Merken

Schlachtabfälle im Wald versteckt

In Sohland wurden Reste von Schafen und Ziegen gefunden. Das wird für den Täter teurer, als die ordnungsgemäße Entsorgung.

Teilen
Folgen

Von Katja Schäfer

Dieter Mierzwa ärgert sich mächtig. „Das ist eine Sauerei“, empört sich der Mann, der im Sohlander Ortsteil Ellersdorf wohnt. Gleich zweimal entdeckte er in letzter Zeit bei Spaziergängen im Wald Schlachtabfälle, die irgendjemand dort illegal entsorgt hatte. Zuerst fand er zwei Schaffelle, ein Ziegenfell und Eingeweide. Ein paar Tage später stieß er auf drei Schaffelle. „Beim ersten Fall war es draußen noch ziemlich warm. Deshalb hat das Zeug mächtig gestunken“, erzählt er.

Anwohner kommen in Verruf

Die Schlachtabfälle waren in Ellersdorf am Waldrand deponiert; neben einem Weg, der asphaltiert worden ist, als er als Umleitungsstrecke während des Straßenbaus in Ellersdorf diente. Viele Leute gehen dort mit ihren Hunden spazieren. Dieter Mierzwa wohnt in der Nähe. „Unsere Familie ist durch den Vorfall in Verruf gekommen, weil einige Leute dachten, wir haben das Zeug dorthin gekippt. Dabei halten wir schon jahrelang keine Schafe mehr“, sagt der Mann, der nach den Funden jedes Mal die Gemeindeverwaltung informiert hat. Sie kümmerte sich um die Beseitigung der Schlachtabfälle. „Das war ziemlich viel Aufwand“, berichtet Ordnungsamtsleiter Hans-Georg Schilling. Erst gab es etliche Telefonate, um zu klären, wer für den Fall zuständig ist. Dann hat die Gemeinde die Tierkörperbeseitigungsanstalt beauftragt, die Abfälle abzuholen. „Als die Mitarbeiter kamen, musste ich mit rausfahren, um die Stelle zu zeigen“, ärgert sich der Ordnungsamtschef, der in dieser Zeit lieber andere Aufgaben erledigt hätte.

Auf den Kosten bleibt die Gemeinde Sohland sitzen, solange nicht bekannt ist, wer die Felle und Eingeweide in den Wald geworfen hat. Das sind bei jedem der beiden Fälle knapp 20 Euro. Das ist nicht viel – und gerade deshalb kann Hans-Georg Schilling nicht verstehen, warum jemand Schlachtabfälle illegal beseitigt. „Sie ordnungsgemäß zu entsorgen, ist überhaupt kein Problem. Die Tierkörperbeseitigungsanstalt kommt die Abfälle abholen“, betont er und kommentiert, das sei doch viel bequemer, als das Zeug ins Auto zu packen und damit in den Wald zu fahren.

Illegale Schlachtung?

Deshalb vermutet der Sohlander Ordnungsamtsleiter einen kriminellen Hintergrund. Entweder habe der Täter keine ordnungsgemäße Tierhaltung betrieben, seine Schafe und Ziegen also nicht wie vorgeschrieben registrieren lassen, oder er habe sie illegal geschlachtet und diese Tatsachen vertuschen wollen. Für diesen Verdacht spricht der Fakt, dass bei den Tierresten keine Ohrmarken gefunden wurden.

Laut des Gesetzes über tierische Nebenprodukte müssen tote Nutztiere sowie Schlachtabfälle im Landkreis Bautzen zwingend von der Tierkörperbeseitigungsanstalt Lenz entsorgt werden. „Sie zu vergraben ist nicht gestattet“, betont Hans-Georg Schilling. Sabine Rötschke von der Pressestelle des Bautzener Landratsamtes bekräftigt das: „Wenn ein Nutztier stirbt oder Schlachtabfälle anfallen, hat der Besitzer das unverzüglich der Tierkörperbeseitigungsanstalt mitzuteilen. Sie holt daraufhin das gemeldete Material ab.“ Aufträge werden rund um die Uhr angenommen.

Kein Einzelfall

Laut aktueller Gebührenordnung sind bei Hausschlachtungen Abfälle bis zehn Kilogramm kostenfrei. Zehn bis 60 Kilogramm kosten pauschal acht Euro; ab Januar zehn Euro. Hinzu kommt jeweils eine Gebühr für die Anfahrt von zehn Euro. Wird derjenige ermittelt, der in Ellersdorf die Felle und Eingeweide im Wald versteckt hat, wird es für ihn zweifelsohne teurer, weil das Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt des Landkreises ein Bußgeldverfahren gegen ihn einleitet.

Der Sohlander Bürgermeister Matthias Pilz (CDU) hofft jetzt auf die Mithilfe der Einwohner, um den Täter ausfindig zu machen. „Wer etwas Auffälliges beobachtet, wird gebeten, es der Gemeindeverwaltung zu melden. Da reicht uns zum Beispiel schon das Autokennzeichen“, sagt er. Das gilt übrigens nicht nur für Ellersdorf. Denn in der Hausschlachtsaison im Herbst und Winter kommt es nach Aussagen der Landratsamtssprecherin zum Teil mehrmals im Monat vor, dass illegal entsorgte Tierabfälle gefunden werden.

Die Tierkörperbeseitigung Sachsen mit Sitz in Lenz (Gemeinde Priestewitz) ist erreichbar unter Telefon 035249 7350.