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Schanzenrekord im Mortelgrund

Trotz steigender Temperaturen gehen die Waldheimer Winterspiele glatt. Nicht zuletzt dank fleißiger Pistenwarte.

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© Dietmar Thomas

Von Marcus Möller

Waldheim. Es wird wärmer – der Schnee wird weich und schmilzt. Das mag in vielerlei Hinsicht eine gute Nachricht sein, für Ricardo Baldauf kamen die Plusgrade zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Drei Jahre in Folge mussten die von seinem Verein „Celebration.org“ ausgerichteten Waldheimer Winterspiele abgesagt werden. Auch in diesem Jahr setzten die Sonnenstrahlen dem Schnee am Hang im Mortelgrund zu, dessen Beschaffenheit Voraussetzung für Skispringen und Skilanglauf ist. „Seit drei Wochen klopfen wir mit den Helfern hier jeden Tag die Piste glatt“, sagt Ricardo Baldauf.

Ob die Winterspiele dieses Jahr würden stattfinden können, war lange unklar. Ein Wochenende zuvor entschied man sich deshalb zu einem Probespringen. Um der Schanze Halt zu verleihen, wurden immer wieder feste Schneebrocken auf die Bereiche der Sprungschanze und der Langlaufloipe aufgetragen. Der Plan, die Dichte des Schnees dabei so zu erhöhen, dass er auch ein paar Wochen wärmere Temperaturen aushält, ist aufgegangen: Während die nicht präparierte Rodelpiste in ihrer Konsistenz so langsam nachlässt, steht die Skisprungschanze wie ein Gletscher. Und so sorgen die Sonnenstrahlen an diesem Wochenende lediglich dafür, dass am Mortelgrund in Kombination mit dem glänzenden Schnee ein zauberhaftes Winterambiente entsteht.

Zwei Frauen auf der Schanze

Der Lohn: Allein am Sonnabend, dem Tag des Skisprungwettbewerbs, finden über 400 Besucher den Weg an die Schanze. „Die Veranstaltung funktioniert dank der Kombination mit der Rodelpiste hervorragend, da ohnehin viele Leute hierher zum Rodeln kommen“ , sagt Ricardo Baldauf. Beim Skispringen, dem Höhepunkt, starten 14 Springer, sodass man sich für vier Durchläufe entscheidet, von denen die besten drei gewertet werden. Das Springerfeld ist wild durchmischt – zwischen elf und 68 Jahren sind die Springer und Springerinnen alt – zwei Frauen sind dabei. Neben der Weite, die dreifach gewertet wird, bewerten die Kampfrichter Anfahrt, Absprung, Flughaltung und Landung bis zu einem Höchstwert von 15 Punkten. „Auf dieser Schanze sind Sprünge bis zu 18, vielleicht 20 Meter möglich“, sagt Lothar Marle, ehemaliger nordischer Kombinierer des DDR-Nationalteams und einer der Punktrichter.

Den heutzutage üblichen V-Stil mache bei so einem Weitenbereich noch nicht viel Sinn, stattdessen müsse der sogenannte Fischstil, mit geschlossenen Ski, gesprungen werden. 18 Meter werden es am Ende nicht ganz, aber immerhin stellt Sieger Robert Fieber mit 14 Meter einen neuen Schanzenrekord auf. Der elfjährige Til Fischer steht ihm mit seinem Sprung auf 12,5 Meter nicht viel nach und wird Sieger der unter 16-Jährigen. Aber auch für Ricardo Baldauf, der selbst nicht mitgesprungen ist, und alle anderen ist der Abend ein voller Erfolg: „Es konnte stattfinden, es sind viele Leute gekommen und es hat sich niemand verletzt, was am Wichtigsten ist.“