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Schlemmen, schwatzen, schlucken

Der größte Kochwettbewerb im Freistaat wurde auf dem Schloss Proschwitz in seine achte Runde geschickt.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Alexandra versüßt das Warten. Die Cuvée-Alexandra in diesem Fall. In wenigen Minuten sollen im herrschaftlichen Treppenhaus von Schloss Proschwitz die achten Kochsternstunden eröffnet werden. Hinter dem Titel verbirgt sich der größte Kochwettbewerb Sachsens.

Bis es so weit ist, wird kräftig geschnackt. Tapfer spielt die Jazzband Germi Rieß gegen das Mitteilungsbedürfnis der Gäste an. Kochsternstunden-Erfinder Clemens Lutz im dunklen Anzug mit Einstecktuch verteilt Küsschen, stößt an, setzt hier eine Pointe, hört dort aufmerksam zu. Ein bisschen wirkt der Beginn des Abends wie ein verspäteter Neujahrsempfang, bei dem sich alle eine Menge mitzuteilen haben.

Wiedersehen mit alten Bekannten

Ein Großteil der Gäste ist aus Dresden angereist. Das zeigen die Nummernschilder der vielen Autos vor dem Schloss. Event-Koch Silvio Escher zählt zu den Gästen, die ihr Beruf unmittelbar mit den Kochsternstunden verbindet. Escher dürfte an Meißen noch die besten Erinnerungen haben. Mit seinem Feinschmeckerrestaurant Zensur im Hotel Goldener Löwe schafft er es in den Gault Millau. Mittlerweile arbeitet er freischaffend, bekocht immer wieder Prominente.

Angetreten ist erneut die Chefin der Rosenschänke aus Gombsen in Kreischa Evelyn Walther. Vergangenes Jahr konnte ihr Haus die Goldene Gabel der Kochsternstunden erringen. Zeichner und Designer Kay Leonhardt drückt Evelyn Walther als Titelverteidigerin beide Daumen, nicht zuletzt, weil die Rosenschänke für ihn als Röhrsdorfer gleich um die Ecke liegt.

Es braucht ein kräftiges Kling-Klang der Gläser, um die schwatzende Menge zumindest kurz zum Schweigen zu bringen. Kochsternstunden-Erfinder Clemens Lutz verzichtet auf eine lange Rede. „Tun Sie etwas für die Gastronomie in der Region“, fordert er die Gäste auf. Seit Freitag gibt es dazu in 34 Restaurants die Gelegenheit. Das Grundprinzip: Die Gäste können sich selbst als Testesser betätigen. Bis zum 20. März ist es an ihnen, sich ein Urteil über die teilnehmenden Küchen zu bilden und diese vor allem zu bewerten.

Schwarz lackierte Eier

Als Schirmherr lässt sich Georg Prinz zur Lippe nicht lange bitten. Beherzt greift er mit Frau Alexandra Prinzessin zur Lippe zu einem der schwarz lackierten Eier, die auf einem durch Trockeneis dampfenden Tablett angeordnet sind. Im Inneren enthält die schwarz glänzende Schale Garnelen, Grünen Spargel und Sauce hollandaise. Da darf es gern noch ein zweites Ei sein.

Eine Auswahl der Kochsternstunden-Restaurants gibt an diesem Abend in Proschwitz eine Kostprobe ihres Könnens. Die Häppchen sind etwas kleiner, dafür jedoch umso feiner. Dazu wird Proschwitzer Wein kredenzt, ganz sicher ohne Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Weinguts-Chef Georg Prinz zur Lippe fühlt mit seinen Kollegen in Diesbar-Seußlitz und Meißen, wo mit Insektiziden belasteter Wein aufgetaucht ist. Das Thema soll jedoch nicht diesen Abend dominieren.

Jeder darf mitmachen

Was dem Prinzen besonders an den Kochsternstunden gefällt? „Es darf jeder ein Menü anbieten, der möchte“, sagt der Schirmherr der Veranstaltung. Die Teilnahme ist nicht auf Sterne-Restaurants beschränkt. Wer es sich zutraut, kann mitmachen. Ein Adliger lobt das egalitäre Prinzip. Wer hätte das gedacht? Von den zwölf neuen Adressen in diesem Jahr liegen sechs teils weiter entfernt von Dresden. Mit von der Partie sind zum Beispiel erstmals das Seehaus Cospuden im Landkreis Leipzig sowie das Restaurant St. Andreas im erzgebirgischen Aue. Der Küchen-Wettbewerb breitet sich von seinem Geburtsort Dresden allmählich immer weiter über Sachsen aus. Er könne sich vorstellen, dass diese Idee auch in anderen Bundesländern auf Anklang stoßen könnte, so Schirmherr Georg Prinz zur Lippe.

Für Meißen oder Meissen halten die Organisatoren der Koch-Konkurrenz übrigens eine ganz besondere Überraschung bereit. Sauerbraten-Weltmeister Silvio Escher hat sich mit seinem bekannten Kollegen Mario Pattis zusammengetan. An vier Tagen werden die beiden Spitzenkönner in der Porzellan-Manufaktur Meissen einmalig ein Restaurant aufpoppen lassen. Das Programm verhilft dem Projekt gleichzeitig zu seinem Namen. „Pop Up“ soll der Kurz-Zeit-Speisetempel heißen.

Alle Menüs der 34 Restaurants mit Preisen und Speisenfolge können im Kochsternstunden-Menüheft nachgelesen werden.

18 000 der Hefte liegen überall aus, wo es um gutes Essen und Trinken geht.

Die Menühefte könne unter [email protected] bestellt oder von der Internet-Seite www.kochsternstunden.de heruntergeladen werden.