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Schlechte Aussichten für Tausende Infinus-Anleger

Die Immobilien des Finanzdienstleisters sind ein Vermögen wert. Doch das fällt in der Insolvenz großteils an Banken.

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© Matthias Rietschel

Von Ulrich Wolf

Dresden. Die mindestens 25.000 Kapitalanleger des Dresdner Finanzdienstleisters Infinus müssen eine weitere schlechte Nachricht verdauen: Aus der Verwertung der Immobilien der weitgehend zahlungsunfähigen Firmengruppe wird für die Anleger kaum etwas übrigbleiben.

Nach SZ-Recherchen gehören der Infinus-Gruppe mindestens 44 Immobilien in Dresden, Freital und Pirna. Dabei handelt es sich überwiegend um Mietshäuser mit sechs bis fünfzehn Wohnungen. Aber auch Stadtvillen sowie Reihenhäuser gehören dazu. Den Wert der Objekte schätzen Experten auf 50 bis 60 Millionen Euro. Dieser potenzielle Erlös „wird jedoch mindestens zur Hälfte an Banken abfließen“, heißt es in Kreisen jener fünf Wirtschaftskanzleien, die mit der insolvenzrechtlichen Aufarbeitung des Infinus-Falls beschäftigt sind.

Zu den Banken gehören die Deutsche Kreditbank AG in Berlin (DKB), die Volksbank Bautzen sowie der ebenfalls genossenschaftlich organisierte Immobilienfinanzierer WL-Bank in Münster. Während die Volksbank Bautzen einräumte, „höchstens zehn Objekte“ der Infinus-Gruppe finanziert zu haben, wollten sich die DKB und WL-Bank nicht so dezidiert äußern – auf gezielte Nachfrage kam jedoch auch kein Dementi. Nach SZ-Informationen hat das Lausitzer Geldhaus Kreditverträge für rund neun Millionen Euro abgeschlossen. Vorstand Karl Otto sagte, nicht eine Infinus-Immobilie sei ein Risikoobjekt. „Wir kriegen unser Geld schon wieder zurück“, so Otto. Die DKB soll mit etwa 14 Millionen Euro dabei sein, die westfälische WL-Bank mit gut fünf Millionen.

Der auf den Handel mit Versicherungen spezialisierte Finanzdienstleister Infinus, dessen Geschäft seit einer Razzia Anfang November vorigen Jahres brachliegt, hatte vor gut vier Jahren begonnen, verstärkt in Immobilien zu investieren. Dabei kam es zu einer intensiven Geschäftsbeziehung mit einem der größten Immobilienmakler Dresdens, der Richert & Oertel GmbH. Firmenchef Michael Oertel zufolge vermittelte sein Unternehmen von 2009 bis 2012 Immobilien im Wert von etwa 35 Millionen Euro an Infinus.

Fünf Manager und ein Aufsichtsrat der Firmengruppe sitzen seit fast einem Vierteljahr in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, beim Verkauf von Finanzprodukten falsche Prospektangaben gemacht zu haben. 25.000 Kunden mit einer Anlagesumme von 400 Millionen Euro sollen betroffen sein. Nach SZ-Informationen liegt die Anzahl der Gläubiger jedoch bei mindestens 35.000; ihre Forderungen summieren sich auf gut eine Milliarde Euro. Die Insolvenzverfahren über 17 Infinus-Firmen werden wohl im Frühjahr eröffnet.

›› Chronologie: Was seit dem Bekanntwerden des Finanz-Skandals geschah