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Schloss für einen Euro zu haben

Der Kreis hat Wechselburg in einem Immobilienkatalog inseriert. In München soll so ein Investor gefunden werden.

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© Miskus

Von Tina Soltysiak

Wechselburg/München. „Wechselburg: Ein Schloss – eine Gelegenheit.“ Mit diesem Spruch wirbt der Landkreis in einem Immobilienkatalog für das seit 2004 leerstehende Gebäude. Das Landratsamt Mittelsachsen ist bereit, das Schloss zum symbolischen Preis von einem Euro zu verkaufen. „Bedingung ist dafür die Gewähr von Investitionen seitens des Käufers. Bereits vorhandene Architekturleistungen und Nutzungskonzepte können bereitgestellt werden“, heißt es in der Anzeige. Diese ist in einem Katalog zur Expo Real Immobilienmesse abgedruckt, die von Dienstag bis Donnerstag auf der Messe in München stattfindet.

Horrende Baukosten

Zu sehen ist ein Luftbild des Areals. Die Immobilie wird mit folgenden Worten angepriesen: „Schloss Wechselburg, gelegen im romantischen Tal der Zwickauer Mulde, sucht einen neuen Besitzer. Eingebettet in einen Landschaftspark, angrenzend an die bedeutende Basilika suchen wir für das Schloss Wechselburg Investoren.“

Dazu stehen noch einige Fakten: Die Bruttonutzfläche beträgt 6 720 Quadratmeter. Das Gelände sei medienseitig erschlossen, eine Außenfläche ist vorhanden. Abschließend steht ein Satz, der für potenzielle Käufer besonders wichtig sein dürfte: „Denkmalpflegerische Auflagen führen nicht zu einer Erhöhung der Baukosten.“

Rund 14 Millionen Euro würde die Sanierung des Schlosses kosten. Vor einigen Jahren wäre sie fast gelungen, Investoren waren gefunden. Aber dem Landkreis fehlte das Geld. Drei Millionen Euro auf sechs Jahre verteilt hätte er aufbringen müssen. Doch mehr als für die nötigsten Unterhaltungsmaßnahmen aufzukommen, sei nicht drin, hatte Kreissprecher André Kaiser kürzlich auf DA-Nachfrage erklärt.

Das Landratsamt als derzeitiger Eigentümer ist für die Verkehrssicherungspflicht zuständig. Die Bausubstanz des einst prunkvollen Barockschlosses verfällt zusehends. Gesteinsbrocken fallen herab. Efeu und anderes Grün bahnen sich ihren Weg durch Mauerritzen ins Innere. Damit dringt auch weiter Feuchtigkeit ein. Durch das Dach, das der Kreis sichern ließ, läuft laut Werner Sieber dennoch Wasser.

Werner Sieber ist der ehemalige Geschäftsführer der „Sehenswerten Drei“, der Schlösser Augustusburg und Lichtenwalde sowie der Burg Scharfenstein. Im Ruhestand engagiert er sich nun ehrenamtlich für die Belange von Schloss Wechselburg. Er ist deshalb als Beauftragter des Landratsamtes in der Anzeige als Ansprechpartner aufgeführt.