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Sarrasani-Insolvenz: Berater schreibt offenen Brief

Pleite, Betrugsvorwürfe und eine Strafanzeige: Zum ersten Mal spricht der Rechtsanwalt des Magiers über die Vorwürfe gegen seinen prominenten Mandanten.

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© Norbert Millauer

Von Tobias Wolf

Pleite, Betrugsvorwürfe und eine Strafanzeige: André Sarrasani kämpft um die ungewisse Zukunft der berühmten Zirkusdynastie. Rund 1,2 Millionen Euro Schulden drücken seine Sarrasani GmbH. Nun äußert sich sein Anwalt Michael F. Schmitt in einem offenen Brief zu den Vorwürfen, die ehemalige und aktuelle Geschäftspartner dem Dresdner Illusionisten machen.

So wie Peter Kral, Chef der Kölner Firma Biskuit, die dem Magier eine Ausstellung toter Körper mit dem Titel „Real Bodies“ vermietet hat. Laut Kral habe die Show 210 000 Euro gekostet, sein Unternehmen warte noch auf 120 000 Euro. Außerdem hat er Sarrasani wegen Betrugs und Insolvenzverschleppung angezeigt, nachdem dieser weitere Raten nicht bezahlt hätte. Sarrasanis Anwalt bezeichnet dies als haltlose Vorverurteilung. Zum jetzigen Zeitpunkt stehe nicht fest, dass sich der Magier strafbar gemacht habe. Einen Betrug begehe nicht, wer beim Abschluss eines Vertrages zahlungsfähig sei, so Schmitt. Sarrasani habe an Krals Firma bereits im Herbst rund 107 000 Euro gezahlt. Die für Ende Mai vereinbarte Rate über rund 80 000 Euro konnte nicht erfüllt werden, weil sich die Erwartungen an die Besucherzahlen nicht erfüllt hätten.

Kral ist nicht der Einzige, der schwere Vorwürfe gegen den Illusionisten erhebt. Der Dresdner Promi-Wirt Gerd Kastenmeier wirft Sarrasani vor, ihn um 50 000 Euro betrogen zu haben, obwohl sie Freunde waren. Kastenmeier hatte für Sarrasanis Trocadero-Dinner-Show in Dresden die Menüs gekocht, fünf Jahre lang bis zur Spielzeit 2009/2010. Nach Kastenmeiers Erinnerung gab es nur im ersten Jahr schriftliche Verträge, anschließend nur noch mündliche.

Vereinbart worden sei demnach, dass Kastenmeier die Hälfte der Mehreinnahmen bei Erhöhungen der Eintrittspreise bekommen sollte. Die Vereinbarung habe vier Jahre gehalten. In Kastenmeiers letztem Trocadero-Jahr habe Sarrasani wegen den Marktbedingungen die Eintrittskarten nicht verteuern wollen. Doch in einer Broschüre habe Kastenmeier später entdeckt, dass Sarrasani doch erhöht habe.

Der Anwalt des Magiers hat sich nach eigenen Angaben an den Wirt gewandt, damit er seine Forderung konkretisiert und eine Rechnung vorlegt. Eine Rechnung habe dieser nicht vorgelegt. Es sei selbstverständlich, dass die Sarrasani GmbH erst zur Zahlung verpflichtet sei, wenn eine Rechnung vorliege. Der Fall dürfte aber verjährt sein. Drei Jahre Zeit bleiben Schmitt zufolge, um eine Rechnung zu legen oder die Forderung gerichtlich geltend zu machen.

Kastenmeier verweist auf die mündlichen Vereinbarungen mit Sarrasani. Er habe gegenüber Schmitt Zeugen benannt, die seine Angaben und die getroffenen Absprachen bestätigen können. „Auch wenn das jetzt rechtlich vielleicht verjährt ist, heißt das nicht, das mir das Geld nicht zugestanden hätte“, sagt Kastenmeier.

André Sarrasani hatte drei Tage vor der Pleite der Sarrasani GmbH ein anderes Unternehmen gegründet, die Sarrasani Event GmbH. Schmitt habe ihm dies empfohlen, weil seiner Erfahrung nach niemand mehr in eine Vertragsbeziehung mit einem insolventen Unternehmen treten will. Die Pleite-Firma fungiert demnach nun als Subunternehmer der Sarrasani Event GmbH, damit deren Geschäftsbetrieb weitergeführt werden könne. Nur so könnten Erlöse generiert werden, um die Gläubiger der insolventen Firma zu befriedigen.