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Schiff droht auseinander zu brechen

Der Frachter Apollo ist in Kötitz gestrandet. Das Schiff muss heute dringend entladen werden.

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© Norbert Millauer

Von Philipp Siebert

Heute geht auf der Elbe in Kötitz nichts mehr. Der Fluss wird am Morgen für die Binnenschifffahrt komplett gesperrt. Güterschiffe, Ausflugsdampfer und Freizeitkapitäne müssen eine Zwangspause einlegen. Grund für die Vollsperrung ist eine große Bergungsaktion.

Bereits am Pfingstsonntag hatte sich das 1.000 Tonnen schwere tschechische Güterschiff Apollo elbabwärts kurz hinter dem Fähranleger in Kötitz festgefahren. Der mit 500 Tonnen Phosphat-Düngemittel schwer beladene Frachter liegt nahezu mit voller Länge rechtselbisch auf Grund.

„Jetzt müssen wir dringend handeln“, sagt Lutz Klar. Er ist der Außenbezirksleiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Dresden und für die Bergung der Apollo verantwortlich. Weil der Pegel der Elbe immer weiter sinkt, muss es schnell gehen, so Klar.

Nur 87 Zentimeter Tiefe misst die Elbe derzeit in Kötitz. Als der Frachter strandete, führte der Fluss noch über 60 Zentimeter mehr Wasser. „Sinkt der Pegel noch weiter, bricht das Schiff auseinander“, warnt Klar. Heute Morgen wird deshalb ein zweites Güterschiff in Kötitz ankern. Nicht auf Grund wie die Apollo. „Wir machen das Schiff in der Fahrrinne fest und entladen das gestrandete Güterschiff“, erklärt der Mann vom Schifffahrtsamt. Danach, so hofft Bergungsleiter, lässt sich der tschechische Frachter wieder in tieferes Wasser ziehen.

Es ist nicht der erste Versuch, die Apollo zu bergen. Bereits am vergangenen Freitag wurde der starke Heckradschlepper Beskydy aus Böhmen nach Kötitz geordert. Der dieselgetriebene Schlepper kommt auf der Elbe überall dort zum Einsatz, wo bei geringem Tiefgang schwierige Aufgaben zu bewältigen sind. So leistete der aus den 50er- Jahren stammende Schiffs-Methusalem beim Elbe-Hochwasser im Jahr 2002 wichtige Schlepp- und Bergungsdienste.

In Kötitz versuchte die Beskydy drei bis vier Stunden, das 1.000-Tonnen-Schiff aus seiner misslichen Lage zu befreien. „Die Tschechen haben uns dafür extra eine Welle geschickt“, sagt Lutz Klar. Die Staumauer in Ústí nad Labem wurde geöffnet. Der Pegel der Elbe sollte dadurch für kurze Zeit um 30 Zentimeter steigen. Der Versuch scheiterte jedoch. In Kötitz stieg der Elbepegel nur um 15 Zentimeter – zu wenig, um das Motorschiff wieder in die Fahrrinne zu ziehen. Deshalb muss die Apollo jetzt entladen werden.

Unklar ist bisher noch immer, wie es zu der Havarie kommen konnte. Bergungsleiter Lutz Klar geht von einem Navigationsfehler des Kapitäns aus. Unübersichtlich ist die Unglücksstelle nämlich nicht. „Die Fahrrinne ist in diesem Bereich gut 50 Meter breit“, sagt er. Zudem ist sie mit orangefarbenen Bojen gekennzeichnet.

Die Elbe macht kurz hinter dem Fähranleger in Kötitz zwar einen kleinen Linksknick. Die hätte der Kapitän, der mit seiner Ladung in Richtung tschechischer Grenze unterwegs war, nehmen müssen. „Vielleicht hat er das Steuer zu früh herumgerissen“, vermutet der Bergungsleiter.

Der Kapitän hatte dennoch Glück im Unglück. „Der Kiel des Schiffes ist nicht aufgerissen, die Apollo ist vollkommen fahrtauglich“, stellt Lutz Klar fest. Und dass, obwohl das Flussbett mit scharfen und spitzen Steinen in diesem Bereich gespickt sei. Betriebsflüssigkeiten wie Motoröl oder Kühlmittel seien auch nicht in die Elbe geflossen. „Es gibt keine Umweltschäden“, macht der Mann vom Schifffahrtsamt deutlich.

Damit das so bleibt, sei es umso wichtiger, die Apollo zu bergen, bevor das Schiff zerbricht. „Der Dünger drückt auf die Bordwände. Sinkt der Elbepegel weiter, wird der Druck immer größer. Das hält der Stahl nur eine gewisse Zeit lang aus.“ Lutz Klar hofft daher, dass die Bergung am heutigen Vormittag gelingt. Die drei Mann starke Besatzung, die seit der Havarie an Bord der Apollo ist, bereitet alles dafür vor.