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Schlechtes Jahr für Soja-Bauern

Die „Frucht der Zukunft“ hat es hierzulande schwer. Selbst bei den Sojabohnen-Befürwortern ist die Stimmung diesmal getrübt.

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© Anne Hübschmann

Von Jörg Richter

Großenhain. Soll er die Mähdrescher rausschicken oder lieber Kraftstoff sparen? Bernd Ziemann, der Vorstandsvorsitzende der Agrargenossenschaft Bauda, war sich gestern Vormittag noch nicht darüber schlüssig. Wie auch andere Soja-Bauern überlegt er, die Pflanzen lieber stehen zu lassen. Die Soja-Preise sind im Keller und die Erträge auf den Feldern schlecht. „Wir wollten eigentlich Schrot draus machen, um es im Winter zu verfüttern. Das hatte bisher gut funktioniert. Doch in diesem Jahr haben wir die Sojaernte verkauft“, erzählt er.

Die Agrargenossenschaft Bauda ist einer der hiesigen Vorreiter in Sachen Sojabohnenanbau. Von den rund 250 Hektar im Kreis Meißen haben die Baudaer allein 45 Hektar angepflanzt. „Wir sammeln immer noch Erfahrung“, sagt Ziemann. Die ersten beiden Jahre seien vielversprechend gewesen. Doch dieses Jahr war nicht optimal für die Sojapflanzen, die Sonne und feuchte Böden brauchen. Die Hitze und hinterher der viele Regen hätten die Erträge niedrig ausfallen lassen.

Sojabohnen werden in Sachsen vorwiegend als Schweinefutter verwendet. „Dafür unbehandelte Sojabohnen zu benutzen, lohnt sich nicht“, sagt Dr. Manfred Weber von der sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Denn das gebe bis zu 30 Prozent Leistungseinbußen bei Ferkeln. Sprich: Sie wachsen langsamer.

Sojaschrot ist für die Schweine wesentlich besser verdaulich

Also müssen die Sojabohnen geschrotet, geröstet oder getoastet werden. Wobei Sojaschrot für die Schweine wesentlich besser verdaulich sei, so Weber. Das haben Untersuchungen der Landesanstalt ergeben, deren Ergebnisse Weber jetzt in Großenhain vorstellte.

Doch das ist ein Aufwand, den viele Bauern scheuen. So auch Thomas Tillig von der Agrargenossenschaft Ebersbach, der Webers Vortrag im Großenhainer Landwirtschaftsamt verfolgte. „Die Soja-Produktion lohnt sich für uns nicht“, sagt er. „Sie ist im Vergleich zu Mais und Getreide viel zu teuer.“ Außerdem wären die klimatischen Voraussetzungen hier nicht die idealsten für die Soja-Pflanzen. Die Großenhainer Pflege zählt als eine der trockensten Gegenden Sachsens.

„Wir haben uns die Schweinefütterung einfacher vorgestellt“, sagt Ziemann. Behandelte Sojabohnen können nur als Futterzusatz dienen und andere Getreidearten nicht komplett ersetzen. Sonst wird das Fleisch zu fettig, weiß Weber.

Außerdem stehe die nächste Toasterei, wo die Sojabohnen verarbeitet werden können, in Halberstadt (Sachsen-Anhalt). Für den Transport dorthin und zurück plus Toasten würden hiesige Bauern rund 100 Euro pro Tonne benötigen. Das würde sich nicht lohnen, so Ziemann. Deswegen favorisiert er das Schroten.

Der Anbau von Sojabohnen steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen

Auch wenn die Sojaernte in diesem Jahr gering ausfällt, weiß der Chef der Baudaer Agrargenossenschaft um die Vorteile der Pflanze, die weltweit als „Lebensmittel der Zukunft“ bezeichnet wird. „Die Soja-Bohne ist eigentlich eine gute Frucht“, sagt Ziemann. „Man spart Dünger und Pflanzenschutzmittel.“ Das bestätigt auch Weber. Die Fruchtfolge mit Sojabohnen sei kein Problem. „Im Gegenteil“, sagt Weber. „Der Anbau von Sojabohnen kann für die späteren Erträge anderer Getreidearten durchaus förderlich sein.“

Dennoch steckt der Anbau von Sojabohnen in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Bundesweit werden sie gerade mal auf 15 000 Hektar angepflanzt. Am meisten in den Flusstälern von Bayern und Baden-Württemberg, wo es feucht und warm ist. Soja-Europameister sind die Rumänen, wo 130000 Hektar angebaut werden, gefolgt von den Italienern (120 000 ha) und den Franzosen (70 000 ha).

Die Soja-Lobby in Deutschland spricht von einer „rasanten Entwicklung“ im Bundesgebiet. 15 Prozent mehr Anbaufläche im Vergleich zum letzten Jahr seien ein Indiz dafür. Doch Weber ist weniger überschwänglich. „Da muss sich noch viel tun, damit Sojabohnen für die Futtermittelindustrie interessant werden“, sagt er.

„Die Produktionskosten der Sojabohnen sind nicht hoch, aber ertragsmäßig müssen wir zulegen“, so Ziemann. Er gibt nicht auf. Aber Konsequenzen zieht er schon aus diesem Jahr. „Wir werden unseren Soja-Anbau etwas reduzieren. Aber wir müssen dranbleiben!“ Sein Entschluss steht fest. Er schickt die Mähdrescher raus auf das Feld.