SZ +
Merken

Schloss Taubenheim wird Weingut

Ein Dresdner Weinmakler erwarb die Anlage. Hotel, Gaststätte und Weinkelterei sind geplant.

Teilen
Folgen
NEU!
© Dieter Hanke

Von Dieter Hanke

Taubenheim. Auf einer Anhöhe in der Taubenheimer Ortsmitte in der Gemeinde Klipphausen thront das Renaissance-Schloss. Die Vierflügelanlage aus dem 16. Jahrhundert, die seit geraumer Zeit leer steht, hat jetzt einen neuen Besitzer. Der Dresdener Weinmakler Ronald Nüssler erwarb das Schloss. Die Verkaufsformalitäten sind im Gange. Wie SZ in Erfahrung brachte, will der neue Eigentümer in der historischen Anlage mit dem großen Park wahrscheinlich ein Hotel einrichten und auch eine Eventgaststätte.

Weinmakler Ronald Nüssler (rechts) und sein Partner Küfermeister Stefan Bönsch.
Weinmakler Ronald Nüssler (rechts) und sein Partner Küfermeister Stefan Bönsch. © Lars Müller

In den Kellerräumen sollen Weine aus dem Elbland und aus anderen Gebieten gekeltert werden. Das Schloss wird ein Domizil sächsischer und anderer Weine. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wollte sich der Dresdner auf SZ-Nachfrage noch nicht dazu äußern. Im Oktober will er seine konkreten Pläne der Öffentlichkeit vorstellen.

1 400 Quadratmeter Wohnfläche in 30 Zimmern

Über den Verkaufspreis des denkmalgeschützten Anwesens vereinbarten die Beteiligten Stillschweigen. Seit einiger Zeit war die Anlage im Internet zum Verkauf angeboten. Ein Schloss mit Potenzial für Sanierer, hieß es da. Für 650 000 Euro war es zu haben. Das Anwesen gehörte dem Investor Georg Heidig aus Munzig in der Gemeinde Klipphausen. Er hatte das Schloss, das zu DDR-Zeiten unter anderem Kur- und Pflegeheim war, 2004 vom Landkreis Meißen erworben. In den vergangenen Jahren waren immer wieder mal neue Nutzungen im Gespräch. Für Wohnzwecke sollte es ausgebaut werden, auch eine private Klinik oder ein Hochzeitsschloss waren Varianten. Doch die Pläne zerschlugen sich.

Das Taubenheimer Schloss ist architektonisch interessant, besitzt Erker und ein neugotisches Portal sowie eine Frühbarock-Kassettendecke. Auch ein historischer Meißner Kachelofen ist vorhanden. Das Grundstück ist über 14 000 Quadratmeter groß, es gibt über 30 Zimmer im Anwesen (1 400 Quadratmeter Wohnfläche) und auch eine weitläufige Parkanlage.

Georg Heidig veräußerte das Taubenheimer Schloss, um sich auf andere Objekte zu konzentrieren. Er besitzt noch weitere Grundstücke in der Gemeinde Klipphausen. So will er zum Beispiel jetzt das Rittergut im Taubenheimer Zentrum restaurieren und auch die alte Schule in diesem Ort sanieren und für Wohnungen ausbauen. „Das Schloss kommt in gute Hände. Als Investoren wollen wir beitragen, damit Taubenheim aufgewertet und auch für Touristen und weitere Gäste interessant wird“, sagt Georg Heidig auf SZ-Nachfrage.

Verkauf macht Ort lebenswerter

Der neue Schlossbesitzer hat bei Winzern und in Wein-Fachkreisen einen guten Namen. Bei der kürzlichen Präsentation 2015 von Weinbaubetrieben von Elbe, Saale und Unstrut wartete der gebürtige Dresdner Roland Nüssler mit seinem Partner, dem bekannten Radebeuler Weinküfermeister und Winzer Stefan Bönsch, mit einem guten Weißburgunder auf. Auch bei Rosé präsentierte Nüssler Bemerkenswertes. Seit 2014 kreiert er mit dem Radebeuler Küfermeister Weine. Eigene Rebflächen hat der Produktdesigner zwar noch nicht, aber er besitzt unter anderem ein Traubenkaufrecht für eine begehrte Weinlage im Dresdner Elbtal. Ausgebaut werden die Weine in einem Radebeuler Betrieb. So wird es Rosé, Blanc de Noir, Weißburgunder und Dornfelder vom 2014er Jahrgang geben.

Für den Klipphausener Bürgermeister Gerold Mann (parteilos) ordnet sich der Verkauf des Schlosses in die Bemühungen der Gemeinde und der Investoren ein, den Ort Taubenheim lebenswerter zu machen. „Wenn die Pläne des neuen Besitzers mit dem Schloss Wirklichkeit werden sollten, könnte Taubenheim an Attraktivität gewinnen“, sagt er auf SZ-Nachfrage. Die Kommune selbst will noch dieses Jahr im Ort den Plattenbau der alten Mittelschule abreißen und dort für weit über eine Million Euro eine neue Kindertagesstätte errichten. Zudem soll 2016 die Turnhalle modernisiert und in einem Anbau ein Treff für Vereine und Bürger entstehen.