Merken

Schlagbaum hoch auf dem Truppenübungsplatz

Kampfpanzer gibt es beim Tag der offenen Tür am 26. August bei Rietschen zu bestaunen. Und nicht nur das.

Teilen
Folgen
© Joachim Rehle

Von Constanze Knappe

Panzer sind unterwegs. Nicht nur einer und nicht nur einmal. Hubschrauber ebenso. Es ist großes Schießen angesagt. An beinahe der Hälfte aller Tage eines Jahres ist die Bewegung auf dem Truppenübungsplatz zwischen Weißkeißel, Rietschen, Werdeck und Nochten nicht zu überhören. „Wir sind uns bewusst, dass wir nicht der leichteste Nachbar sind“, erklärt Oberstleutnant René Pierschel. Der Lärm nervt die Anwohner. Auch wenn es nach seiner Aussage nur eine Beschwerde pro Jahr gibt. Hinzu kommt, dass Unbefugte normalerweise keinen Zutritt in den militärischen Sicherheitsbereich haben. Das führte sogar schon zu Verschwörungstheorien, so der Kommandant des Truppenübungsplatzes Oberlausitz.

Um zu zeigen, was dort passiert und warum, setzt die Bundeswehr auf Öffentlichkeitsarbeit. Am 26. August von 10 bis 18 Uhr lädt sie zum Tag der offenen Tür auf den Truppenübungsplatz ein. Und das nicht zum ersten Mal. 2011 kamen 5 000 Besucher, 2014 waren es 6 500. In dieser Größenordnung könnte sich das René Pierschel auch diesmal vorstellen, wenn sich der Schlagbaum an der Schießbahn 8 und 9 für jedermann öffnet. „Ich wäre froh und ich wäre beeindruckt“, sagt der 44-Jährige. Die Veranstaltung vor drei Jahren hat er als Zuschauer besucht. Wenige Monate später wurde er selber Chef des drittgrößten Truppenübungsplatzes in Deutschland. „Das Interesse am Tag der offenen Tür ist groß“, sagt er mit Verweis auf Briefe und telefonische Anfragen. Ihm selbst liegt am Herzen, sich bei dieser Gelegenheit für das Verständnis der Anwohner zu bedanken.

Im November vorigen Jahres wurden erste Ideen für den Aktionstag zusammengetragen. In einer Großgeräteshow will die Bundeswehr zeigen, „was das tägliche Geschäft ist, wenn man das Schießen hört“, erklärt Hauptmann Gunder Kubissa. Bei ihm als Projektoffizier laufen die Fäden zusammen. Die Vorbereitung gestaltete sich diesmal etwas schwieriger als sonst. 2011 war die 43. niederländische Brigade auf dem Truppenübungsplatz und zeigte alles, was sie dabei hatte, vor drei Jahren war es ein deutsches Panzerbataillon. Diesmal muss die Technik dafür herangeschafft werden. Wie der neueste Schützenpanzer Puma oder der Transporthubschrauber CH-53, um nur zwei der vielen Großgeräte zu nennen, die von Marienberg bis Beelitz aus ganz Ostdeutschland anrücken. Alles Technik, die auch sonst auf dem Truppenübungsplatz in der Oberlausitz zum Einsatz kommt. Damit fahren wird man nicht können, aber hineinklettern in einen Panzer sehr wohl. Dazu gibt es fachkundige Informationen. Hubschrauber der Bundeswehr gehen mit Brandschutzbehältern in die Luft, um zu demonstrieren, wie bei Waldbränden aus der Luft gelöscht wird. Das kenne man ja sonst nur aus den Nachrichten im Fernsehen, so René Pierschel.

Der Tag der offenen Tür wird gemeinsam veranstaltet von der Kommandantur des Truppenübungsplatzes, dem Bundeswehrdiensleistungszentrum Dresden und dem Bundesforstbetrieb Lausitz. Dazu kommen Partner wie Bundes- und Landespolizei, samt Bereitschaftspolizei, Hundestaffel und Landeskriminalamt sowie Technisches Hilfswerk und Zoll. Sie alle haben Einsatztechnik für Vorführungen dabei, werden auch Rede und Antwort stehen. Insofern werde der Aktionstag ein Event für Technikfreaks und biete eine gute Gelegenheit zur Karriereberatung für all jene, die sich einen Dienst in der Truppe, ganz gleich in welcher, vorstellen könnten.

Mehrere Vereine der Region machen den Tag zum Familienfest. An Kinderbetreuung ist gedacht, Verpflegung gibt es aus der Gulaschkanone und Anderes mehr. Bei Rundfahrten über den Truppenübungsplatz wird man zum Naturschutz informiert. Zudem kann man die Kasernen in Haide besichtigen. Auch dazu habe es, so Hauptmann Gunder Kubissa, immer wieder Anfragen gegeben.

Etwa 60 Soldaten, dazu die Feuerwehr des Truppenübungsplatzes und die Feldjäger, alles in allem 120 Mann, sind in die Vorbereitung eingebunden. Rechnet man Polizei und andere Einsatzkräfte sowie das zivile Personal hinzu, werden es mehr als 320 sein. Zudem haben die Streitkräfte von Singapur, für die kurz nach dem Aktionstag die zweite Übungsphase beginnt, eine Überraschung angekündigt. Man sei mit den Vorbereitungen auf der Zielgeraden, sagt Oberstleutnant René Pierschel. Jetzt werde noch geputzt, bevor Mitte nächster Woche die Aussteller ihre Geräte bringen. Persönlich freue er sich auf die Besucher und viele interessante Gespräche. „Es ist wie bei einer großen Familienfeier. Man freut sich darauf und ist hinterher froh, wenn es gut gelaufen ist“, sagt er.

Gemeinsam mit der Polizei habe man die Sicherheitslage bewertet. Von einer besonderen Gefährdung gehe man nicht aus. „Wir werden die Besucher im Auge behalten und auch stichprobenartige Kontrollen machen“, erklärt er. Es müsse aber niemand befürchten, durch mehrere Sicherheitsschleusen zu müssen.

Im Bereich der Schießbahn 8 und 9 werden Parkmöglichkeiten ausgewiesen, die bei Bedarf erweitert werden. Den Einweisern ist unbedingt Folge zu leisten. Für Behinderte gibt es extra Parkplätze.

Tag der offenen Tür

Die Kommandantur lädt dazu am 26. August, von 10 bis 18 Uhr, auf die Schießbahn 8/9 des Truppenübungsplatzes Oberlausitz ein.

Vorführungen der Bundeswehr

Technikausstellung aktueller Einsatzgeräte und diverser Prototypen

Karriereberatung

Blaulichtmeile mit verschiedenen Einheiten von Bundes- und Landespolizei, THW und Feuerwehr

Rundfahrten durchs Gelände

Showprogramm auf der Bühne am Festzelt: 11 bis 13 Uhr Orchester Lausitzer Braunkohle, 13.15 Uhr Jagdhornbläser, 14 Uhr Funkengarde des Karnevalsvereins Daubitz

Kinderbetreuung

Erbseneintopf aus d. Gulaschkanone