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Sauerstoff vom Schlecker-Markt

Die Firma Vivisol will in Roßwein einen Standort aufbauen. Ein Gutachten soll letzte Bedenken wegen Lärms ausräumen.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Roßwein. Am sogenannten Handelszentrum an der Haßlauer Straße 1 könnte sich ein Dienstleister ansiedeln. Interesse zeigt die Firma Vivisol. Projektleiter Viktor Schmid bezeichnet das Unternehmen als Vertriebspartner, und zwar von deutschlandweit rund 30 000 Patienten, die auf Atemluft aus mobilen Geräten angewiesen sind.

So soll sich der Sauerstofftank, den Vivisol bauen will, ins Bild an der Haßlauer Straße einfügen.
So soll sich der Sauerstofftank, den Vivisol bauen will, ins Bild an der Haßlauer Straße einfügen. © Visualisierung: Henning Rambo

Näheres dazu stellten er, Techniker und Planer am Donnerstagabend den Mitgliedern des Technischen Ausschusses vor. Diese hatten sich mit dem Bauantrag von Vivisol schon im Oktober einmal beschäftigt. Allerdings waren einigen Räten und berufenen Bürgern die dazugehörigen Informationen zu dürftig. Fragen gab es noch zur Lärmbelästigung. Die konnten die Vertreter der Firma inzwischen weitgehend beantworten. Nachgereicht wird im Genehmigungsverfahren noch ein Immissionsschutzgutachten. Das sei zwar an keinem der anderen elf Standorte nötig gewesen. Beauftragt hat es Vivisol nun aber trotzdem schon. Ziel solle sein, so Jörg Schneidereit von der Firma Industriebau Freyler aus Leipzig, nachzuweisen, dass die zulässigen Lärmparameter zu keiner Zeit überschritten werden.

Laut könne es eigentlich nur an einer Stelle im Betriebsablauf werden. Der sieht folgendermaßen aus. An der Haßlauer Straße wird ein knapp zwölf Meter hoher und 30 000 Liter fassender Tank für Flüssigsauerstoff errichtet. Der wird aus heutiger Sicht einmal pro Woche gefüllt. Das dauert ungefähr eine halbe Stunde. Dafür rollt ein Tankfahrzeug an. Später muss der Sauerstoff in Fahrzeuge umgefüllt werden, die das Gas zu den Patienten bringen. Das werden Sprinter, also Kleintransporter, sein. Sie sind mit einem 800-Liter-Tank ausgestattet. Diese wiederum sollen jeden Arbeitstag zum Feierabend hin, also zwischen 16 bis 18 Uhr, gefüllt werden. Dabei kann es zu Zischgeräuschen kommen, gaben die Betreiber und Planer zu.

Schalldämpfer soll Lärm mindern

„Ein Lärmschutzgutachten haben wir dafür noch nicht anfertigen lassen, aber sehr wohl Messungen für die Berufsgenossenschaft veranlasst“, sagte Viktor Schmid. Sein Unternehmen wolle bei der Betankung Schalldämpfer einsetzen. Der möglichen Geräuschpegel, der am Ende der Betankung auftreten könnte, sei 78 Dezibel, und zwar für 30 Sekunden bis eine Minute. René Münch (Die Linke) hatte umgehend recherchiert, dass in diesem Bereich sowohl normaler Verkehrslärm als auch das Geräusch eines Presslufthammers liegen.

Nach Angaben der Unternehmensvertreter will der Dienstleister in Roßwein nur wochentags, nicht am Wochenende, arbeiten beziehungsweise die Sprinter befüllen. Damit könnte eine Lärmbelästigung an Sonnabenden und Sonntagen ausgeschlossen werden. Einen Notdienst an den Wochenenden gebe es aber trotzdem. Nachbetankungen von Fahrzeugen, die mit den beschriebenen Zischgeräuschen verbunden sein könnten, seien während der Bereitschaft aber nicht notwendig.

Dass der mehr als zehn Meter hohe Tank wie ein Leuchtturm an Rande von Roßwein aus dem Boden ragen wird, diese Befürchtungen konnte Planer Henning Rambo ausräumen. Er hatte Simulationen mitgebracht. Nach denen wird wahrscheinlich aus nahezu allen Perspektiven nur das obere Stück des weißen Tanks zu sehen sein. Eine entsprechend hohe Bepflanzung befindet sich schon an Ort und Stelle.

Im ehemaligen Schlecker-Markt selbst sollen Viktor Schmid zufolge Büro und ein Lager für technische Geräte eingerichtet werden. Ein bis zwei Mitarbeiter würden ständig vor Ort sein, die Fahrer seien unterwegs zu den Kunden. Weil diese auch im Raum Leipzig leben, ist Vivisol auf der Suche nach einem zentraleren Standort gewesen. Nach Roßwein, das nah an der Autobahn und fast in der Mitte zwischen Leipzig und Dresden liegt, soll der bisherige Dresdener Standort verlagert werden. Von Roßwein aus will sich der Dienstleister um rund 1 300 Patienten in den Regionen Leipzig und Dresden kümmern.

Bekommt Vivisol die Baugenehmigung, rechnet der Projektleiter damit, dass der neue Standort in Roßwein binnen drei Monaten eingerichtet werden kann. Michael Klöden, der bei der Stadt Roßwein für den Brandschutz zuständig ist, wollte wissen, ob auf die Feuerwehrleute neue Anforderungen zukommen. Schmid zufolge geht von dem gekühlten Sauerstoff keine Explosionsgefahr aus. Allerdings sei zu beachten, dass der Inhalt das Feuer „pusht“, Sauerstoff brandförderlich ist, auch in gekühlter Form.