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Sandsteinwerke aus Insolvenz gerettet

Das Traditionsunternehmen bekommt die Chance auf einen Neuanfang. Verzichten müssen Gläubiger und Mitarbeiter.

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Christian Eissner

Pirna/Dresden. Das Insolvenzverfahren der Sächsischen Sandsteinwerke Pirna wird aufgehoben. Gestern stimmten 166 Gläubiger-Vertreter über den Insolvenzplan zur Sanierung des Unternehmens ab. Er wurde angenommen, teilt der Dresdner Insolvenzrechtler Helgi Heumann mit, der seit November 2012 die Sandsteinwerke als Sanierungsgeschäftsführer begleitet.

Laut dem vom Gericht bereits bestätigten Plan erhalten die Gläubiger ihre Forderungen zu 17 Prozent ausgezahlt – insgesamt knapp 700.000 Euro. Jene 30 Mitarbeiter, denen die Sandsteinwerke während der Insolvenz kündigten, bekommen laut Heumann in den nächsten Monaten die Abfindungen aus dem vereinbarten Sozialplan ausgezahlt sowie noch offene Restlohnansprüche.

Bereits vergangene Woche hatten sich die Sandsteinwerke und der Baukonzern BAM Deutschland AG geeinigt, ihren Streit um Leistungen am Neubau des Potsdamer Stadtschlosses beizulegen. Die BAM hatte den Sandsteinwerken im Herbst 2012 den Großauftrag für Fassaden-Elemente gekündigt, nachdem er zu rund 70 Prozent fertiggestellt war. Man stritt sich unter anderem um Zeitverzug. Beide Seiten beharkten sich gegenseitig mit hohen Ansprüchen von bis zu 4,5 Millionen Euro, die Schlossfassade vollendete ein anderes Unternehmen. Die Einigung mit der BAM bezeichnet Heumann als einen „Sieg der Vernunft über die Emotionen“. Die Sandsteinwerke bekommen Geld für ihre Arbeiten am Schloss – wohl weit weniger als erhofft – und garantieren im Gegenzug zehn Jahre lang für die Qualität ihrer Leistungen. Ohne die Einigung, sagt Heumann, wäre der Schritt aus der Insolvenz nicht möglich gewesen. „Wir können wieder frei am Markt agieren.“

Und auch verlässlicher, verspricht der Sanierungsgeschäftsführer. Denn neben einer zeitweise schwierigen Auftragslage und der Konkurrenz durch Billigimporte hatten auch Fehler des früheren Managements das Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit geführt. Man habe daraufhin Betriebsabläufe optimiert und die Produktion an einem Standort in Pirna konzentriert, so Heumann. Auch bei der Auftragsakquise gebe es Änderungen. „Wir werden keine Aufträge mehr annehmen, bei denen wir im Paket bieten und Subunternehmer brauchen“, kündigt Heumann an. „Wir werden uns auf das konzentrieren, was wir können: Das Bearbeiten und Liefern von Sandstein.“

Die Auftragslage ist nach Angaben des Unternehmens derzeit gut. „Wir blicken zuversichtlich in das Jahr 2014“, sagt Sandsteinwerke-Geschäftsführer Johannes Roßrucker. „Wir haben gute Aussichten, einen größeren Sanierungsauftrag für das Schloss Sanssouci in Potsdam zu erhalten. Und der in unseren Steinbrüchen abgebaute Sandstein wird wohl auch am Neubau des Berliner Stadtschlosses Verwendung finden.“ Dass die Insolvenz abgewendet ist, haben die Sandsteinwerke nicht zuletzt auch ihren Mitarbeitern zu verdanken – 62 Festangestellte sind es derzeit. Sie haben auf einen Teil ihres Lohns verzichtet und werden das auch weiterhin tun. So wird dieses Jahr kein Weihnachtsgeld ausgezahlt und 2014 nur zu einem Drittel. Eine beschlossene Tariferhöhung wird bei den Sandsteinwerken nicht sofort wirksam, sondern schrittweise über drei Jahre.