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Schlauroth will neue Wege gehen

Abseits der Hauptstraßen wartet der Ortschaftsrat auf gefahrlose Wander- und Radverbindungen. Er wartet schon lange.

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© Archivfoto: Ralph Schermann

Von Ralph Schermann

Schlauroth als touristisches Wandergebiet? Warum nicht. Zumindest in Sachen Naherholung. Denn immerhin ist der kleine Ortsteil von Görlitz-Rauschwalde aus über den Geh- und Radweg vom St. Carolus-Krankenhaus aus längst gut zu erreichen, wird die Anbindung der Landeskronsiedlung über den Nelkenweg zunehmend genutzt, und seit einiger Zeit lockt vor allem der Trimm-dich- und Bienenlehrpfad so manchen Ausflügler an. Doch all das sind nur in sich begrenzte Wegstücke. Wie könnten diese erweitert und vor allem miteinander vernetzt werden?

Neu ist diese Frage nicht. Sie spielte schon in der Dorfentwicklungsplanung vor über 20 Jahren eine Rolle, als es noch um die Eingemeindung des Dorfes Schlauroth in die Stadt Görlitz ging. Seitdem ist durchaus einiges davon umgesetzt worden, etwa die Sanierung einiger Straßenteile und jüngst der nicht zu übersehende große Hochwasser-Schutzgraben. Anderes harrt noch immer der Erledigung. Wer über den Nelkenweg zum Stadtbus muss, beklagt dort eine fehlende Beleuchtung, vom direkten städtischen Nahverkehr wurde Schlauroth ohnehin abgeschnitten, und während auf der Dorfstraße der Verkehr seit Jahren zunimmt, fehlen dort noch immer Gehwege. „Sich mit Wegen außerhalb der Durchfahrstraßen zu beschäftigen, ist also nicht nur für potenzielle Wanderer wichtig, sondern auch für unsere Anlieger“, betont Ortsvorsteher Bernd Wünsche. Wichtig aus seiner Sicht wären bessere Angebote für Fußgänger und Radfahrer nach Markersdorf und Holtendorf, um Tagesklinik, Dorfmuseum, Gaststätte und Busanschlüsse auf der Görlitzer Straße unkompliziert und vor allem ungefährdet zu erreichen. „Manches haben sich die Leute ohnehin selbst schon erschlossen“, sagt Ortschaftsrat Jens Tempel schmunzelnd: „Man muss sich nur mal die Trampelpfade im Ort genauer anschauen.“

Während manches geduldet wird, wurden mittlerweile passende Planungen gründlich beerdigt. So besitzt die einstige B 6 ab Markersdorfer Flur keinen Fußweg. Bei der Vorbereitung der wahrscheinlich ewig auf die lange Bank geschobenen Umgehungsstraße S 111 a zwischen B 6 und Kunnerwitz gab es deshalb eine Zusage, den Teil zwischen Schlaurother Bahnbrücke und Anschluss Hoterberg zur Sackgasse zu erklären und zu einem passenden Rad- und Fußweg umzubauen.

Sowohl für Wanderer als auch für innerörtliche Verbindungen nützlich sehen die Ortschaftsräte Schlauroths eine Art Umwanderungsmöglichkeit, was durchaus bis auf wenige Stellen mit Hauptstraßenquerungen machbar sei. Darin würde auch eine Verbesserung des Lehrpfades eine Rolle spielen – nicht mehr über das befestigte Stück Kirchweg, sondern über eine jetzige Grünfläche direkt zur Schlaurother Straße könnte das erste oder letzte Stück – je nach Blickrichtung – führen. Dann würde man Nutzern eine direkte Anbindung zur Siedlung und weiter nach Rauschwalde bieten und die einzige Gefahrenstelle umgehen, nämlich die gehweglose und teils schwer einsehbare Kreuzung von Dorfstraße und Schlaurother Straße. Genau das ist bisher mit ein Grund dafür, dass so manche Görlitzer Grundschulklasse bei Wandertagen vom Bienenlehrpfad letztlich doch noch Abstand genommen hat.

Für all das will der Ortschaftsrat weitere Ideen prüfen sowie das Gespräch mit den angrenzenden Nachbargemeinden suchen. Eine städtische Landschaftsplanerin wies in der jüngsten Ortschaftsratssitzung zudem darauf hin, dass für endgültige Untersuchungen erst noch die verzweigten Flächeneigentumsverhältnisse zu ermitteln wären. Kurzfristig umzusetzen wären solche Ideen ohnehin nicht, denn in Anbetracht der derzeitigen städtischen Haushaltslage wirken sie für einen kleinen Ortsteil wie Schlauroth auch ein bisschen wie Luxus. Und in der Stadtverwaltung erfordert derzeit die Erarbeitung des aktuellen Landschaftsplanes für die Gesamtstadt so stark die Planer, dass für weitere Vorhaben ohnehin kaum Zeit sei.

„Dennoch müssen wir diese Themen immer wieder anstoßen, damit sie nicht irgendwann völlig in Vergessenheit geraten“, betont Ortschaftsrat Jens Schröter. Das sieht auch Ortsvorsteher Bernd Wünsche so: „Die Wegegestaltung ist jedenfalls durchaus sinnvoll. Da sind wir nicht gewillt, noch mal 20 Jahre zu warten.“