Von Annett Heyse
Wilsdruff. Der Saunaofen steht noch in der Holzkabine. Doch auf den Steinen hat sich eine dicke Staubschicht gebildet. Hier hat schon lange keiner mehr eingeheizt und geschwitzt – der Wilsdruffer „Dampfkessel“ in der Rosenstraße ist seit drei Jahren ungenutzt. Nun aber kommt Bewegung in die Sauna, was jedoch gleichzeitig das endgültige Aus für die Schwitzstube bedeutet: Die Räume werden zu einer Tagespflege umgebaut. Betreiben wird die Betreuungseinrichtung für alte Menschen das Deutsche Rote Kreuz Freital (DRK).
Bärbel Bautz kann sich schon genau vorstellen, wie alles in einigen Wochen aussehen wird. „Der kleine Eingangsbereich und die Spinde sollen bleiben“, sagt die DRK-Geschäftsführerin für die Sozialen Dienste und führt dann durch die ehemaligen Saunaräume. Der große Mittelbereich, wo die Saunagänger einst nach dem Schwitzen an der Theke oder im Whirlpool sitzen konnten, wird zu einem Aufenthaltsbereich mit Küchenzeile umgebaut. Insgesamt soll es zwei solcher Wohnbereiche geben, dazu gehört dann jeweils ein Ruheraum. „Wir wollen insgesamt 20 Plätze anbieten und dabei zwei Gruppen zu jeweils zehn Kunden schaffen“, sagt Carola Lubinski, beim DRK Freital die Leiterin für die Tagespflege.
Entlastung für Angehörige
Kunden sagt sie und meint das durchaus wörtlich. Denn auch, wenn in der Tagespflege alte, teils kranke, pflegebedürftige Menschen betreut werden, sollen sie sich hier als Gäste fühlen und nicht als Patienten. Gedacht ist die Tagespflege für Menschen, die noch nicht in einem Pflegeheim leben, aber nicht allein zu Hause sitzen wollen. Oder können. Bautz: „Es ist auch eine Entlastung für die Angehörigen, wenn sie wochentags ein paar Stunden für sich brauchen, aber ihre Mutti oder den Vati in guten Händen wissen wollen.“
Die Tagespflege soll von 7.30 Uhr bis 16 Uhr geöffnet haben. Wer will, kann von montags bis freitags täglich kommen, oder auch tageweise. „Meistens ist es so, dass die Menschen erst mal gucken kommen, dann bleiben sie mal einen Tag, dann kommen sie einen zweiten und einen dritten Tag, dann kommen sie täglich“, berichtet Geschäftsführerin Bautz. So zumindest seien die Erfahrungen in Freital, wo das DRK im Palitzschhof schon länger eine Tagespflege anbietet. Im Jahr 2000 startete das DRK dort mit zwölf Plätzen, jetzt gibt es 34. Die Nachfrage sei ungebrochen, bestätigt Bautz.
Tagesablauf ist fest strukturiert
Dass man nun auf Wilsdruff kommt, hat vor allem einen Grund. Hier gibt es ein solches Angebot noch nicht. Vor Ort bietet der Städtische Betreuungs- und Pflegeverein zwar Pflegedienstleistungen und auch Seniorentreffs an, ebenso die Stiftung Leben und Arbeit. Zudem gibt es mehrere kleine Initiativen in den umliegenden Ortschaften – meist wöchentliche oder monatliche Seniorennachmittage. Auf der Suche nach einem geeigneten Objekt stieß das DRK schnell auf die mehr als 300 Quadratmeter große Sauna. Lubinski: „Zwar ist ein Umbau aufwendig, aber wir sind hier zentral im Wilsdruffer Stadtkern.“ Wer dennoch nicht allein kommen kann, wird abgeholt. Zu den Öffnungszeiten steht immer ein Fahrdienst zur Verfügung. Insgesamt sollen sich in der Tagespflege zwölf Pflegekräfte, Therapeuten, Hauswirtschafter und Alltagsbegleiter um die Gäste kümmern.
Für die gibt es einen strukturierten Tagesablauf – ganz wichtig sei das, vor allem für Menschen, die unter Demenz leiten, sagt Lubinski. Nach einem zweiten Frühstück werde ein Vormittagsangebot organisiert – beispielsweise Handarbeiten, spielen, Gespräche – , dann werde gekocht, wobei jeder helfen kann, aber nicht muss. Nach dem Essen gibt es eine Mittagsruhe, dann noch einen Nachmittagsimbiss und dann ist der Tag schon vorüber. In Freital ist die Tagespflege eine feste Größe geworden, im Pflegeheim in Kurort Hartha ebenfalls, in Rabenau gibt es seit Anfang November ein solches Angebot. In Wilsdruff will man spätestens Anfang Februar an den Start gehen. Einen Namen hat man übrigens schon: „Zur alten Heimat“.
Informationen zur Tagespflege gibt es beim DRK in Freital unter 0351 64169-22 oder -23. Ansprechpartnerin ist Carola Lubinski.