Von Ina Förster
Haselbachtal. Am frühen Freitagmorgen traten sie ihre Reise an – die 120 Schafe von Achim Habendorf. Nach der idyllischen Ruhe in der Königsbrücker Heide stehen ihnen nun ein paar aufregendere Tage bevor. Sie werden die Stars beim 14. Schäfer- und Wollmarkt sein. Aber das sind Habendorf und sein Team bereits gewohnt, denn der Oberlichtenauer Züchter ist bereits seit dem ersten Markt mit von der Partie. Und auch bei den vier Auflagen des Schäfermarktes zuvor in Pulsnitz war er maßgeblich beteiligt. Damals war dieser noch im Frühlingsfest der Pfefferkuchenstadt eingebettet. „Wir haben uns dann ins Haselbachtal umorientiert. Und hier gute Voraussetzungen und beste Unterstützung von der Gemeinde sowie vom Landwirtschaftsamt erfahren“, erzählt Achim Habendorf .
Noch vor ein paar Jahren waren er und sein Sohn Marco eine weitere Attraktion auf dem Schäfer- und Wollmarkt. Da kamen sie hoch zu Ross als Viehtreiber angeritten und zeigten den Zuschauern, wie man eine ganze Kuhherde in Schach hält. „Das machen wir dieses Jahr nicht, aber dafür habe ich meine beiden Hütehunde dabei und werde Fragen zum Herdenschutz beantworten“, freut er sich schon.
Die Anwesenheit der Hunde wirkt
Dass dieser ein großes Thema ist, dürfte nicht erst seit dem letzten Wolfsangriff auf seine Schafe klar sein. Achim Habendorf verlor bei der Wolfshatz im Februar am Rand der Königsbrücker Heide die Hälfte seiner Herde. 64 Schafe und Ziegen starben damals. Es war der schlimmste Wolfsangriff auf eine Nutztierherde seit der Wiederansiedlung des Raubtiers in Deutschland. Dem Landwirt, der noch eine Herde Mutterkühe hat, blieben nur 60 Tiere. Ziegen büßte er fast alle ein. Und seine Heidschnucken kamen damals zur Beruhigung in die Nähe des Betriebs von Habendorf nach Reichenbach. Doch die Herde sollte zurück in die Randgebiete der Königsbrücker Heide. Von dort holte sie der Schäfer am Freitagmorgen ins Haselbachtal. Per Traktor samt Viehhänger. Mittlerweile sind es wieder 120 Tiere. „Ich habe Neue dazu gekauft und auch ein paar Lämmer haben das Licht der Welt erblickt“, erzählt er. Betrübt ist der Schäfer aber noch immer über den Verlust im Winter. Seitdem hat er sich aber die Hütehunde Emma und Elsa angeschafft. Die beiden Pyrenäenberghunde sind Mutter und Tochter und kümmern sich seit Juli um die Herde.
Von Kartoffeln & Strohburgen
„Wenn die beiden losbellen – das hat schon was“, sagt er. „Bis jetzt ist jedenfalls Ruhe in der Heide. Allein die Anwesenheit der Hunde verunsichert die Wölfe mit Sicherheit“, sagt Habendorf. Und hofft, dass es so bleibt. Einen hunderterprozentigen Schutz gibt es dennoch nicht. Das weiß der Schäfer. Weitere Erfahrungen wird die Zeit bringen. Als nächstes kommt die Herde erst einmal nach Schwepnitz. Auch den ganzen Winter über bleiben die Tiere wieder draußen.
Wenn Achim Habendorf abends zu seiner Herde raus fährt, ist zwar immer ein banges Gefühl dabei. Aber auch ein schönes. Die Freiheit eines Schäfers mit allem Für und Wider – auch darüber kann man am Sonntag mit ihm fachsimpeln.