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Schicker Wohnen in Freital

Die Stadt war bisher wegen ihrer niedrigen Mieten für Zuzügler attraktiv. Doch jetzt kommen auch die Finanzkräftigen.

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© Andreas Weihs

Von Carina Brestrich

Freital. Geräumige Zimmer, Fußbodenheizung, modernes Bad, tolle Aussicht – schickes Wohnen will bezahlt sein. Auch in Freital. Ist die Stadt in den vergangenen Jahren vor allem wegen ihrer günstigen Mieten ein Anziehungspunkt für Zuzügler gewesen, steigt inzwischen das Angebot an höherpreisigem Wohnraum. In den einschlägigen Suchportalen im Internet sind Kaltmieten von mehr als acht Euro für Freital nichts Ungewöhnliches mehr.

Zu den teuersten Mietwohnungen gehören aktuell die neuen Apartments der Wohnungsgesellschaft Freital (WGF). In der Oststraße hat der städtische Großvermieter zwei neue Häuser mit insgesamt 20 Wohnungen gebaut. Zahlen Mieter bei der WGF sonst ab 4,30 Euro pro Quadratmeter kalt, liegen die Nettokaltmieten bei den Wohnungen in der Oststraße zwischen zehn und elf Euro pro Quadratmeter. „Das ist tatsächlich ein Novum für Freital“, sagt Geschäftsführer Michael Heinzig. Kümmerte sich der Großvermieter in den vergangenen Jahren vor allem um die Sanierung seines Bestandes, will er nun Wohnungen mit gehobenem Standard anbieten. So verfügen die neuen Wohnungen unter anderem über einen Kamin, Design-Fußbodenbelag, Balkon oder Terrasse und Carport. „Unser Auftrag ist es, Wohnraum für alle anzubieten“, sagt Heinzig. „Und das heißt auch, jetzt die zahlungskräftigere Klientel zu bedienen “, sagt er. Außerdem sei die Entscheidung zu höheren Mietpreisen aus wirtschaftlichen Gründen gefallen, sagt Prokurist Henryk Eismann. Die Baupreise sind gestiegen, die Bauvorschriften strenger geworden: „Es wäre falsch, mit den Bestandsmieten die Neubauten quer zu subventionieren“, sagt Eismann.

Freital wächst schnell

Dass Freital für finanzkräftige Mieter interessant ist, bestätigt die Nachfrage: Zwölf Wohnungen in der Oststraße seien bereits vergeben, für drei weitere gebe es Interessenten. Und das ohne, dass die WGF Werbung machen musste, sagt Heinzig. „Die Nachfrage ist auf jeden Fall da.“ Die Interessenten kommen aus Freital, Dresden und dem Umland. Sie stammen aus allen Altersgruppen, ziehen als Single oder mit Familie ein und haben mehr im Geldbeutel als andere. „Die Einkommenssituation ist gestiegen und mit ihr der Anspruch an attraktivem Wohnraum“, sagt Heinzig.

Der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (VDW), zu dessen Mitgliedern auch die WGF gehört, begrüßt den Schritt des Freitaler Großvermieters. Freital gehöre zu den am schnellsten wachsenden Städten in Sachsen. Das belegt eine vom Verband mit in Auftrag gegebene Studie des Empirica-Instituts. Demnach werden auf lange Sicht auf 100 in Freital aufgewachsene Menschen 62 zusätzlich neu hinzukommen. „Bei dieser Entwicklung ist es nicht nur wichtig, sondern sogar maßgeblich für die Zukunft Freitals, dass es auch höherwertige Wohnungen gibt“, sagt Verbandssprecher Alexander Müller. Die Nachfrage dafür in und um Dresden ist groß und steigt. So profitiere Freital vom Bevölkerungswachstum der Landeshauptstadt und punkte durch seine gute Anbindung ans Dresdner Zentrum und die Autobahn, aber auch die Nähe zur Natur. „Trotzdem sind die Mieten in Freital, selbst bei der Neuvermietung, noch immer attraktiv gegenüber denen in Dresdens Toplagen.“

Da es keinen Mietspiegel gibt, lässt sich nicht verlässlich sagen, wie hoch die Durchschnittsmiete in Freital ausfällt. Nach den Erkenntnissen des VDW aber liegen die Bestandsmieten in Freital derzeit rund 50 Cent je Quadratmeter unter denen in Dresden, bei Neubauten gleiche sich das Niveau zunehmend an. Beim Internetportal Immobilienscout wurden Wohnungen im Jahr 2013 zu einer durchschnittlichen Nettokaltmiete von 5,30 Euro angeboten – Tendenz steigend.

In Freital wird weiter gebaut

Und die anderen Vermieter in Freital? Ziehen diese nun nach? Zumindest bauen auch sie fleißig neu. Die Freitaler Wohnungsgenossenschaft Gewo etwa. Sie baut derzeit an der Dölzschener Straße/Freitaler Straße drei Mehrfamilienhäuser mit 21 Wohnungen. Wie Vorstand Friederike Ebert erklärt, werde die Nettokaltmiete für die Drei- und Vierraum-Wohnungen bei 8,90 Euro liegen und damit über ihrem durchschnittlichen Niveau von 4,39 Euro. Noch höher aber wolle die Gewo mit ihren Mieten nicht gehen: „Wir setzen nicht auf hochpreisigen Wohnraum“, sagt sie. Der Bedarf danach sei zu gering. „Unsere Erfahrung zeigt: Wer es sich leisten kann, investiert lieber in ein eigenes Grundstück“, sagt Friederike Ebert.

Ähnlich sieht es die Wohnungsgenossenschaft „Am Raschelberg“. Auch sie baut neu. An der Niederhäslicher Straße entsteht dieses Jahr ein Mehrfamilienhaus. Die Wohnungen verfügen über Balkon oder Terrasse, einige werden mit Ankleideraum und Gäste-WC ausgestattet sein. Die Genossenschaft kalkuliert dafür mit Kaltmieten zwischen acht und neun Euro. „Beim Neubau kommen wir nicht drum herum, auch höhere Mieten zu verlangen“, sagt Vorstand Jeanette Effenberg. Dennoch sollen diese im moderaten Bereich liegen.

Die WGF jedenfalls plant, in Freital weiteren höherpreisigen Wohnraum zu schaffen. „Aber maßvoll“, sagt Michael Heinzig. So will die WGF in einen Neubau an der Weißiger Straße in Döhlen investieren. Priorität hat nun zunächst aber das City Center, das der Vermieter auf Vordermann bringen will.