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Saubere Lösung

Die Wäscherei im Nieskyer Gewerbegebiet Süd wechselt den Besitzer und das Konzept. Ab 2018 arbeiten dort Behinderte.

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© Jens Trenkler

Von Alexander Kempf und Stefan Lehmann

Im Nieskyer Gewerbegebiet Süd wird auch in Zukunft Wäsche gewaschen. Doch bis es wieder so weit ist, dürfte mindestens ein Jahr vergehen. Das schätzt zumindest Werkstattleiter Volkhard Schmidt vom Diakoniewerk Martinshof. Sein Arbeitgeber hat den Flachbau in der Kollmer Straße vor einigen Wochen gekauft. Nun will er ihn umrüsten lassen, damit dort ab kommendem Jahr Behinderte arbeiten können. Ein Architekt arbeitet bereits an Entwürfen, erzählt Volkhard Schmidt. Unter anderem soll ein zusätzlicher Frühstücksraum angebaut werden.

Der Umzug kommt dem Diakoniewerk nicht ungelegen. Denn der bisherige Standort an der Bahnhofstraße in Niesky ist schon heute oft zu klein. Ursprünglich für 120 Mitarbeiter gebaut, arbeiten dort schon heute mitunter 140 Leute. Rund ein Viertel der Gebäudes wird als Wäscherei genutzt. Am neuen Standort steht mit rund 800 Quadratmetern deutlich mehr Platz zur Verfügung. „Wir haben schon Platzmangel, bisher aber nicht aktiv nach einem neuen Standort gesucht. Das Angebot fiel uns quasi in den Schoß“, sagt Volkhard Schmidt.

Wie viel Geld das Diakoniewerk für die Wäscherei bezahlt hat, ist nicht bekannt. Beide Seiten haben darüber Stillschweigen vereinbart. Mit dem Kaufpreis allein aber ist es nicht getan. Denn nun muss der Zweckbau auf die neuen Bedürfnisse angepasst werden. „Es muss schließlich als Betriebsstätte anerkannt werden“, erklärt Werkstattleiter Volkhard Schmidt. Derzeit arbeiten 35 Behinderte in der Wäscherei des Martinshofes. Hinzu kommen auf zwölf Beeinträchtigte je ein Betreuer. Diese Zahl soll perspektivisch auch nicht wachsen. Hoffnung auf Neueinstellungen macht Volkhard Schmidt niemandem.

Als die Mittelsächsische Textilreinigungs AG mit Sitz in Riesa Anfang des Jahres Insolvenz angemeldet hat, war das der Anfang vom Ende für die 23 Mitarbeiter in der Außenstelle Niesky. Im Rahmen eines mit dem Betriebsrat beschlossenen Transfersozialplans sind alle Betroffenen in eine Transfergesellschaft gewechselt. Dort konnten sie für bis zu neun Monate weiterbeschäftigt zu werden, teilt der Insolvenverwalter mit. Nach seiner Darstellung ist der Wegfall eines Großkunden in Niesky ein entscheidender Grund für die Schieflage des Unternehmens gewesen.

Tatsächlich scheint es in Riesa mittlerweile wieder aufwärts zu gehen. Im Mai hatte die Suche nach einem Investor für die insolvente Wäscherei ein Ende gefunden. Seitdem gehört sie unter der Marke Puschendorf zur Elis-Gruppe. Der Konzern unterhält Wäschereien in 14 Ländern, allein in Deutschland sind es mittlerweile 17 Stück. Eine gute Nachricht vor allem für den Großteil der Wäscherei-Mitarbeiter. 150 von ihnen konnten wegen der Übernahme ihren Arbeitsplatz behalten. Lediglich in der Verwaltung wird laut Pierre Mercier gespart, weil der Großteil dieser Aufgaben von Köln aus erledigt wird.

Normalerweise sei es nicht die Unternehmensphilosophie von Elis, insolvente Firmen zu übernehmen, betont Mercier, der bereits eine Niederlassung in Potsdam leitet und nun zwischen den beiden Standorten pendelt. Für Riesa habe man aber eine Ausnahme gemacht. „Hier gibt es sehr viel Potenzial, denn die Wäscherei verfügt über viele gute Maschinen.“ Dank drei Waschstraßen verfüge der Standort durchaus über die Möglichkeit, noch mehr Wäsche aus Krankenhäusern oder Hotels in deutlich kürzerer Zeit zu reinigen. „Ich denke, statt der 30 Tonnen könnten wir mindestens 40 Tonnen am Tag schaffen“, schätzt der Niederlassungsleiter.

Einen Wachstumskurs schreibt sich Volkhard Schmidt in Niesky nicht auf die Fahnen. Schon jetzt sei die Wäscherei voll ausgelastet. Mit Ausnahme von zwei Arztpraxen habe die Wäscherei des Martinshofes auch keine Kunden von der insolventen Konkurrenz übernommen. Der Platz, der in der Bahnhofstraße nach dem Umzug frei wird, soll übrigens der Versandabteilung der Behindertenwerkstatt sowie der Holzwerkstatt zu Gute kommen.