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Schlafender Polizist regt Anwohner auf

Eine Aufpflasterung zwingt Kraftfahrer in der Siedlungsstraße zum Langsamfahren – seit 2012. Jetzt gibt’s damit Ärger.

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© André Braun

Von Heike Heisig

Roßwein/Gleisberg. Anwohner der Siedlungsstraße in Gleisberg haben die Ortschaftsräte mit einem Problem überrascht, von dem diese noch nie etwas gehört hatten. Auf der schmalen Straße, an der sich nur ein Eigenheim ans andere reiht, gibt es einen sogenannten schlafenden Polizisten. Das ist eine Aufpflasterung. Die zwingt Kraftfahrer zum Langsamfahren. Wie die Anwohner berichteten, funktioniert das auch. Trotzdem nehmen einige Familien, die täglich über den „Huckel“ fahren müssen, Anstoß an dieser Bremse. Sie hätten sich das nun lange genug angeschaut und forderten in der Sitzung des Ortschaftsrates, dass die Straße an dieser Stelle wieder begradigt wird. Immerhin sei die Anliegerstraße schon als 30-Stundenkilometer-Zone ausgewiesen. Das genüge – zumindest aus ihrer Sicht.

Verkehr wird zwar beruhigt, für Radfahrer jedoch wird’s gefährlich

Wo genau das Problem liegt, erklärten die Anwohner den überraschten Ortschaftsräten auch. Wie Regina Reuß schilderte, müssen die Kraftfahrer vor dem Pflaster abbremsen. Im Winter lasse es sich auf dem Berg dann aber schwer wieder anfahren. Doch das sei nicht alles. Sie sieht auch die Radfahrer gefährdet. Die meisten würden nicht über die Huckel fahren, sondern seitlich ausweichen wollen. Eine Zeit lang nutzten sie dafür ein angrenzendes Stück Wiese. Das jedoch wird durch eine Bake verhindert, die seit einiger Zeit zwischen Pflaster, dem Asphaltstreifen und dem Wiesenrand steht. Ein Teil der Anwohner frage sich: Wer hat beschlossen, dass dieses Verkehrshindernis installiert wird? Weshalb wurden damals nicht alle Anwohner befragt? Nur elf Familien wohnen an der Siedlungsstraße. Die Beschwerdeführer nehmen an, dass der schlafende Polizist von Nachbarn gefordert wurde, die nun gar nicht über das Pflaster fahren müssen. An der Stelle teilt sich die Straße, ein Abzweig wird zum Goldenen Rändchen.

Beschwerden waren vor fünf Jahren Auslöser für die Pflasterbremse

Ortsvorsteher Bernd Handschack hat sich die Sorgen und Befürchtungen der Anwohner geduldig angehört. Allerdings kann er nur eines mit Gewissheit sagen: „Wir im Ortschaftsrat haben damals nicht mitentschieden, ob an dieser Stelle ein schlafender Polizist angelegt wird.“ Doch er ist sich sicher, dass es wegen überhöhter Geschwindigkeit Beschwerden gegeben haben muss. „Aus Langeweile hat man da nichts geändert“, sagte der Ortschef. Auch Bürgermeister Veit Lindner (parteilos) zeigte sich sicher, dass es dafür einen Anlass gegeben hat. Welche Grundstückseigentümer genau über zu schnelles Fahren geschimpft hätten, das kann er nicht mehr sagen. Lindner erinnert sich aber noch daran, dass das Pflaster im Zuge der Erneuerung von Stromleitungen im Bereich Goldenes Rändchen mit verlegt worden ist.

Entscheidung erst nach einem Vor-Ort-Termin mit allen Anwohnern

Gut eine halbe Stunde haben Familie Reuß und einige ihrer Nachbarn mit den Ortschaftsräten diskutiert, ihre Argumente dargelegt. Zu einer Lösung ist die Runde an diesem Abend nicht gekommen. Deshalb schlugen Bürgermeister und Ortsvorsteher vor, sich vor Ort zu treffen und beide Seiten zu hören. Die Stelle jetzt einfach zu begradigen, schlossen Handschack und Lindner aus. „Dann stehen uns hier die Anwohner auf der Matte, die sich damals über Kraftfahrer aufgeregt haben, die zu schnell unterwegs waren“, erteilten beide einem Schnellschuss eine Absage.

Der Treff soll an einem Nachmittag nach 17 Uhr sein. Die Anwohner werden eine Einladung von der Stadtverwaltung Roßwein erhalten. Sollten sich da nicht alle einfinden können, wäre auch noch eine schriftliche Befragung der an der Siedlungsstraße Wohnenden möglich. Bis zu einer Entscheidung müssen alle Einwohner wohl auch noch mit insgesamt drei Verkehrsschildern leben, die auf den Pflasterstreifen hinweisen. Das sei genauso ein Witz wie der schlafende Polizist selbst, schimpften einige der Anwohner.