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Sanierung auf der Kippe

Seit Jahren kündigt der Eigentümer des Hotels Stadt Leipzig den Baustart an, doch scheinbar fehlt das Geld. Nun drohen Konsequenzen.

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© André Wirsig

Von Sarah Grundmann

Das Hotel Stadt Leipzig an der Ecke Rähnitz-gasse/Heinrichstraße bietet einen tristen Anblick. Seit Jahren verfällt das einstige barocke Prunkstück immer mehr. Der Eigentümer – die Hotel Stadt Leipzig Objektgesellschaft mbh, die zu einem Warschauer Unternehmen gehört – kündigt immer wieder den Baubeginn an. Doch passiert ist bislang nichts. Auch Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) ist das ein Dorn im Auge, wie seine Referentin Doris Oser mitteilt. Deswegen wird er nun aktiv.

Schleichender Verfall eines Prunkhotels

Seit den 1980er-Jahren harrt das ruinöse Hotel Stadt Leipzig in der Inneren Neustadt von Dresden einer Sanierung.
Seit den 1980er-Jahren harrt das ruinöse Hotel Stadt Leipzig in der Inneren Neustadt von Dresden einer Sanierung.
Pläne für den Bau an der Ecke Rähnitzgasse/Heinrichstraße gibt es seit Jahren.
Pläne für den Bau an der Ecke Rähnitzgasse/Heinrichstraße gibt es seit Jahren.
Doch bis auf wiederholte Ankündigungen zum Baubeginn tut sich nichts.
Doch bis auf wiederholte Ankündigungen zum Baubeginn tut sich nichts.
Der Hotel Stadt Leipzig Objektgesellschaft mbH, die zum Warschauer Unternehmen Griffin Real Estate gehört, fehlt offenbar schlichtweg das Geld.
Der Hotel Stadt Leipzig Objektgesellschaft mbH, die zum Warschauer Unternehmen Griffin Real Estate gehört, fehlt offenbar schlichtweg das Geld.
Das Haus gilt als das älteste in Dresden erhaltene Hotelgebäude.
Das Haus gilt als das älteste in Dresden erhaltene Hotelgebäude.
Das Pirnaer Büro Seidel Architekten plant die Sanierung des Hauses und einen Neubau im Hof: Die Fassade des Gebäudes soll zur Heinrichstraße ...
Das Pirnaer Büro Seidel Architekten plant die Sanierung des Hauses und einen Neubau im Hof: Die Fassade des Gebäudes soll zur Heinrichstraße ...
... und zur Rähnitzgasse nach historischem Vorbild wiederhergestellt werden.
... und zur Rähnitzgasse nach historischem Vorbild wiederhergestellt werden.
Außerdem soll im Hinterhof, der von außen nicht einsehbar ist, ein moderner Neubau entstehen. Insgesamt sollen so etwa 30 Wohnungen mit zwei bis fünf Zimmern und 76 bis 181 Quadratmetern gebaut werden.
Außerdem soll im Hinterhof, der von außen nicht einsehbar ist, ein moderner Neubau entstehen. Insgesamt sollen so etwa 30 Wohnungen mit zwei bis fünf Zimmern und 76 bis 181 Quadratmetern gebaut werden.

Erst vor Kurzem hat es ein Gespräch mit dem Eigentümer gegeben. Schmidt-Lamontain drängte darin auf einen kurzfristigen Baubeginn. Schließlich stehe das Denkmal im Bewusstsein der Dresdner und dürfe nicht weiter herunterkommen. „Der Eigentümer sicherte zu, in den Sommerferien mit den ersten Baumaßnahmen zu beginnen“, so Oser. „Herr Schmidt-Lamontain wird ihn beim Wort nehmen.“ Ansonsten drohen der Firma nun Strafen. Sollte es trotz des Versprechens nicht zu einem Baubeginn kommen, will der Baubürgermeister dem Stadtrat vorschlagen, den Bebauungsplan für das Objekt aufzuheben. Dann dürfte der Eigentümer seine Pläne nicht mehr umsetzen.

Das Unternehmen Griffin Real Estate will aus dem einstigen Hotel einen Wohn- und Geschäftskomplex machen. Dazu müssen zunächst die Abrissbagger anrollen. Denn am Gebäudeteil zur Heinrichstraße kann nur die Fassade erhalten bleiben. Dahinter ist ein Anbau geplant, der sich an der bestehenden Bebauung orientieren soll. Der Teil zur Rähnitzgasse kann hingegen komplett gerettet und saniert werden. In dem Denkmal sollen Wohnungen entstehen, im Erdgeschoss waren zwei Läden und ein Restaurant geplant. Außerdem ist ein Neubau im Hof geplant, in dem weitere Apartments entstehen. Insgesamt sollen es 30 Wohnungen mit 76 bis 81 Quadratmetern werden. Im Mai vergangenen Jahres wurden auf dem Areal deswegen archäologische Grabungen durchgeführt. Damals verriet der vom Investor beauftragte Ingenieur André Wiedemann, woran es hapert: Die Finanzierung stünde noch nicht, sagte er gegenüber der SZ. Acht Millionen Euro müssten in den Umbau des historischen Gebäudes investiert werden. Seitdem kündigten der beauftragte Architekt Uwe Seidel aus Pirna und der Eigentümer immer wieder an, dass die Finanzierungsverhandlungen kurz vor dem Abschluss seien. Das ist ein Jahr her. Ist das Geld für die Sanierung jetzt da?

Auf SZ-Anfrage verweist Architekt Seidel auf die Eigentümerfirma in Warschau. Die hüllt sich allerdings in Schweigen, eine Anfrage bleibt unbeantwortet. Gerüchte über die Zahlungsunfähigkeit von Griffin Real Estate machten in der Neustadt bereits die Runde. So musste 2015 sogar das Wetterschutzdach abgebaut werden, weil Rechnungen nicht bezahlt werden konnten. Und auch an anderer Stelle scheint der Eigentümer seiner Sicherungspflicht nicht nachzukommen. Der Baubürgermeister hat die Firma nun aufgefordert, eine bessere Wasserableitung zu organisieren, damit kein Wasser in das Gebäude eindringt.

Nicht nur Schmidt-Lamontain ist das triste Dasein des einstigen Prunkhotels ein Dorn im Auge. Auch im Neustädter Ortsbeirat wurde das Thema mehrfach hitzig diskutiert. „Es kommt uns allen ein bisschen komisch vor, dass da nichts losgeht“, sagte Benita Horst (FDP) in einer Sitzung im März vergangenen Jahres. Damals versicherten Mitarbeiter der Stadtentwicklung, dass das Ensemble im Spätsommer 2017 fertig sein soll. „Kann da noch etwas schiefgehen?“, fragte die Ortsbeirätin zaghaft. Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es nie, lautete die Antwort. Zwar verpflichte sich der Eigentümer mit dem Durchführungsvertrag, innerhalb von fünf Jahren zu sanieren. Doch die Frist könne verlängert werden. Diesen Sommer verstreicht sie.