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Schlangestehen bis zur Revolution

In einer Serie erinnert die SZ an das Jahr 1989 im Altkreis Löbau. Heute: Was damals in der Zeitung stand.

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Von Gabriel Wandt

Am 17. November 1989 war der Löbauer Altmarkt voller Menschen. Die Friedliche Revolution war in der Stadt angekommen. Die Menschen sagten und zeigten deutlich, was ihre Meinung war. Sie wollten Veränderung. Wenige Tage später fand in der Eibauer Kirche eine bemerkenswerte Diskussion statt. Teilnehmer waren unter anderem Generaloberst Horst Brünner und der Eibauer Pfarrer Gotthilf Matzat, der hier das Neue Forum mitbegründete und sich bis heute politisch engagiert.

Ein Ausriss der Löbauer SZ vom 21. November 1989. Repro: SZ
Ein Ausriss der Löbauer SZ vom 21. November 1989. Repro: SZ

Was 1989 in Löbau, Ebersbach, Herrnhut oder Bernstadt wichtig war, fand auch den Weg in die Lokalausgabe der Sächsischen Zeitung. Damals galten für eine Zeitung deutlich andere Regeln als heute, und trotzdem sind die Zeitungsspalten aus jenem denkwürdigen Jahr ein wertvolles Zeitdokument. Jetzt, 25 Jahre später, haben die Mitarbeiter der Löbauer Lokalredaktion sich diese Zeitungsseiten angesehen. In einer heute beginnenden Serie werden wir vierzehn Tage lang rund um den 9. November davon erzählen, welche Themen es 1989 in die Löbauer Zeitung schafften. Dabei schauen wir sowohl auf die kleinen Dinge des Alltags als auch auf die großen Veränderungen, die sich im Laufe dieses denkwürdigen Jahres erst zögerlich, aber dann immer stärker auch in der SZ abbildeten. Wir erinnern daran, wie groß die Wohnungsnot war, mit welchen Mühen sowohl in der Löbauer Altstadt, aber auch in Süd II versucht wurde, neuen Wohnraum zu schaffen. Wir erinnern daran, dass Ebersbach 1989 zwar neue Trinkwasserleitungen bekam, die einzelnen Rohre aber nicht verbunden werden konnten, weil die richtigen Verbindungsgummis fehlten. Wir erinnern daran, wie zum Beispiel Gottfried Haschke sich in die Politik eingebracht hat, wie stundenlanges Schlangestehen ganz normal gewesen ist oder wie Medien auch im Raum Löbau das Wirtschaften in die eigene Tasche aufdeckten.

Der Blick auf das Jahr 1989 zeigt auch, wie anders, aber auch wie ähnlich sich der Alltag damals und der Alltag heute waren. 1989 wurde mit der Erschließung des Löbauer Wohngebiets Süd II begonnen. Die Wohnungen waren heiß begehrt. Nach der Wende wurden die Pläne abgewandelt, es entstand kein zweites Plattenbauviertel wie in Löbau-Ost. Trotzdem: Heute sagen manche Bewohner, dass sie nicht wieder dorthin ziehen würden. Sie fühlen sich abgehängt vom Rest der Stadt.

1989 wurde auch in der Zeitung über Diskussionen berichtet, wie die Oberlandkaufhalle in Ebersbach attraktiver für die Kunden werden kann. Vor dem Hintergrund der damaligen knappen Waren war das ein schwieriges Thema, doch um die Zukunft dieser Kaufhalle wird auch jetzt wieder gerungen. Denn der Nettomarkt, der dort zuletzt eingemietet war, hat im Januar 2014 geschlossen. Seither bemühen sich Stadt und Eigentümer darum, dass die Oberländer dort wieder einkaufen können.

Auch das Thema Kundenservice der Sparkasse bewegt die Gemüter sowohl 1989 als auch in den zurückliegenden Jahren. Vor 25 Jahren kam der erste Geldautomat nach Löbau. Für die Stadt war das eine große Sache. Heute ist das Normalität, doch als die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien vor wenigen Jahren nacheinander mehrere Filialen schloss, löste das heftige Proteste aus. An manchen Standorten blieben Bargeldautomaten als letzter Service stehen, doch sie reichten den Menschen nicht mehr.

Im November 1989 schließlich brach der Staat DDR zusammen, die Menschen hatten ihn mit einer friedlichen Revolution zu Fall gebracht. Auch in Löbau gab es eine große Kundgebung, das Neue Forum meldete sich lautstark zu Wort. Neue Weichen in Richtung Zukunft wurden gestellt. Davon erzählen die kommenden Ausgaben der Löbauer SZ.

Lesen Sie am Montag: Wie 1989 die Erschließung von Löbau Süd II begann.