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Schandfleck soll verschwinden

Der alte Schafstall in Weißbach ist schon lange kein Aushängeschild mehr. Neukirch will das ändern.

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© René Plaul

Von Nicole Preuß

Weißbach. Die Scheiben sind kaputt, die Wände sind feucht und die Dachbedeckung lose. Der alte Schafstall in Weißbach ist schon lange kein Aushängeschild mehr. Dabei steht er genau am Eingang des Dorfes. Die Gemeinde hat die maroden Mauern an der Straße bereits durch Absperrungen gesichert. „Die Kinder, die von den Wohnblöcken kommen, laufen regelmäßig dort lang“, sagt Bürgermeisterin Grit Truxa-Richter. „Das geht überhaupt nicht.“

Die Gemeinde überlegt deshalb schon seit einiger Zeit, wie sie das Problem lösen kann. Das Grundstück gehört einem Privatmann, er kann das Gebäude allerdings nicht sanieren. Die Neukircher Gemeindeverwaltung hat sich deshalb nach einem anderen Weg umgesehen und hat ihn tatsächlich entdeckt. Ein Investor würde den Stall und ein weiteres Grundstück kaufen, das Gebäude abreißen und Bauflächen für Einfamilienhäuser schaffen. Er geht das Projekt allerdings nur an, wenn Baurecht besteht und man auf der Fläche noch in einigen Jahren Einfamilienhäuser bauen könnte. Die Gemeinde ist deshalb gerade dabei, mit Hilfe des Dresdner Planers Peter Linke eine Ergänzungssatzung aufstellen zu lassen. Die Kosten, die Neukirch dadurch entstehen, wiege der Nutzen auf, sagt die Bürgermeisterin Grit Truxa-Richter. „Wir haben ja jetzt schon Kosten durch die Absperrungen“, sagt sie. „Und das Interesse ist natürlich sehr groß, dass die Gebäude dort nicht endlos stehen bleiben.“

Verhandlungensind schon weit gediehen

Die Verhandlungen sind schon weit gediehen. Der private Besitzer hat schriftlich zugesichert, das Grundstück an den Investor zu verkaufen, sobald Baurecht besteht. Der Eigentümer der benachbarten Fläche möchte auch verkaufen. Der Planer hat die entsprechenden Unterlagen vorbereitet und Untersuchungen angestellt. Die Dokumente sind fast so weit, um offengelegt zu werden und die Stellungnahmen einholen zu können. Doch jetzt zeigt sich ein weiteres Problem. Ein kleines Stück des angrenzenden Grundstücks ist im Flächennutzungsplan als Biotop ausgewiesen. Das hat der Planer beim Umweltamt erfahren. Unbeteiligte können das nur schwer nachvollziehen. Betonflächen sind dort zu erkennen und ein paar magere Rasenflächen, wenn gerade kein Schnee liegt. 400 bis 500 Quadratmeter gehören nach den ersten Berechnungen zu dem Biotop, wenn man die Wege und Betonflächen ausklammert. Biotope dürfen aber nicht bebaut werden. Und deshalb steht die Gemeinde Neukirch nun vor der Aufgabe, gleichwertigen Ersatz für die relativ kleine Fläche zu finden. Das heißt, sie muss ein gleichgroßes Stück Land entdecken, das ungefähr die gleichen Bedingungen bietet.

Die Gemeinde Neukirch hat relativ schnell eine kleine Wiese am Bachlauf im Ortsteil Neukirch ausgemacht, die auch noch der Gemeinde gehört. Dort könnten doch, so der Plan, die Gras-Samen aus Weißbach ausgesät werden. Doch das ist nicht so einfach, wie gedacht. Die Fläche in Neukirch ist zu nass. Gesucht ist eine trockene Wiese, wie sie bereits in Weißbach vorhanden ist. Und so macht sich die Gemeinde nun auf die Suche nach einem anderen Standort. Der muss sich nicht zwingend in der Gemeinde befinden. Kurz stand eine Fläche im Neuen Lager in Königsbrück zur Diskussion, doch die ist bereits anderweitig verplant. „Wir haben noch ein paar Ideen“, sagt Grit Truxa-Richter. Aber vielleicht hätten ja auch die Neukircher oder andere Leser einen Tipp.

Neuer Name gesucht

Die Fläche kann sich auch in privater Hand befinden. Es muss sichergestellt sein, dass sie nicht mehr fürs Bauen gebraucht wird und genauso groß ist. Außerdem gibt es spezielle Vorgaben. Es sollte also sichergestellt sein, dass die Gräser so groß werden, dass sie aussamen können, damit die Entwicklung weitergehen kann. „Am besten macht man auf der Fläche gar nichts“, sagt Planer Peter Linke.

Die Gemeinde ist guter Hoffnung, dass es ihr gelingt, so ein Grundstück zu finden. Der alte Schafstall, der schon zu Zeiten des Rittergutes als solcher genutzt und zu LPG-Zeiten zu einem Kuhstall umgebaut wurde, soll verschwinden. Die Arbeit an der Satzung geht deshalb weiter. Der Gemeinderat von Neukirch hat einstimmig beschlossen, die Ergänzungssatzung öffentlich auszulegen und die Träger der öffentlichen Belange zu beteiligen. Die Gemeinde hat in dem Zug einen neuen Namen für die Fläche gefunden. Sie heißt nicht mehr Schafstall, sondern „An der Sonnenhöhe“, wie der Weg, der vorbei führt. „Am Schafstall klingt nicht so attraktiv“, sagt die Bürgermeisterin.