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Schlachtplatte mit ohne Fleisch

Feiert der Njepila-Hof künftig „Veggie-Fest“ statt Schlachtfest, will die Tierrechtsorganisation Peta 500 vegane Würstchen spendieren. Im Ernst.

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© dpa

Von Thomas Staudt

Draußen stehen die Leute Schlange. Drinnen sind alle Räumlichkeiten voll belegt. Viele Besucher des Schlachtfests auf dem Njepila-Hof Rohne nehmen sich Wurstsuppe mit nach Hause. Andere genießen die heiße Köstlichkeit gleich vor Ort oder widmen sich angelegentlich ihrer Schlachteplatte. Als das Brauchtumsfest am vergangenen Sonnabend zu Ende geht, steht fest: Das Fest war ein Renner, mit gut 400 Besuchern ein Erfolg. Wieder einmal.

Das soll sich nun ändern. Zumindest, wenn es nach dem Willen der Tierrechtsorganisation Peta geht. Töten könne nie ein Fest sein, schreibt die Organisation in einer Pressemitteilung. „Tradition rechtfertigt niemals Tierquälerei. Schlachtfeste sind völlig veraltet und nicht mit der heutigen aufgeklärten Gesellschaft zu vereinbaren“, so Felicitas Kitali, Ernährungswissenschaftlerin bei Peta Deutschland. Die Tierschützer schlagen stattdessen ein tierleidfreies, rein pflanzliches Verpflegungskonzept vor. „Damit könnten die Bürgerinnen und Bürger aus Rohne ein klares Zeichen für einen Wertewandel hin zu mehr Mitgefühl für alle Lebewesen setzen“, so Kitali. Als Anreiz für ein „Veggie-Fest“ unter dem Motto „Tiere achten, statt schlachten“ im nächsten Jahr, spendieren die Tierrechtschützer 500 vegane, also fleischfreie, Würstchen.

Ein fleischloses Schlachtfest? Manfred Nickel, Vorsitzender des Njepila-Hofvereins ist perplex. Mit ohne Fleisch ist ihm keineswegs fremd. Beim Hoffest am letzten Sonntag im September gibt es immer „Prampany kal“ oder Krautmauke, gehaltvoll, aber fleischlos, sagt er. Auch sonst findet er alles, was der Garten hergibt, zum Anbeißen. Aber ein Schlachtfest ohne Fleisch ist nicht nur für ihn undenkbar. Es gehe nicht eigentlich ums Fleisch, sondern um die Tradition. Deshalb wurde bei der Wiederaufnahme vor 15 Jahren sogar live auf dem Hof geschlachtet. Dagegen erhob das Gesundheitsamt Einwände. Der Verein kapitulierte, das Fest aber blieb. Der Erlös ist zudem überlebenswichtig. Die Mitglieder finanzieren damit einen erheblichen Anteil der laufenden Kosten von mehreren Tausend Euro für den Museumshof .

Für Peta, nach eigenen Angaben mit über drei Millionen Unterstützern die weltweit größte Tierrechtsorganisation, wäre ein Dorffest mit einer Vielfalt pflanzlicher Köstlichkeiten nachhaltiger und umweltfreundlicher. Auch wenn vieles dafür spricht, wird es in Rohne auch 2017 ein traditionelles Schlachtfest geben. Und das ist den Traditionsverfechtern – genau: wurst.