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Schimmel in der Bäckerei, Schaben im Imbiss

Getrickst wird immer wieder mal. Dresdens Lebensmittelüberwacher mussten 2016 nach Kontrollen aber acht Betriebe schließen, weil sie Überraschendes fanden.

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© dpa

Von Kay Haufe

Getrickst wird immer wieder mal in der Gastronomie. Statt des in der Karte stehenden Schafskäses wird billiger Kuhmilchkäse auf die Pizza gestreut, statt Serrano- lieber Analogschinken verwendet. „Diese Fälle kommen vor“, sagt Kerstin Normann, die Leiterin des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes Dresden. Damit sie nicht überhandnehmen, sind 26 Lebensmittelkontrolleure und drei Tierärzte des Amtes ständig unterwegs. Unangekündigt stehen sie bei Küchen, Hotels, Restaurants und Imbissen vor der Tür, beginnen sofort mit den Kontrollen und nehmen auch Proben.

Von den 6 587 Dresdner Betrieben, die überwacht werden, sind im Vorjahr 3 981 kontrolliert worden. Immerhin 63 Prozent. „Der Rhythmus ist abhängig davon, wie sensibel das Produkt ist und ob es bereits Beanstandungen gab“, sagt Normann. In Schlachtereien sind täglich amtliche Tierärzte vor Ort, bei anderen Betrieben reicht eine Kontrolle alle drei Jahre. Überprüft werden Räume, Ausstattung und angrenzende Bereiche, die Lebensmittel und deren Temperaturen sowie betriebliche Unterlagen. Außerdem müssen Dokumente, Schulungsunterlagen, Reinigung und Desinfektion zur Eigenkontrolle nachgewiesen werden. Auch wer notwendige Zertifikate oder Untersuchungsnachweise nicht vorzeigen kann, muss mit Sanktionen rechnen.

„Doch die Dresdner Unternehmen arbeiten sorgfältig“, schätzt Amtsleiterin Normann ein. Dennoch gab es in 127 Betrieben Verstöße. Betroffen waren 64 Prozent Dienstleister und 30 Prozent Einzelhändler. Sie haben es mit Hygiene und Sauberkeit nicht so ernst genommen, haben die Eigenkontrolle und Personalschulung vernachlässigt oder Produkte falsch gekennzeichnet, wie beim oben erwähnten Käse. Auch falsche Versprechungen auf Diätprodukten zählen zu den Verstößen.

Hier wird in Dresden kontrolliert

6587 Dresdner Betriebe werden regelmäßig überwacht

Davon sind 3413 Dienstleister. Darunter 1362 Großküchen, 100 Hotels, 931 Restaurants, 502 Imbissbetriebe

2175 Einzelhändler wie Supermärkte, Bäckereifilialen, Drogerien

514 Erzeuger wie Milch- und Gartenbaubetriebe, Wildgehege, Weinbauern

137 Hersteller/Abpacker wie Schlachtbetriebe, für Fertiggerichte, Feinkost, Kosmetik, Tabak

Importeure/Exporteure wie Obst- und Gemüsegroßhändler, Kühlhäuser

Hersteller mit Verkauf wie 37 Fleischereien, 73 Bäckereien, 19 Konditoreien, 57 Speiseeishersteller

(Quelle: Stadtverwaltung Dresden)

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In acht Fällen waren die Mängel so gravierend, dass die Betriebe geschlossen werden mussten. Betroffen waren zwei Gaststätten, drei Imbisse, eine Bäckerei, ein Lieferservice und ein Einzelhändler. In einem Fall gab es eine verschimmelte Wand in der Bäckerei, in weiteren hatten sich Schaben, Mäuse und Ratten ausgebreitet. „Die Betriebe müssen den Mangel unverzüglich beheben. Das dauert manchmal nur zwei Stunden, dann kann wieder geöffnet werden. Meist aber muss der Schädlingsbekämpfer anrücken“, sagt Lillian Raffelt, die Abteilungsleiterin Lebensmittelüberwachung. Welche Betriebe konkret schließen mussten, bleibt ein Geheimnis des Amtes.

Auch die 2 345 Lebensmittelproben, die die Kontrolleure bei ihrem Besuch genommen haben, waren nicht immer einwandfrei. 359 von ihnen beanstandete die Landesuntersuchungsanstalt, vor allem wegen Kennzeichnungsmängeln wie bei Diäterzeugnissen und Nahrungsergänzungsmitteln. „Mikrobiologische Verunreinigungen machen nur einen Anteil von 3,6 Prozent aus, eine gute Nachricht“, sagt Raffelt.

Schwarze Schafe müssen mit Verwarnungen und 55 Euro Verwarngeld, Bußgeld- oder sogar Strafverfahren rechnen. „Finden wir gesundheitsgefährdende Stoffe wie Salmonellen im Hackepeter, wird sofort Strafanzeige gestellt, da haben wir keinen Spielraum“, sagt Amtsleiterin Normann. Gleiches gilt für Tatoostudios, die Farben mit krebserregenden Inhaltsstoffen verwenden. Anders ist es bei falsch gekennzeichneten Produkten. „Beim ersten Mal wird verwarnt, beim zweiten Mal eine Geldbuße verhängt.“

3 300 Euro Verwarngeld hat das Lebensmittelüberwachungsamt 2016 eingenommen, 38 Bußgeld- und zwölf Strafverfahren eingeleitet. 13 Bescheide zur Mängelbeseitigung gingen raus, zehn Betriebsbeschränkungen und neun Verbote zum Inverkehrbringen. Mit dem Besuch der Kontrolleure müssen auch die Händler auf den 14 Weihnachtsmärkten, Festen, Sonderveranstaltungen und Messen rechnen. Sie stellen fest, ob im Glühwein überhaupt noch Alkohol enthalten ist, die Bratwürste kühl gelagert wurden und die Biergläser sauber sind. Auch Bürgerbeschwerden wird nachgegangen, wenn Proben im Amt auf dem Burkersdorfer Weg 18 abgegeben werden.