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Schauen, staunen, ausprobieren

Die großen Luxusuhrenfirmen in Glashütte haben ihre Türen geöffnet. Von einigen Besuchern waren die Lehrmeister überrascht.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Glashütte. Fingerspitzengefühl und Ausdauer sind nur zwei Fähigkeiten, die ein Uhrmacher braucht, um erfolgreich zu sein. Diese Erfahrung konnte auch Jennifer Füssel machen. Die Neustädterin war am Sonnabend in das Aus- und Weiterbildungszentrum des Luxusuhrenherstellers A. Lange & Söhne gekommen, um sich anzuschauen, was sie in einem Jahr erwartet. Die Zehntklässlerin konnte sich an einer Großuhr probieren. Gerda Schneider, Azubi im zweiten Lehrjahr, gab ihr einige Tipps. Während sich Jennifer Füssel schon sicher ist, dass sie Uhrmacherin werden möchte – sie gab ihre Bewerbungsunterlagen ab –, sind andere in ihrem Alter noch unschlüssig.

Auch die Uhrmacherschule von Glashütte Original öffnete ihre Türen. Uhrmacherlehrling Kalvin Witt führte Jeremia Walther aus Schlettau – er hat seine Bewerbung schon abgegeben und ein Praktikum absolviert – in die Grundlagen der Uhrmacherkunst ein.
Auch die Uhrmacherschule von Glashütte Original öffnete ihre Türen. Uhrmacherlehrling Kalvin Witt führte Jeremia Walther aus Schlettau – er hat seine Bewerbung schon abgegeben und ein Praktikum absolviert – in die Grundlagen der Uhrmacherkunst ein. © Egbert Kamprath
Werkzeugmechaniker Kevin Mattner demonstriert Tobias aus Karsdorf die Arbeit mit der Fräse.
Werkzeugmechaniker Kevin Mattner demonstriert Tobias aus Karsdorf die Arbeit mit der Fräse. © Egbert Kamprath

Doch auch diese Jugendlichen konnten sich am Sonnabend in Glashütte umschauen – und das gleich in zwei Firmen. Denn nicht nur Lange lud Jugendliche und deren Eltern zu einem Tag der offenen Tür ein. Auch Mitbewerber Glashütte Original öffnete am gleichen Tag seine Ausbildungsstätte, die Uhrmacherschule Alfred Helwig. So konnten sich potenzielle Uhrmacher- und Werkzeugmechanikerlehrlinge vor Ort bei den beiden größten Ausbildungsbetrieben in der Glashütter Uhrenindustrie über die Anforderungen in der Ausbildung, deren Inhalte und Karrieremöglichkeiten informieren und vergleichen.

Bei Glashütte Original zeigte man sich nach dem Tag der offenen Tür zufrieden. „Der Informationstag war wieder sehr erfolgreich“, sagt Unternehmenssprecher Michael Hammer. Die Besucher – insgesamt wurden 250 gezählt – kamen vor allem aus dem Osterzgebirge, aber auch aus der Dresdner Region. Einige kamen von weither. Zahlreiche Schüler nutzten die Gelegenheit, sich auch selbst einmal am Uhrmachertisch auszuprobieren. Inhaltlich interessierten sich die Gäste vor allem für die Lehrinhalte, aber auch für die späteren Einsatzmöglichkeiten bei Glashütte Original oder innerhalb der Swatch Group, zu der das Unternehmen seit 2000 gehört. Einige Schüler fragten auch an, ob sie ein Praktikum an der Uhrmacherschule machen können. „Dies ist zu verschiedenen Terminen möglich“, erklärt Hammer.

Besucher bis aus Mecklenburg

Auch bei Lange Uhren zeigt man sich zufrieden. Etwa 200 Besucher waren gekommen. „Wir schauen zum vierten Mal in Folge – solange gibt es den Tag der offenen Ausbildung schon – auf eine rundum gelungene Veranstaltung zurück“, sagt Kirsten Hultzsch von der Presseabteilung. Nicht alle Besucher verraten, woher sie kommen. „Aber wir wissen, dass wir Gäste aus Mecklenburg-Vorpommern und Westsachsen dabei hatten“, sagt Frau Hultzsch. Auffallend sei gewesen, dass sich auch Eltern und Großeltern an den Werktischen ausprobierten, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was der Nachwuchs später lernen wird. Dieser brachte auch ganz konkrete Fragen mit, wie zum Beispiel: Von wann bis wann findet die Theorie in der Schule statt? Um wie viel Uhr beginnt die Praxis in der Werkstatt? Welche schulischen Leistungen benötigt man als Voraussetzung? „Und natürlich möchten sie wissen, wie hoch die Ausbildungsvergütung während der drei Lehrjahre sein wird“, fasst Frau Hultzsch die Fragen zusammen.

Erfreulich ist, dass sich die jungen Leute gut auf die Ausbildungstage vorbereitet haben. Viele hatten bereits im Vorfeld Veranstaltungen wie den Aktionstag Bildung der IHK in Dresden genutzt, um sich über die Ausbildungsberufe zu informieren, sagt Michael Hammer. Ähnlich sieht es Lange: Hier sieht man sich bestätigt, dass das Unternehmen deutlich mehr Aufwand bei Ausbildungsmessen und ähnlichen Veranstaltungen getrieben hat. Potenzielle Bewerber seien besser informiert. Diese wissen, worauf sie sich einlassen. „Für beide Seiten ist das ein großer Vorteil“, sagt Frau Hultzsch. Wer immer noch unschlüssig ist, der sollte die Ausbildungsmesse KarriereStart besuchen, die im Januar in der Dresdner Messe stattfindet, rät Hammer.

Soviel steht schon fest: Das nächste Lehrjahr beginnt im August 2018. Die beiden Luxusuhrenhersteller werden jeweils wieder zwölf Uhrmacherausbildungsplätze anbieten. Darüber hinaus hat Lange eine Werkzeugmechanikerstelle zu besetzen, bei Glashütte Original sind es vier.