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Schlechte erklärt seinen Krematoriums-Post

Der Meißner Stadtrat Jörg Schlechte bereut seinen „schlimmen Fehler“ bei Facebook. Sachsens CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer findet deutlichere Worte. Die Grünen erstatten Anzeige.

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© Archiv/Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. In einem Gespräch mit der SZ hat der Meißner CDU-Stadtrat Jörg Schlechte die Empfehlung des Meißners Krematoriums für einen gewalttätigen Flüchtling aus Eritrea am Freitagnachmittag als „schlimmen Fehler“ bezeichnet. Nichts habe ihm jedoch ferner gelegen, als den Eritreer ins Krematorium stecken zu wollen.

Er sei sehr verärgert gewesen, dass der Flüchtling im sicheren Deutschland einen Selbstmordversuch unternommen habe und sein Zimmer anzündete. Darauf hätten die Sätze abgezielt. Später habe er bemerkt, dass dies völlig unverständlich sei.

Im Mitteldeutschen Rundfunk äußerte sich der Generalsekretär der sächsischen CDU, Michael Kretschmer, zu dem Vorfall: „Der Facebook-Kommentar ist dumm und eine unsachliche Provokation, die in keiner Weise angemessen ist. Das hat die örtliche CDU dem Betroffenen klargemacht, der daraufhin den Kommentar gelöscht hat.“

Die Christdemokraten vor Ort schließen sich dieser Aussage an. Generalsekretär Kretschmer habe gegenüber MDR Sachsen alles gesagt, so der Kreisverbandsvorsitzende Ulrich Reusch. Schon in der Vergangenheit hatte sich die CDU im Kreis Meißen gegenüber Rechtsabweichlern milde verhalten. So zogen etwa die ausländerfeindlichen Äußerungen des Meißner Ex-Stadtrates Thomas Tallacker keinen Ausschluss, sondern eine Rüge nach sich. Der Handwerker ist bis heute Mitglied der Partei.

Der sächsische Landesvorsitzende der Bündnisgrünen Jürgen Kasek verurteilt die milden Reaktionen aus der CDU auf den Krematoriums-Facebook-Post von Stadtrat Jörg Schlechte: „Es kann nicht sein, dass Michael Kretschmer Forderungen aus den Reihen der CDU Sachsen, die an die schrecklichen Euthanasieverbrechen der Nazis im Dritten Reich erinnern, als ‚dumm‘ und ‚unsachlich‘ herunterspielt“, so Kasek.

Nach den unzähligen menschenverachtenden Entgleisungen durch Schlechte reiche das Löschen von einem Post nicht mehr aus. Die CDU Sachsen sowie die CDU Meißen müssten sich endlich zur Menschenfreundlichkeit bekennen. Dem Verhalten von Jörg Schlechte sollten sie sich klar entgegenstellen, statt es nur herunterzuspielen.

Damit der Eintrag des Meißner CDU-Stadtrates auf Strafbarkeit geprüft wird, hat der Meißner Grünen-Kreisrat Martin Oehmichen eigenen Angaben zufolge am Freitagvormittag Strafanzeige bei der Polizei erstattet.