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Schaufeln für die Rasselbande

Zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit geht eine Schlammlawine auf Berreuth nieder. Betroffen war auch die Kita.

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© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Berreuth/Reichstädt. Die Einwohner von Berreuth hatten sich am Sonnabend auf einen vergnügten Nachmittag mit Vogelschießen eingestellt. Doch es kam alles ganz anders – ähnlich wie sie es vor drei Wochen schon einmal erlebt hatten. Kurz nach Mittag ging ein Wolkenbruch mit Hagelschlag im Raum Reichstädt und Berreuth nieder. „Das hat vielleicht zwanzig Minuten gedauert“, erinnert sich Johannes Heber vom Ortschaftsrat Berreuth. Diese kurze Zeit hat genügt, um die Pläne für das Dorffest zu kippen. Der Boden war durch die vorhergehenden Regenfälle schon mit Wasser gesättigt, daher ist das Wasser nicht eingesickert, sondern schnell weggelaufen und hat eine Schlammlawine von den Feldern oberhalb Berreuths mit sich gebracht, die das Unterdorf überspülte. Das Außengelände des Kindergartens mit Parkplatz und Spielplatz lag unter Schlamm, und auch einige Privatgebäude, die dort stehen, waren betroffen.

So dick lag der Schlamm am Sonnabend auf der Straße in Berreuth.
So dick lag der Schlamm am Sonnabend auf der Straße in Berreuth. © Werner Irmscher
Der Platz vor dem Kindergarten war schon für das Dorffest geschmückt. Statt gefeiert haben die Berreuther dann aufgeräumt.
Der Platz vor dem Kindergarten war schon für das Dorffest geschmückt. Statt gefeiert haben die Berreuther dann aufgeräumt. © Werner Irmscher

„Das ist ähnlich über uns gekommen wie vor drei Wochen“, sagt Johannes Heber. Seinem Eindruck nach war das Unwetter aber etwas heftiger, und der Schwerpunkt lag wohl näher an Berreuth. Reich-städt war dieses Mal weniger stark in Mitleidenschaft gezogen worden als Anfang Juni. Anders als zuerst gemeldet, war auch der Reichstädter Kindergarten nicht betroffen, wie die dortige Leitung informierte. Die Straße in Richtung Reichstädt war zwar auch überschwemmt und kurzzeitig gesperrt, aber nicht so heftig wie beim letzten Unwetter.

Die Schäden auf den Feldern sind nicht bezifferbar. „Sie haben nicht die Höhe erreicht, dass wir es der Versicherung melden. Das müssen wir selbst tragen“, sagt Klaus-Peter Kost vom Vorstand der Agrargesellschaft Ruppendorf, welche die Felder bewirtschaftet, über denen der Wolkenbruch seinen Schwerpunkt hatte. Dort ist derzeit Mais angebaut, der hat schon gut ausgetrieben, kann aber das Erdreich nicht so gut zurückhalten wie andere Kulturen oder Gras. Wie es kommt, dass in so kurzer Zeit hier zweimal ein Unwetter niedergeht, kann er sich auch nicht erklären. Die Ecke zwischen Reichstädt und Berreuth ist eigentlich nicht als Wetterecke bekannt. Die letzten Jahre gab es keine gravierenden Probleme. Vielleicht war es diesen Juni nur Zufall, dass hier zwei Unwetter niedergingen. Die Berreuther legten jedenfalls sofort den Schalter um. Sie sagten ihr Vogelschießen ab und setzten dafür Schlammräumen auf den Dorfkalender. Es war Glück im Unglück, dass die Schlammlawine am Wochenende niedergegangen ist. Da kamen sofort viele Freiwillige mit Besen und Schaufeln, die mit angepackt und das Schlimmste beseitigt haben. „15 bis 20 Helfer waren wir auf jeden Fall“, sagt Werner Irmscher, der das Unwetter auch miterlebt hat. Auch die Feuerwehren aus den Nachbarorten waren mit im Einsatz.

Alle haben dann kräftig zugepackt. Als sie fertig waren, haben die Berreuther dennoch ihr Sonnenwendfeuer angezündet, wenn auch mit etwas Verspätung. „Am Abend haben wir dann trotzdem noch gemütlich gefeiert“, erzählt Johannes Heber. Das ließen sich die Berreuther nicht nehmen. Ärgerlich ist es für die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs, dass sie erneut anfangen müssen, in Berreuth Ordnung zu schaffen. Sie hatten eben erst nach dem letzten Unwetter alles vorgerichtet, neuen Split auf die Wege gebracht, die Gräben ausgeräumt. Jetzt müssen sie von vorne anfangen. Der Kindergartenbetrieb ging am Montag aber normal weiter, wie Leiterin Ute Hanisch informierte. „Es war ja nur das Außengelände betroffen. Im Gebäude gab es keine Probleme.“

Zu Problemen kam es auch im Nachbarort Paulshain, wo ebenfalls Wasser von den Feldern hereingelaufen ist, wie Peter Antoniewski informierte, der Baubeigeordnete der Stadt Dippoldiswalde. Er vertrat Oberbürgermeister Jens Peter (Freie Wähler), der in Urlaub ist. Antoniewski will jetzt Kontakt zur Agrargesellschaft Ruppendorf aufnehmen, ob diese in Berreuth noch stärkere Vorbeugungsschritte gegen solche Schlammlawinen unternehmen kann. Das müsste dann über die bestehenden Gräben und Randstreifen an den Äckern noch hinaus gehen.