Erwerb des ziemlich runtergekommenen Weißiger Schlosses im Winter 2005 einen Traum erfüllen wollte. „Eine markante Persönlichkeit ist von uns gegangen“ – solche oder ähnliche Nachrufe von jenen, die ihn gut kannten, finden sich auf van Edes Facebook-Seite viele. Als „Lebenskünstler“ im positiven Sinne hat sich der Investor stets gesehen, seine verbindlich-umgängliche Art hat auch in seiner Wahlheimat Weißig manches Herz geöffnet. Auch Oßlings Bürgermeister Siegfried Gersdorf hat den Elan des Holländers immer bewundert. „Sein Ableben ist ein Verlust.“

Kein einfaches Projekt

Jan Pierre van Ede hatte sich mit dem Weißiger Schloss kein einfaches Projekt auserkoren. Er war im Internet darauf gestoßen und wusste sofort: „Das ist es, mein Traumschloss!“ Er legte den Kaufpreis hin und nahm Kontakt zu einheimischen Unternehmen auf. „Sie werden mit mir bestimmt zehn oder fünfzehn Jahre zu tun haben“, prognostizierte er. Die Zeitspanne war am Ende zu kurz bemessen, aber immer noch zu lang für das viel zu kurze Leben eines Mannes, der immer Pläne machte und sie durchaus auch mal hemdsärmelig umsetzte.

Allein die Wohnfläche des Schlosses mit seinen 70 Zimmern und etwa 2300 Quadratmetern Wohnfläche war ein überaus ehrgeiziges Umbau-Unterfangen. Van Ede setzte etwa eine Millionen Euro ein, um das Äußere des mehr als 100 Jahre alten Gebäudes in Schuss zu bringen. Das Familienwappen derer früheren Besitzer, deren von Zehmen, erstrahlt renoviert über den Schlossportal, wie auch die beiden Wappen an den Giebeln, ausgeführt vom Weißiger Restaurator Edgar Frömmel. Nicht nur hier setzte van Ede auf das Können einheimischer Kunsthandwerker.

Das Schloss steht nun zum Verkauf – über Hornig Immobilien. Das Geschäft wird jetzt die Familie abwickeln müssen. Der letzte Wunsch van Edes, schon auf dem Krankenbett formuliert, wäre „ein Gesundheits- oder Seniorenzentrum in angenehmen Umfeld“. Schade, dass der Lebenskünstler nicht mehr am Leben ist ...