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Schloss Nummer drei

Eine holländische Familie hat das Sanieren von Denkmalen zu ihrer Lebensaufgabe gemacht – und belebt damit die Region.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Bobersen/ Wendischbora. So richtig zufrieden sieht Hans Ramp nicht aus. Dabei haben er und seine Frau Anneke geschafft, was ihnen viele nicht zugetraut hätten: Innerhalb von vier Monaten hat das Ehepaar mit niederländischen Wurzeln und tschechischem Wohnsitz die Fassade von Schloss Bobersen saniert. Die erstrahlt nun in einem eleganten Grau und wird von anthrazitfarbenen Fensterläden gesäumt.

Eine feuchte Wand Richtung Elbe und das löchrige Dach haben einige Probleme bereitet, erzählt Hans Ramp. Und auch die Wiederherstellung des Balkons, von dem das Paar gern den Sonnenuntergang über der Elbe genießt, sei ein hartes Stück Arbeit gewesen. „Es hat viele Stunden gedauert, doch jetzt ist alles gesichert“, sagt Hans Ramp. Trotzdem wäre er gern schon ein bisschen weiter. Eine Mauer auf der Rückseite des Schlosses und auch das Nebengebäude sind noch eingerüstet – es fehlt an der richtigen Farbe. „Die Farbe, die wir zuletzt bekommen haben, ist nicht dieselbe“, sagt Anneke Ramp. Die Firma habe die Zusammensetzung geändert, wodurch sich auch der Farbton geändert habe. Seit Wochen schon warten die Schlossbesitzer auf eine Lösung – und verlieren dadurch wertvolle Zeit. Denn die schönen Tage neigen sich dem Ende entgegen. Und ob das Wetter im Herbst trocken genug für die Arbeiten an der Fassade ist, darauf will sich Hans Ramp nicht verlassen.

Er und seine Frau sind eigentlich diplomierte Landwirte und bewirtschafteten zuletzt einen Milchvieh-Betrieb in Tschechien. Mit dem Erlös aus dem Verkauf finanzieren sie sich nun ihre zweite Karriere als Schlossbesitzer. Die Denkmale in Wendischbora bei Nossen und Msene-lazne in Tschechien haben sie bereits saniert. Bobersen ist Schloss Nummer drei, das sie komplett in Eigenregie – also ohne Fremdfirmen und Fördermittel – in Angriff nehmen. Im April dieses Jahres haben sie mit den Arbeiten an dem etwa 320 Jahre alten Ensemble begonnen. Seitdem pendeln sie oft zwischen ihren Schlössern hin und her, weil auch die anderen Denkmale gepflegt werden müssen. Oft übernachten sie aber auch schon in Bobersen. Im Schloss wurden dafür bereits einige Zwischenwände herausgerissen. Wasser und Elektronik liegen teilweise schon an, es gibt eine funktionierende Toilette und auch schon ein paar Betten im Schloss. Der Innenausbau gehe derzeit aber noch schleppend voran. „Wir machen nur was in den Räumen, wenn es draußen regnet“, sagt Anneke Ramp. Erst im späten Herbst beziehungsweise im Winter will man die einzelnen Zimmer herrichten, zunächst in schlichtem Weiß und mit den typischen Rundbögen über den Fenstern. Aktuell stehe für sie aber erst einmal der Außenbereich im Vordergrund. Die Fassade des Nebengebäudes steht ganz oben auf der Prioritätenliste, genau wie die Entbuschung des Innenhofes und der Einbau der neuen Holzfenster.

Vielleicht schon im Frühjahr sei man mit der Sanierung in Bobersen fertig, hofft Hans Ramp und erklärt im gleichen Atemzug, dass die Arbeiten an einem Schloss eigentlich nie enden. Ihren Reiz haben die alten Häuser für die Ramps trotzdem nicht verloren. Weitere Schlosskäufe sind sehr wahrscheinlich.