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Schauburg-Leuchtreklame gerettet

In sechs Wochen leuchten die Schriftzüge an der Front- und Seitenfassade in Zittau wieder. 63 Spender haben dafür gesorgt.

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© Mario Heinke

Von Mario Heinke

Holger G. Schulze überträgt die Konturen der Glasröhren mit einem Bleistift auf ein großes Blatt. Die alten Filterglasrohre zu Buchstaben geformt ergeben das Wort „Schauburg“ und gehören an das gleichnamige, ehemalige Lichtspieltheater am Ottokarplatz. „Die meisten Buchstaben und die Röhren, die eine Kontur bildeten, sind nicht mehr verwendbar“, sagt der Lichtreklameherstellermeister und Inhaber von DS Werbung in Ostritz.

Die alte Leuchtreklame kann jetzt erneuert werden, weil zahlreiche Spenden eingegangen sind.
Die alte Leuchtreklame kann jetzt erneuert werden, weil zahlreiche Spenden eingegangen sind. © Jens Böhme

Eine Glasbläserei in Illmenau wird neue Rohre blasen, damit der Schriftzug an der Schauburg wieder leuchtet. Schulze berechnet Komponenten und Anschlüsse des Hochspannungsleuchtröhrensystems. Die Rekonstruktion der alten Leuchtwerbung ist Handarbeit, nicht ganz billig und es gibt kaum noch Handwerker, die das können. Stammt die Beschriftung an der Gebäudefront noch aus den 1920er Jahren, ist der geschwungene Schriftzug an der Seite in DDR-Zeiten angebracht worden, vermutlich im Zusammenhang mit dem Einbau der Visionsbar zwischen 1977 und 1979.

Möglich wurde die Restaurierung der „Neonwerbung“, weil Lisa-Maria Schäfer die Idee hatte, das Vorhaben auf der Spendenplattform von Volksbank Löbau-Zittau und SZ Löbau/Zittau im Internet zu veröffentlichen. Bis zum 19. Juli lief die Aktion, neudeutsch „Crowdfunding“ genannt, und brachte insgesamt 3 645 Euro ein. Das Geldinstitut veredelte jede Spende ab zehn Euro mit einem eigenen Festbetrag von jeweils zehn Euro. 63 Spender, darunter vier Unternehmen, unterstützten die Idee mit ihrem Geld. „Das ist mehr als erwartet“, sagt Lisa-Marie Schäfer. Sie freut sich über den großen Zuspruch und die rege Anteilnahme der Zittauer. Die Zielmarke lag bei 3 500 Euro, genau so viel wie die Reparatur kostet. Die 21-jährige Studentin hilft in der Freizeit ihren Eltern in der Schauburg.

Mutter Elke Schäfer und ihr Partner Thomas Schmid sanieren das Baudenkmal peu à peu seit zwei Jahren. Die Sanierung geht dank zahlreicher Spenden sowie nicht unbeträchtlicher Eigenmittel voran. Eine Brandmeldeanlage ist installiert, die legendäre Visionsbar wieder hergerichtet und Sanitärräume sind in einem Neubau entstanden. Wenn alle Auflagen der Bauaufsicht zur Durchführung von Veranstaltungen abgearbeitet sind, wollen die Bauherren und -damen im ehemaligen Kino Lesungen und Konzerte organisieren und auch wieder Filme zeigen. Auf einen Termin wollen sich die Eigentümer nicht festlegen, im Gespräch ist allerdings herauszuhören, dass es wohl 2018 so weit sein könnte. Derzeit plant Thomas Schmid die Gestaltung der Außenanlagen, um die für Feiern und Feste nutzbare Freifläche zu aktivieren. Aus Zeitmangel ist der Urlaub in diesem Jahr in die Schauburg verlegt worden, erzählt Frau Schäfer. Damit die Kosten für die Leuchtreklame nicht ausufern, arbeitet Schmid die Unterkonstruktion selbst auf. Bleche und Stahlteile erhalten wieder ihre Originalfarben in Altweiß und Rotbraun. Er hofft, dass die neuen Glasröhren in sechs Wochen fertig sind. Dann werden die Buchstaben am Ottokarplatz wieder strahlen und davon zeugen, dass Leben eingezogen ist. Interessenten können auch nach der erfolgreichen Volksbank-Spendenaktion die Sanierung des Denkmals finanziell unterstützen, sagt Schmid.

Spendenkonto IBAN: DE 77 85590100 4561 147 804; BIC: GENODEF1NGS