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Sand auf den Straßen

Wo die Gehwege unbefestigt sind, spült der Regen regelmäßig Dreck auf die Fahrbahn. Wer muss das weg machen?

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Das geht wirklich schwer, sagt der ältere Mann mit dem Besen in der Hand. Entlang des Bordsteins hat er schon viele kleine Häufchen zusammengekehrt. Kieselsteine, Zweige, Laub und vor allem Sand. Den spült es in der Karlstraße regelmäßig von den Gehwegen auf die Straße, wenn es regnet. Genauso regelmäßig schwingt der Anwohner deshalb den Besen.

Vor seinem Grundstück ist die Fahrbahn schon fast sauber. Weiter unten in der Straße sieht man hingegen noch deutlich die gelben Sandflecken auf dem dunklen Asphalt. Wenige Hundert Meter weiter in der Horst-Viedt-Straße das gleiche Bild. Auch hier ist die Fahrbahn mit einer dünnen Sandschicht bedeckt. „Das ist ein Problem in fast allen Nebenstraßen“, sagt der Anwohner. „Zumindest dort, wo die Gehwege unbefestigt sind.“

Je nachdem, wann die Wege gemacht wurden, sei es an manchen Stellen besser und an anderen schlechter. Vor seinem Haus eher schlechter. Der Senior nimmt die Straßenreinigung sehr genau. Nicht einmal der einsetzende Nieselregen kann ihn vom Kehren abhalten. „Vielleicht ist es auch umsonst, weil morgen eine Kehrmaschine der Stadt durch die Straße kommt“, sagt er. Aber darauf will er sich nicht verlassen. Das käme nur ein oder zweimal im Jahr vor.

Der Einsatz des Radebeulers ist löblich. Nicht nur, weil er die Straße so ordentlich kehrt. Sondern vor allem, weil er das eigentlich gar nicht müsste. Laut der Gehwegreinigungssatzung der Stadt sind Anwohner verpflichtet, den Bürgersteig und das Schnittgerinne zu reinigen. Die Fahrbahn selbst aber nicht. Mit einer Ausnahme: Wenn vor dem Grundstück kein Gehweg vorhanden ist, ist ein Streifen von 1,5 Metern sauber zu halten. Dreck und Laub auf den Gehwegen müssen die Anwohner auf eigene Kosten entfernen, teilt das Sachgebiet Straßenbau mit.

Die Straßenreinigung ist Aufgabe der Stadt. Dazu gehört auch, dass Kies und Sand, den der Winterdienst ausgestreut hat, entfernt werden muss. Das passiere im Frühjahr, heißt es von der Verwaltung. Für die sonstige Straßenreinigung gibt es einen genauen Plan mit Kategorien. Staats-, Kreis- und Hauptstraßen gehören zur Kategorie A und werden einmal im Monat gereinigt. Insgesamt sind es 24, darunter Meißner-, Moritzburger-, Kötzschenbrodaer- und Sidonienstraße.

Straßen der Kategorie B sollen einmal im Quartal gesäubert werden. Darunter fallen höherrangige Nebenstraßen wie Bor-, Forst- und Gartenstraße sowie der Augustusweg und die Kottenleite. Zur Kategorie B zählen 33 Straßen. Alle anderen Straßen, die keiner der beiden Kategorien zugeordnet sind, werden zweimal im Jahr gereinigt. Insgesamt hat die Stadt im letzten Jahr 155 000 Euro für die Straßenreinigung ausgegeben.

Von den unbefestigten Gehwegen spült es den Sand bei Regen nicht nur auf die Straße, sondern auch in die Gullys. Die können dann unter Umständen verstopfen. Damit das nicht passiert, müssen sie ebenfalls regelmäßig gereinigt werden. Anfang der Woche passierte das zum Beispiel auf der Borstraße. Mit einem großen Kanalfahrzeug war die Firma Hasse unterwegs und pumpte über einen langen Schlauch den Sand aus den Gullys.

Bei Gehwegen, die gepflastert oder asphaltiert sind, gibt es dieses Problem nicht. In den nächsten Jahren soll deren Zahl zunehmen, heißt es von der Stadt. Der Anwohner von der Karlstraße hat Verständnis, dass das nur nach und nach passiert. Alle Wege auf einmal könnten nicht saniert werden. „Da bräuchte die Stadt mal eben 100 Millionen, dann würde das gehen“, sagt er und kehrt weiter.