Merken

Schlaurother Hochwasserschutz versickert in der Warteschleife

Nach einem Graben-Bau ruht das Projekt. Weil Geld fehlt. Deshalb müsste aber nicht auch die Gesprächsbereitschaft des Rathauses ruhen, findet der Ortschaftsrat.

Teilen
Folgen
© Nikolai Schmidt

Von Ralph Schermann

Der Ortschaftsrat Schlauroth ist sauer. Unter anderem auf Gereon Sauer. Der Gewässerverantwortliche des Görlitzer Tiefbauamtes war gebeten worden, auf der jüngsten öffentlichen Ortschaftsratssitzung den Stand des Schutzes vor Oberflächen-Hochwasser nach Bau des Grabens an der Schlaurother Straße einzuschätzen. Doch die Tagesordnung enthielt diesen angekündigten Punkt nicht mehr. Das Rathaus hatte eine Teilnahme abgesagt.

Der Grund: Es gäbe keine neuen Erkenntnisse, also auch keinen Gesprächsbedarf. „Es gäbe nicht nur keine Fördermittel, es gäbe auch keinen Punkt im Haushaltsplan bis 2018, um sich damit weiter zu beschäftigen“, informierte Schlauroths Ortsvorsteher Bernd Wünsche.

Die Räte sahen das anders: Man müsse dennoch über Strategien reden, über das Konzept und über die bereits zugesagten Berechnungen von Wassermengen und Brückenlasten. Ist das einmal angestrebte Rückhaltebecken noch aktuell? Und warum ist die für 2017 vereinbarte Bepflanzung des Walles neben dem Schutzgraben auf unbestimmte Zeit verschoben worden?

Es gäbe schon Fragen über Fragen, waren sich die Ortschaftsräte einig. Zudem informierte Bernd Wünsche, jüngst auch erst bei einem Treffen mit OB Siegfried Deinege darauf verwiesen zu haben, dass noch immer keine Lösung für die Sanierung der maroden Brücke auf der teilgesperrten Dorfstraße in Sicht sei – und auch nicht sein wird, solange das Hochwasserproblem nicht entsprechend geklärt werde.

Der Glaube der Räte an eine zeitnahe Hilfe durch die Verwaltung scheint zu bröckeln. Dabei schien alles schon einmal zu schön, um wahr zu sein: Wild von der Landeskrone über Felder fließendes Schmelz- und Regenwasser sollte in Schlauroth keinen mehr ängstigen. Der erste Abschnitt eines ausgleichenden Bauwerkes wurde beschlossen, eine Empfehlung des Ingenieurbüros für Boden und Wasser Possendorf. „Danach soll das Oberflächenwasser mit einer Kombination aus Straßengraben und Schutzstreifen ausgebremst werden“, erklärte einst Gereon Sauer. Das würde reichlich 100 000 Euro kosten, und davon seien rund 69 000 Euro Fördermittel.

Tatsächlich wurde ab Juni gebaut. Es entstand ein 372 Meter langer Entwässerungsgraben an der Schlaurother Straße bis zur Ausweiche an den einstigen Pappeln. Zwischen Graben und Feld wurde ein Windschutzstreifen angelegt, alles zusammen in etwa acht Meter Breite. Das aus dem bis zu vier Meter breiten Graben gewonnene Erdreich dient gleich daneben als ausbremsender Wall. Der Graben wurde flach angelegt und ausgeschottert. So muss sich das Wasser an jedem Stein stoßen, die Fließgeschwindigkeit wird geringer.

Doch so gewaltig das aussieht – es ist nur ein kleiner Schritt. „Dem müssen noch viele folgen“, dämpfte Gereon Sauer schon im Sommer zu hohe Erwartungen. Denn um alle Empfehlungen der Studie umzusetzen, wären 650 000 Euro und mehr erforderlich. Schließlich endet der Graben am Durchlass unter der Straße, und hinter diesem muss erst noch dafür gesorgt werden, dass das Wasser keine Schäden mehr in der Ortsmitte anrichtet. Dort empfehlen die Gutachter weitere Gräbenanpassungen, die Nutzung von zwei weiträumigen Wasserausbreitungsflächen und letztlich an einem Tiefpunkt ein etwa 3 000 Kubikmeter fassendes Rückhaltebecken. Allein das koste 350 000 Euro. Noch gibt der kommunale Haushalt das nicht her, noch sind auch keine Fördertöpfe gefunden. „Doch wenn man nicht weiter darüber im Gespräch bleibt, versickert so manches Vorhaben“, ist sich Ortsvorsteher Wünsche sicher und hätte deshalb Gereon Sauer gern zur jüngsten Sitzung mit am Tisch gehabt.

Dann hätte er ihm auch am 25. September geschossene Fotos gezeigt. Und die Ortschaftsräte Andreas Staude, Hubertus Prentkowski sowie Jens Tempel hätten dem Gewässerfachmann geschildert, was sie an jenem Tag sahen: „In Höhe des Wanderweges zur Landeskrone lief der Regen nicht wie gewollt in den Graben, sondern schoss erneut auf die Fahrbahn. Es war nur mäßiger Regen, sodass wir vor Starkregen schon wieder Befürchtungen haben: Bahnt sich das Wasser über die Fahrstraße nach Schlauroth, sind auch trotz des neuen Grabens Überschwemmungen der ersten Grundstücke nicht auszuschließen.“

Es sei ja möglich, dass das Rathaus über „keine neuen Erkenntnisse zum Thema Hochwasserschutz“ verfüge, räumte der Ortsvorsteher ein. „Wir aber haben sie.“