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Schlag nach im Holzbuch

Das Dresdner Unternehmen Jungholz macht aus Furnierholz Bücher und Tische. Möglich macht das neueste Technik.

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© Sven Ellger

Von Jana Mundus

Er biegt sich. Immer mehr, nach hinten und nach vorn. Kleine Einschnitte sind in dem extrem dünnen Buchrücken zu sehen. Gerade diese sorgen dafür, dass er stabil bleibt. Er ist nicht aus Pappe. Die Buchdeckel, die er zusammenhält, sind wie er selbst aus Holz. Extrem dünnem Holz. Das Woodbook, das Buch aus Holz, ist das neueste Produkt des Dresdner Unternehmens Jungholz. Dessen Gründer haben den Werkstoff für sich entdeckt – und definieren ihn mit modernster Technik einfach noch einmal neu.

Yves Mattern springt auf den Tisch. „Belastungstest“, sagt er. Die Platte biegt sich etwas nach unten, doch kaputt geht sie nicht. Der Tisch ist der Ursprung, die Keimzelle von Jungholz. In geradlinigem, schnörkellosen Design ist er für Couch-Arbeiter oder verschmuste Liebespaare gedacht. Auf den niedrigen Tablett-Tisch
passt ein Laptop ebenso gut wie ein Frühstück für zwei im Bett. Wie das Buch ist der Tisch aus mehreren Schichten Furnierholz gefertigt. Dazwischen kommt Leim und ein spezielles Gewebe. „Nachdem der Tisch fertig war, haben wir überlegt, welche Produkte noch sinnvoll sind“, erklärt Philipp Strobel. Sie kamen auf das Buch – vorerst.

Yves Mattern und Philipp Strobel lernten sich am Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik der TU Dresden kennen. In ihre Produkte fließt heute das dort erworbene Wissen um neue, leichte Materialien. Die Idee innovativer Faserverbundwerkstoffe liegt auch dem Woodbook zugrunde. Indem sie Gewebe in die dünnen Schichten einarbeiten, wird das Holz widerstandsfähig und biegsam.

Dafür einen Hersteller zu finden, war allerdings schwierig. Eigentlich wollten die Gründer ausschließlich in Dresden und Umgebung produzieren. Doch die notwendigen Maschinen fanden sie nur bei einer Firma, die ihren Sitz in Franken hat und im polnischen Zgorzelec produziert. Während sich Strobel um das Design kümmert, ist Mattern für die technische Umsetzung zuständig. „Der Vorteil ist, dass Zgorzelec trotzdem gut erreichbar ist. So haben wir viel mit den Mitarbeitern vor Ort zusammengearbeitet.“ Was ihnen wichtig war: dass die Belegschaft der Firma deutsche Löhne bekommt. Ihre Produkte zu Dumpinglöhnen in Asien produzieren zu lassen, käme für sie nicht infrage.

In drei verschiedenen Ausführungen gibt es das Woodbook derzeit: mit Umschlägen aus Bambus-, Walnuss- oder Padouk-Holz. Das Innenleben, Jahresplaner oder Notizbücher, ist dank ausgeklügeltem Schienensystem auswechselbar. „Damit ist das Buch wiederverwendbar“, sagt Mattern. 40 Euro kostet ein Buch. Für spezielle Künstlerbücher will Jungholz nun mit Dresdner Künstlern zusammenarbeiten, die dann den Einband gestalten. Erste Bücher mit Motiven der Illustratorin Lisa Schilling sind schon im Onlineshop zu haben.

Zu Jungholz gehört auch Robert Rethberg, der vor allem für das Marketing zuständig ist. Als Gründungsberater unterstützte er in den vergangenen Jahren andere Start-ups, bei Jungholz ist er nun selbst eingestiegen, weil er in den modernen Holzprodukten Potenzial sieht. Die nächsten Ideen für weitere Produkte hat Philipp Strobel schon am Computer entworfen. Neue Möbel soll es bald geben, so beispielsweise einen Couchtisch. Auch zusätzliche Office-Produkte sind in Planung, wie etwa eine Tablet-Hülle fürs iPad.

Die Finanzierung stemmen die drei momentan aus Einnahmen und eigenem Geld. In zwei Monaten haben sie mit ihrem Woodbook 20 000 Euro Umsatz gemacht. „Die Entwicklung eines neuen Produktes kostet ungefähr 10 000 Euro“, rechnet Mattern vor. Dass man für Design-Produkte eigentlich auch mehr Geld verlangen könnte, ist ihnen bewusst. Das wollen sie aber nicht. „Wir möchten schöne Dinge aus Holz herstellen, die sich jeder leisten kann.