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Schatten überm Sonnenhof

Das betreute Wohnen in Heidenau wird erweitert. Dafür müssen Mieter raus. Die WVH versprach ihnen einiges. Es gilt aber nicht für alle.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Heidenau. Manchmal wird auch bestraft, wer zu zeitig kommt. Diese Erfahrung mussten jetzt die Immlers in Heidenau machen. Sie wohnten auf der Käthe-Kollwitz-Straße 17. Dieser Eingang gehört zum zweiten Bauabschnitt der Erweiterung des betreuten Wohnobjektes Sonnenhof. Dafür müssen die Mieter dann raus. So wie jetzt bereits aus den Eingängen 21 bis 25. Um den Mietern den Aus- und Umzug schmackhaft zu machen, bietet die städtische Wohnungsgesellschaft WVH als Sonnenhof-Besitzer Hilfe an. Dazu gehören unter anderem die Organisation und Bezahlung des Umzuges inklusive Auf- und Abbau der Möbel.

Die Diskussionen um die erste Etappe der Erweiterung ließen die Immlers eine Entscheidung treffen: Schon jetzt umziehen. Schließlich steigt die Nachfrage nach Wohnungen in Heidenau und damit auch die Miethöhe. Sie hatten dazu auch vor dem Umzug ein Gespräch mit einer WVH-Mitarbeiterin, sagen sie. Und sie hätten eine Zusage erhalten, jedoch nicht schriftlich. Die WVH sagt, bisher gab es von Mietern keine Anfrage zur Kostenübernahme. Nun, nach ihrem Umzug schickten die Immlers der WVH die Rechnung für die Umzugsfirma, die neue Auslegware, erbrachte Eigenleistungen und weitere Aufwendungen per Post. Die Antwort: Es wird nicht bezahlt. Die Begründung: Die 17 wird noch nicht freigelenkt. Außerdem: Das Umzugsunternehmen war nicht von der WVH beauftragt worden. „Zur Sicherung der Qualität organisiert die WVH alle Umzüge nur mit vertraglich gebundenen Fachfirmen“, heißt es im Antwortwortschreiben. Eine abweichende Beauftragung bedarf der vorherigen Absprache.

Es gibt noch eine andere Vermutung: Die Immlers sind nämlich nicht bei der WVH geblieben, sondern zur Wohnungsgenossenschaft Elbtal gegangen. Hauptgrund: eine passende Wohnung mit Fahrstuhl. Die fanden Immlers eine Straße weiter auf der Kurt-Fehrmann-Straße. Wer bei der WVH bleibt, dem werden auch Wünsche bei Bodenbelag, Badfliesen und Wandfarbe erfüllt.

Ein Angebot der WVH



Derzeit sind von den 54 Wohnungen des ersten Bauabschnittes auf der Kollwitzstraße 33 schon leer, sechs Mieter ziehen zurzeit um, mit weiteren 15 führt die WVH Gespräche. Einige haben angekündigt, sich so lange wie es geht zu wehren. Sie wollen ihr zum Teil langjähriges Zuhause nicht verlassen, brauchen die zu einem Drittel rollstuhlgerechten Wohnungen nicht und befürchten, anderswo mehr Miete bezahlen zu müssen. Das hatte zu streitbaren Diskussionen auch im Stadtrat geführt.

Die WVH versprach mehrfach, für alle eine vom Gebiet und der Miete passende Wohnung zu finden. Geschäftsführerin Sonnhild Ruffani legte sich schließlich auch auf 7,50 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete fest. Hinzu kommt die Pauschale für Serviceleistungen. Sie beträgt monatlich für eine Person 80 Euro, für ein Ehepaar 120 Euro. Die WVH will jetzigen Mietern, die dann in die zum betreuten Wohnen umgebauten Wohnungen zurückkehren, entgegenkommen. Es ist von einem Erlass für eine bestimmte Zeit die Rede.

Bisher sind 90 Prozent der Mieter der WVH treu geblieben. Baubeginn soll Anfang 2019 sein. Die Planungen dafür gehen dem Ende zu. Erst wenn die erste Sonnenhof-Erweiterung fertig ist, beginnt die Freilenkung für den zweiten Abschnitt. Dessen Bau ist für ab 2023 vorgesehen. Die Immlers waren also wirklich viel zu früh.

Derzeit werden erst einmal nur die Mieter der Käthe-Kollwitz-Straße 21 bis 23 unterstützt. Die WVH räumt jedoch ein: „Selbstverständlich besteht auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Möglichkeit, mit jedem von den Umbaumaßnahmen betroffenen Mieter individuelle Lösungen für einen vorzeitigen Wohnungswechsel zu finden.“ Inzwischen hat die WVH mit den Immlers ein Termin vereinbart – „um gemeinsame Lösungsmöglichkeiten zu vereinbaren.“