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Schlange stehen an Werners Gartenbahn

Löbaus beliebte Dampflok ist mit Volldampf in ihre 42. Saison gestartet. Einst war sie die erste Privatbahn der DDR.

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© Markus van Appeldorn

Von Markus van Appeldorn

Löbau. Manfred Werners Worte klingen so gar nicht optimistisch „Man muss ja froh sein, wenn überhaupt noch jemand kommt“, sagt er, als er am Sonnabendmorgen das Gatter zu seinem Garten am Lauchaer Weg in Löbaus Schrebergartensiedlung öffnet. Na, wenn er sich da mal nicht getäuscht hat. Denn als „Werners Gartenbahn“ am vergangenen Wochenende zur „Fahrt in den Frühling“ einlud, war sie sofort wieder die kleine große Sensation für die kleinen und großen Löbauer. Zeitweise standen die Fans Schlange für eine Mitfahrt. Und im Biergarten seines Gartenbahnhofs war auch kein Platz mehr frei.

Dabei hatte Manfred Werner um den pünktlichen Saisonstart bangen müssen. „Wir hatten Probleme mit dem Wasser. Es hat zu spät geregnet“, sagt er. Deshalb hatte er in den Tagen davor noch einen Gartenschlauch von seinem Wohnhaus legen müssen, damit seine Krauss-Dampflok von 1924 ja nicht verdurstet.

Im 42. Jahr zieht „Werners Gartenbahn“ nun ihre 200 Meter langen Kreise auf den Gleisen in 600 Millimeter Spurweite. Die Zusammenstellung des Zuges hält sich ziemlich korrekt an ein historisches Vorbild. Der berühmte „Adler“, 1835 Deutschlands erste Eisenbahn, hatte einfache offene Personenwagen im Schlepp. Und als Frachtgut folgte gleich hinter der Lok damals ein Fass Bier. Gutes „Löbauer Bergquell“ verspricht auch der kleine Kesselwagen in Manfred Werners Zug. Allerdings täuscht hier die Optik über den Inhalt. Als Lok für eine Personenbahn war Werners kleine bayerische Dampflok dabei nie vorgesehen. Einst tat sie ihren Dienst auf einer Feldbahn. „Auch beim Bau mancher Eisenbahnstrecke in Löbau wurden solche Lokomotiven für Bauzüge verwendet“, erklärt Marian Sommer vom Feldbahnmuseum Herrenleite bei Pirna. Er hilft oft bei „Werners Gartenbahn“ aus, um die nostalgische Technik zu pflegen und zu erhalten. In den 1970er-Jahren seien dann auch in der DDR die meisten dieser Dampflokomotiven ausgemustert und verschrottet worden.

Doch das 55 PS starke Schnauferl von Manfred Werner begründete 1976 in der DDR etwas nie Dagewesenes. „Das war die erste private Eisenbahn, die in der DDR existiert hat“, sagt Marian Sommer. Das habe damals schon für genügend Behördenkram gesorgt. Aber freilich war von einer Schmalspurbahn, die immer bloß im Kreis fährt, auch keine kapitalistische Konkurrenz zum Staatsbahnbetrieb der damaligen Deutschen Reichsbahn zu erwarten. Dabei ist Manfred Werner nicht mal Eisenbahner. „Ich habe früher Nähmaschinen repariert. Das ist ja so etwas Ähnliches“, sagt er.

Ein reicher Eisenbahn-Tycoon ist Manfred Werner jedenfalls nicht geworden. Einen Euro kostet die Fahrt über drei Runden. Das reicht kaum für die Kosten dieses Hobbys. „Bei uns gibt‘s alles für einen Euro. Kaffee, Kuchen oder Würstchen“, sagt Ingrid Werner, die seit Jahrzehnten die Bahnhofs-Gastronomie von „Werners Gartenbahn“ betreibt und damit die kleine Attraktion zu einem perfekten Ausflugsziel für ganze Generationen von Löbauer Familien macht.

Zusammengerechnet bringen es Manfred Werner und seine Dampflok auf ein Alter von 180 Jahren. Äußerst reiselustig sind beide dennoch. Demnächst tritt die Dampflok auf einem Tieflader wieder ihre Fahrt ins Feldbahnmuseum Herrenleite an. Dort ist sie mit Manfred Werner auf dem Führerstand wieder einer der Stars bei der Feldbahnschau zu Pfingsten. Und zum Internationalen Kindertag im Juni, dem Tag des Denkmals oder zur Glühweinfahrt im Advent macht sie noch oft ordentlich Dampf im Garten an der B 6.

www.werners-gartenbahn.de