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Schandauer legen Stadtgarten an

Zum Naschen geht es künftig an die Kurpromenade. Für diese Idee bekam der Kneippverein unverhoffte Unterstützung.

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© Dirk Zschiedrich

Von Gunnar Klehm

Bad Schandau. Marlen Strohbach hat das Kommando. Sie weist Gabriele Roch und Naim Khan Wriakhel an, wo die frisch abgestochenen Rasenstücken abgelegt werden sollen. Schicht für Schicht wächst ein kleiner Hügel mitten auf der Kurpromenade in Bad Schandau. Was dort gedeihen wird, ist noch nicht ganz klar. Was in den ausgehobenen Beeten wächst, das können die Spaziergänger schon genau beobachten. Ein Trupp von 20 Helfern hat unter anderem zahlreiche Beerensträucher, Topinambur und Blutwurz gepflanzt. Das soll der neue Stadtgarten werden. „Hier darf jeder mal naschen, wenn die Beeren reif sind“, sagt Marlen Strohbach.

Die Idee zu dem Stadtgarten hatte der Kneipp-Verein Bad Schandau und Umgebung, dem auch Marlen Strohbach angehört, schon lange. „Irgendwann mussten wir mal anfangen“, sagt Andreas Eggert. Der Alt-Bürgermeister ist Vorsitzender des Vereins. Auch er packte beim Anlegen des Gartens ohne Umzäunung kräftig mit an. Mit einer Motorhacke lockerte er den vom Rasen befreiten Boden. Dann wurde Humus untergemischt, damit die Pflanzen gut gedeihen. Die Stadt hat dem Verein eine Fläche an der Kurpromenade zur Verfügung gestellt.

Dass es gerade jetzt losgehen konnte, liegt aber auch an der Unterstützung der Bundesumweltstiftung. Die fördert in dem Projekt „Willkommen in der Nationalparkregion“ Aktionen, die zusammen mit Geflüchteten durchgeführt werden. Beim Projekt Stadtgarten war schnell eine Kooperation vereinbart. Etwa zehn junge Flüchtlinge wollten mithelfen. „Ich will etwas tun, nicht nur rumsitzen“, sagt Naim Khan Wriakhel aus Afghanistan, der zurzeit in Bad Schandau lebt. Was ehrenamtliche Arbeit ist, hatte er erklärt bekommen. In seinem Heimatland gibt es so etwas nicht.

In den vergangenen Monaten wurden in der Sächsischen Schweiz im Rahmen dieses Projektes schon 30 Aktionen durchgeführt. Zuletzt hatte der Börnfried-Verein in Dürrröhrsdorf-Dittersbach gemeinsam mit Geflüchteten Fahrräder repariert.

In Bad Schandau hofft man indes, dass das Projekt Stadtgarten eine nachhaltige Entwicklung nimmt. „Wir wollen auf diese Weise als Kneipp-Verein vermitteln, dass zu gesunder Ernährung Obst und Gemüse gehören und wollen zeigen, dass es dazu nicht viel braucht“, sagt Andreas Eggert. Das könne auch ein Kräuterbeet auf dem Balkon sein. Stadtgärten würden außerdem in vielen Städten schon gut funktionieren. „Wie nachhaltig das in Bad Schandau wird, wird von der Bevölkerung selbst abhängen“, sagt Eggert. Eine Infotafel, die das Projekt erklärt, solle noch aufgestellt werden. Der Verein hat sich bewusst die Kurpromenade ausgesucht. Die Strauchreihen und das Kräuterbeet sollen auch ein Hingucker für die Gäste sein.

An der Pflege darf sich jeder beteiligen. „Wir werden noch eine Gießkanne hier deponieren. Dann kann jeder, der sieht, dass die Pflanzen Durst haben, mal eine Kanne Kirnitzsch-Wasser holen gehen und gießen“, sagt Marlen Strohbach. Sie ist davon überzeugt, dass der Stadtgarten gedeihen wird. „Es gibt doch viele, die keinen Garten mehr haben, sich aber mal unverbindlich betätigen wollen, wenn es passt“, sagt sie.