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Sauberkeit aus Fett und Asche

Wie lebten die Pirnaer zu Canalettos Zeiten? Türchen 19: der Seifensieder.

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© Marko Förster

Von Christian Eissner

Pirna. Bei Blick auf die Ausgangszutaten mag man kaum an ein wohlriechendes, reinigendes Endprodukt denken. Seife wird traditionell aus Pflanzenasche, ungelöschtem Kalk, Wasser sowie Tierfett (meist Schafsfett oder Rindertalg) hergestellt. Zuständig dafür waren Mitte des 18. Jahrhunderts die Seifensieder, die es auch in Pirna gab. Der Seifensieder hatte im Gewölbe seines Hauses einen Ofen, mit dem er Feuer unter dem Seifenkessel machen und die Zutaten einkochen konnte. Das Seifensieden war ein aufwendiger Prozess.

Die Bürger kauften die Seife vor allem, um damit Lauge zum Wäschewaschen herzustellen. Die Seifenlauge erleichterte den Frauen das Waschen enorm, da sie die Einwirkzeit verkürzte. Zuvor war die Waschlauge aus Asche hergestellt worden, worin die Wäsche mindestens 24 Stunden einwirken musste, um überhaupt eine schmutzlösende Wirkung zu entfalten.

Die Körperhygiene mittels Wasser und Seife setzte sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ebenfalls langsam wieder durch. In den beiden Jahrhunderten zuvor war der Hautkontakt mit Wasser und Seife eher als schädlich angesehen worden. Zu der Zeit, als Canaletto Pirna malte, gab es auch schon mit Duftölen versetzte Handseifen zu kaufen. Diese waren allerdings Luxusartikel und wohlhabenden Familien vorbehalten.

Einen Seifensieder gibt es in Pirna zwar nicht mehr, von Hand hergestellte Seifen aus der Region kann man aber kaufen. So fertigt Kathleen Schneider in ihrer Manufaktur „Seifenschneider“ in Rosenthal-Bielatal Seifen nach traditionellen Rezepten – unter anderem die Seife „Birne trifft Sandstein“, die als Pirnaer Unikat angeboten wird.