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Schkola rettet Berufsfachschule

Von der Kita bis zum Abi in einer Einrichtung lernen, das war bisher schon drin. Jetzt geht der Verein in Löbau-Zittau noch weiter.

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© Rafael Sampedro

Von Mario Heinke

Ute Wunderlich hat sich im Schulhaus der Berufsfachschule „ergodia“ gleich heimisch gefühlt. Die Flure des roten Backsteingebäudes in der Dresdner Straße in Zittau sind mit Malereien, Zeichnungen, Fotos und gebastelten Utensilien bunt dekoriert, so wie in den Fluren der Schkola-Schulen.

Anfang November hat die Schkola die freie Berufsfachschule für Gesundheitsberufe übernommen. Schkola-Geschäftsführerin Ute Wunderlich sucht immer wieder neue Herausforderungen, das hat sie in der Vergangenheit bewiesen und die Schullandschaft entscheidend geprägt. Bisher bedeutete Schkola: Lernen von der Kindertagesstätte bis zum Abitur. Jetzt erweitert der gemeinnützige Bildungsträger mit Einrichtungen in Lückendorf, Hartau, Ostritz, Jonsdorf und Ebersbach sein Angebot nochmals. Zunächst arbeitet die Schkola per Geschäftsbesorgungsvertrag noch im Auftrag der PEZ Bildungs- und Schulungs gGmbH in München, die seit 1993 die anerkannte Berufsfachschule in Zittau betreibt. Zu einem späteren Zeitpunkt könnte die Schkola die Schule auch formell übernehmen. Die Geschäftsführer der Münchner Gesellschaft Beate Sperling-Gebhardt und ihr Ehemann Gerhard Sperling haben das Rentenalter erreicht und versuchen seit längerer Zeit die Nachfolge zu regeln. Ohne das Engagement der Schkola wäre der Fortbestand zumindest fraglich.

Sechs Mitarbeitern und zehn Honorardozenten drohte langfristig das Aus. Dieses Szenario ist nun erst einmal vom Tisch. Zwischen den Münchnern und der Schkola bestehen langjährige Kontakte. Im Jahre 1993 gründete der Soziologe Gerhard Sperling gemeinsam mit Mike Wohne, dem ersten Geschäftsführer der Schkola, den Freien Schulträgerverein, aus dem heraus auch die erste Freie Mittelschule in Jonsdorf entstand. Das war allerdings nicht ausschlaggebend für den Einstieg der Schkola bei „ergodia“. „Die Ausbildungsberufe passen sehr gut zum Schkola-Profil“, bringt Ute Wunderlich die Beweggründe auf den Punkt.

Gesundheitsförderung und gesunde Ernährung spielen an den Schkola-Grund- und Oberschulen eine große Rolle. Frau Wunderlich sieht ihre Aufgabe in erster Linie darin, die Berufsfachschule für die Zukunft fit zu machen. Derzeit erlernen 66 Auszubildende in Zittau die Berufe Ergotherapeut oder Diätassistent. In den zurückliegenden Jahren verließen 142 Ergotherapeuten und 196 Diätassistenten die Schule und nahmen eine Tätigkeit in Kliniken, Kureinrichtungen oder Arztpraxen in Deutschland, Frankreich, in der Schweiz, in den USA oder in Israel auf.

Dabei soll es vorerst auch bleiben. Für beide Ausbildungsberufe kann man sich mit einem erfolgreichen Abschluss der zehnten Klasse oder einem qualifiziertem Hauptschulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung von mindestens zwei Jahren ab sofort bewerben. Die Ausbildung kostet 60 Euro im Monat. Die Schule bietet ihre Unterstützung bei der Beantragung von Bafög und Vergünstigungen an.

Langfristig denkt Frau Wunderlich über Kooperationen der Berufsfachschule mit Hochschulen, ergänzende Berufsausbildungsangebote, gemeinsame Projekte mit der Schkola und Partnern in den Nachbarländern nach. In den ersten Gesprächen mit Mitarbeitern habe sie die Bereitschaft zur Veränderung gespürt und viel über neue Ideen erfahren, so die Schkola-Chefin. Im Januar treffen sich die Lehrkräfte zu einer Klausur, um über die künftige Ausrichtung der Berufsfachschule zu beraten. Die Unterstützung von prominenter Seite für das neue Schkola-Projekt scheint gesichert. Landtagsabgeordneter Stephan Meyer (CDU) ist Mitglied des Aufsichtsrates der Schkola und seine Landtagskollegin Franziska Schubert (Bündnis90/Die Grünen) ist im Schulträgerverein.