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Schlichten für den Erfolg

Mediatoren helfen, Konflikte in Firmen zu lösen. Eine Bannewitzerin ist dafür in der Region unterwegs.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Verena Schulenburg

Bannewitz. Ein falsches Wort, ein unfreundlicher Blick. Schnell kann sich eine ungemütliche Situation hochschaukeln und daraus ein Konflikt entstehen, der das Arbeitsklima belastet. Wenn zwei sich streiten, freut sich in diesem Fall kein Dritter. Diese Erfahrung hat Christine Neumann gemacht. Die Bannewitzerin arbeitet als Mediatorin beim Zentrum für Mediation und Kommunikation in Dresden. Ihre Aufgabe ist es, Konflikte in den Unternehmen der Region zu lösen. Auch südlich der Landeshauptstadt, im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, saß Christine Neumann schon öfter Streitparteien gegenüber und half, zu schlichten. Genau das ist das Ziel der Mediatoren: Die streitenden Parteien sollen mithilfe der Mediation wieder gut miteinander auskommen. „Beim Rechtsbeistand ist das oftmals nicht der Fall“, erklärt Christine Neumann. Vor Gericht fällt lediglich ein Urteil. Wer aber die Hilfe eines Mediators in Anspruch nimmt, der sucht eine Lösung für das Problem und für alle Beteiligten. „Es soll wieder ein Vertrauensverhältnis hergestellt werden“, sagt Christine Neumann. Hinzu komme, dass Gerichtsurteile oftmals teurer zu Buche schlagen, als das Honorar, das für die Arbeit des Mediators fällig wird.

Ein Angebot, das nach ihrer Beobachtung auch immer öfter von Firmen genutzt werde, „in jeder Branche und überall dort, wo eben Menschen zusammenarbeiten“, sagt sie. Um dem Bedarf nach Konfliktlösung gerecht zu werden und Firmen beratend zur Seite zu stehen, hat der Bundesverband für Mediation in Wirtschaft und Arbeitswelt kürzlich eine Regionalgruppe in Dresden gegründet, die sich um das Konfliktmanagement regionaler Firmen kümmern möchte.

Der Grund: Konflikte in Firmen – egal, ob unter Mitarbeitern oder zwischen Angestellten und Chefetage – führen zu Frustration. „Oft fühlt sich ein Mitarbeiter vernachlässigt, andere werden bevorzugt“, schildert Christine Neumann ihre Erfahrungen. Aber auch wenn Chefs Vorurteile gegenüber Mitarbeitern haben, quasi in Schubladen gedacht wird, dem einen Mitarbeiter beispielsweise tolle Aufgaben anvertraut werden und ein anderer immer wieder leer ausgeht oder anders herum: wenn auf Mitarbeiter ständig alle Aufgaben abgewälzt werden, aber auf einen bestimmten Kollegen wird Rücksicht genommen. „Das kann auf Dauer zu Konflikten führen“, erklärt Neumann. Sturheit, Desinteresse und Resignation können die Folgen dieser Unzufriedenheit sein. „Die Symptome sind oft ähnlich, auch wenn die Ursachen für Konflikte natürlich immer andere sind“, sagt Christine Neumann.

Betreffende Mitarbeiter seien auch öfter krank. „Oft äußert es sich im Krankenstand der Arbeitnehmer, wie ein Unternehmen Konflikte bewältigt“, erklärt die Bannewitzerin, die längere Zeit im Personalbereich gearbeitet hat und dabei auch mit dem Thema in Berührung kam. Im Extremfall, erklärt sie, sei das wirtschaftliche Wohlergehen und die Existenz von Firmen davon abhängig, ob sie zwischenmenschliche Probleme lösen können. „Oftmals ist es auch ein Generationenproblem“, sagt Christine Neumann. Das aktuelle wirtschaftliche Wachstum trage dazu bei, dass sich Arbeitsabläufe und auch Aufgaben ändern. „Mitarbeiter müssen heute agiler sein und selbstständiger arbeiten als früher“, sagt Neumann. Während jüngere Arbeitnehmer sich diesen neuen Anforderungen schneller anpassen können, sei es für die ältere Generation schwieriger.

Ob mithilfe von Mediation tatsächlich Firmen wieder wirtschaftlich zum Aufschwung verholfen werden kann, ist aber nur schwer nachzuweisen. „Dazu werden keine Daten erhoben“, sagt Lars Fiehler von der Industrie- und Handelskammer Dresden. Angesichts der wachsenden Konjunktur in der Region seien auch immer weniger Insolvenzen zu verzeichnen, erklärt er. Neben kaufmännischen Aspekten sei es aber durchaus möglich, dass auch zwischenmenschliche Konflikte dazu führen können, dass eine Firma schließt. Die Gründe seien verschieden. Ginge es nach Christine Neumann, müsse es dazu nicht kommen – zumindest nicht, wenn die Probleme mit Gesprächen zu lösen sind.

Anlässlich des internationalen Tages der Mediation am 18. Juni lädt das Zentrum für Mediation und Kommunikation Dresden einen Tag davor, am Sonnabend, dem 17. Juni, von 10 bis 13 Uhr zu einer kostenfreien Info-Veranstaltung an die Räcknitzhöhe 35a, 2. Etage, in Dresden ein.