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Schilderdienst packt die Kisten

Es gibt keine Kfz-Schilder mehr in Großenhain. Die Firma hat zugemacht. Dabei hätte es eine Alternative gegeben.

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© Anne Hübschmann

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Für Nicole Pfitzner ist es die zweite Schließung – einmal bei Schilder-Wagner am Remonteplatz und nun bei der Firma Christoph Kroschke GmbH auf der Herrmannstraße. Bis zum Sommer wird die Großenhainerin noch in der Meißner und Riesaer Niederlassung des Schilderdienstes Kroschke eingesetzt, dann geht sie in Rente und hofft noch auf ein paar Aushilfseinsätze. Eric Drasdo, Gebietsleiter für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hofft ebenso, dass ihm die erfahrende Mitarbeiterin noch bei Engpässen zur Seite steht. Das hört sich zumindest menschlich gut an.

Aus Großenhainer Sicht bedeutet es, Kfz-Schilder können hier nicht mehr geprägt werden. Jeder muss jetzt nach Meißen zum Schilderdienst fahren, egal ob er sich online bei der Kfz-Behörde angemeldet hat oder nicht. Die sogenannte Online-Zulassung erspart keinerlei Weg, nur etwas Wartezeit vorm Schalter, weil der Vorgang vorbereitet ist. Das wurde oft bemäntelt in der Debatte um die Filialschließung.

Dabei hätte es für Großenhain vielleicht sogar eine Alternative gegeben. Das brandenburgische Schönewalde mit seinen gerade mal 3200 Einwohnern eröffnet im Oktober eine städtische Kfz-Zulassung. Möglich ist das nach dem Raumordnungsgesetz, das die „Erreichbarkeit von Einrichtungen zur Sicherung der Chancengleichheit“ einfordert. Der Landkreis hat das Recht, diesen Service anzubieten, an die Kommune delegiert. Schönewaldes Bürgermeister Michael Stawski sieht den neuen Dienst im Einwohnermeldeamt als reinen Service, der schon aufgrund der Einwohnerzahl nicht kostendeckend sein könne. Aber die Bürger müssten sonst 40 bzw. 80 Kilometer hin und zurück nach Bad Liebenwerda bzw. Luckenwalde zur Kfz-Behörde fahren – und das sei unzumutbar. Außerdem würde so Arbeit für Rathaus-Mitarbeiter gesichert und eine ansässige Firma übernehme den Schilderdienst. Nicht zu unterschätzen sei die „enorm positive Stimmung“, die diese Ankündigung der Stadt bei den Bürgern ausgelöst habe. Man mache selbst etwas und sei nicht nur der Spielball von Entscheidungen anderer.