Merken

Sarghersteller unter Druck

In Deutschland werden immer weniger Särge produziert. Konkurrenz aus dem Ausland drängt auf den Markt. Hinzu kommt der Trend zu einfacheren Bestattungen.

Teilen
Folgen
© dpa

Jürgen Ruf

Kappel-Grafenhausen. Die Sarghersteller in Deutschland leiden unter einem zunehmenden Konkurrenz- und Preisdruck aus dem Ausland. Särge kommen immer häufiger aus Osteuropa auf den deutschen Markt, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Bestattungsbedarf, Dirk-Uwe Klaas, in Kappel-Grafenhausen bei Freiburg. Dort könnten sie zu wesentlich geringen Produktionskosten hergestellt werden als in Deutschland. Dieser Trend werde sich in den kommenden Jahren fortsetzen und verstärken. Das setze die Branche hierzulande unter Druck.

„Der zunehmenden Zahl von Sterbefällen in Deutschland steht ein Rückgang der inländischen Sargproduktion gegenüber“, sagte Klaas. „Zugleich nehmen die Sargimporte aus dem Ausland zu.“ Mehr als 75 Prozent der in Deutschland verkauften Särge kämen mittlerweile aus dem Ausland. Die dortigen Hersteller seien in der Lage, Särge billiger auf den Markt zu bringen.

Die jährliche Produktionsmenge der deutschen Sarghersteller mit 20 und mehr Beschäftigten sei von 2010 bis 2015 um 21,7 Prozent auf rund 116 740 Särge zurückgegangen, der entsprechende Produktionswert sank in dem Zeitraum um 31,6 Prozent auf rund 20 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren in Deutschland noch 400 000 Särge produziert worden, 2010 waren es 149 000. Der Import aus dem Ausland habe nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 12,2 Prozent auf rund 395 000 Särge zugenommen.

Das Minus der deutschen Hersteller habe sich im ersten Halbjahr 2016 fortgesetzt. Die Produktion sei, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, um weitere 7,6 Prozent gesunken, hergestellt wurden 57 400 Särge. Einen Export von Deutschland ins Ausland gebe es kaum.

Die Branche spüre neben der Konkurrenz aus dem Ausland einen gesellschaftlichen Wandel hin zu alternativen und schlichteren Bestattungen. „Wir sehen einen Wettlauf um eine immer günstigere Bestattung, die der Bedeutung des Sterbens nicht gerecht wird“, sagte Klaas. „Wir dürfen die Ehrung unserer Toten nicht dem nackten Ringen um Euros unterordnen.“ Eine Bestattung sei die unwiderruflich letzte Möglichkeit, Abschied von einem Menschen zu nehmen. Sie sollte daher nicht allein unter Kostenaspekten geplant werden. Darauf müssten Bestatter ihre Kunden auch verstärkt hinweisen.

Die Sarghersteller suchen zudem zusätzliche Geschäftsfelder, sagte Bernhard Wurth, Chef der Süddeutschen Sargfabrik in Kappel-Grafenhausen: „Sarg alleine wird wirtschaftlich immer schwieriger.“ Viele Unternehmen verstärkten daher ihre Aktivitäten, beispielsweise im Holz- und Möbelbau.

Der Verband mit Sitz in Bad Honnef (Nordrhein-Westfalen) vertritt nach eigenen Angaben 50 Unternehmen aus ganz Deutschland. Diese sind laut dem Verband meist mittelständisch und familiengeführt. (dpa)