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Schätze aus Schwepnitz

Der ehemalige Pfarrer Manfred Dietrich hat verschiedene Bibeln zusammengetragen. Darunter ist ein unscheinbares Exemplar mit berührender Geschichte.

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© Matthias Schumann

Von Nicole Preuß

Schwepnitz. Die rote Bibel mit dem Kreuz wirkt besonders prächtig. Das mag an dem goldenen Kreuz liegen, das unübersehbar auf dem Deckel prangt. Doch das Buch ist nicht das, was Manfred Dietrich am meisten am Herzen liegt. Sein Favorit liegt in einer Vitrine, hat einen schwarzen, abgegriffenen Einband und ist nicht größer als ein A6-Heft. Der ehemalige Pfarrer aus Schwepnitz hat verschiedenen Bibeln aus mehreren Jahrhunderten zusammengetragen und zeigt nun eine Auswahl davon in einer Ausstellung im Kamenzer Sakralmuseum.

Der 77-Jährige ist als Pfarrer schon immer fasziniert von diesem Buch der Bücher. „Einige der Schriften in der Bibel sind vor 3000 Jahren entstanden. Die Bibel ist eines der ältesten Bücher, das die Menschheit hat. Und doch ist der Wortlaut der Schrift heute noch immer der gleiche wie früher“, sagt er. Diese akribische Überlieferung findet Manfred Dietrich spannend. Aber auch die Geschichte hinter den verschiedenen Exemplaren fasziniert ihn.

Da ist zum Beispiel die Kurfürstenbibel aus dem Jahr 1656. Das prächtige Buch ist wohl eines der aufwendigsten Ausstellungsstücke. Ein Kupferstich des sächsischen Landesherren Friedrich der Weise schmückt die Bibel. Der Mann half dem Reformator Martin Luther, als dieser auf der Flucht war. „Aus Dankbarkeit hat man das Porträt des Herrschers mit in die Bibel hineingenommen“, sagt Manfred Dietrich.

Bibeln für den Schulunterricht

Der Pfarrer zeigt auch Schullehrer-Bibeln aus dem 19. Jahrhundert. Damals bekamen die Pädagogen eigens für den Unterricht gedachte Exemplare dieses Buches. Andachtsbücher gibt es ebenfalls zu sehen. Der Hausvater las seiner Familie, den Knechten und Mägden aus diesen Büchern jeden Morgen Bibeltexte vor. Zwei Exemplare der Herrnhuter Losungen sind zu sehen. Die dort ansässige Brüdergemeine lost seit fast 300 Jahren Bibelsprüche für jeden Tag des Jahres aus.

Eines der bemerkenswertesten Ausstellungsstücke ist aber wohl die kleine abgegriffene Bibel, die in der Vitrine gleich neben der Kurfürstenbibel liegt. Manfred Dietrich hat sie einst von einer inzwischen verstorbenen Russlanddeutschen geschenkt bekommen. Das Buch gehörte deren Mutter. Die Frau nahm die Bibel mit in die Internierungshaft, als 1939 der Krieg ausgebrochen war und Stalin viele Deutsche in Lager nach Sibirien, in den Ural oder Kasachstan deportieren ließ. „Viele Biografien sind dadurch erschüttert worden“, sagt Manfred Dietrich. „Aber diese unscheinbare Bibel ist immer mitgegangen. Sie hat den Leuten den Willen gegeben, zu überleben. Es hängt Herzblut daran und sicher auch manche Träne.“

Beitrag zum Reformationsjubiläum

Die Mitarbeiter des Kamenzer Sakralmuseums unterstützten Manfred Dietrich bei der Konzeption und natürlich der Umsetzung der Ausstellung. Der Pfarrer zeigt Bibeln auf Tschechisch, Arabisch, Sorbisch und Dänisch. Und er hat auch einige Bilder herausgesucht, die biblische Geschichten zeigen. Der evangelische Pfarrer versteht die Ausstellung als Beitrag für das Reformationsjubiläum 500 Jahre Reformation, das im kommenden Jahr begangen wird. Die Ausstellung ist allerdings nur noch bis zum 21. Februar im Sakralmuseum zu sehen.

Das Museum öffnet Montag bis Freitag 10-18 Uhr, Sonnabend, Sonntag 11 bis 16 Uhr (Achtung: 13 bis 14 Uhr geschlossen). Eintritt 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro.