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Salon statt Stammtisch

Von Boxberg aus starten drei Unternehmerinnen ein Angebot speziell für Frauen. Eine der drei kommt aus Görlitz.

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© André Schulze

Von Carla Mattern

Fest steht: Schnapsgläser werden nicht auf den Tisch geknallt. Auf gar keinen Fall. Denn Stammtischatmosphäre wollen Romy Ganer, Michaela Lange und Arielle Kohlschmidt nicht aufkommen lassen. Deshalb nennen die drei Frauen ihr gemeinsames Projekt Unternehmerinnensalon statt Unternehmerinnenstammtisch. Klar ist auch: Sie wollen keine Männer.

Und wollen das aber nicht falsch verstanden wissen. „Nicht, weil wir Männer nicht leiden können“ sagt Romy Ganer. Man wolle einen anderen Umgang bei dem Treffen, zum Beispiel kein Kompetenzgerangel. Frauen sprechen im Beisein von Männern anders miteinander als wenn das weibliche Geschlecht unter sich bleibt. Beispiele dafür haben alle drei Frauen erlebt, unter anderem bei den Wirtschaftsjunioren, wo sie sich begegneten.

Als Unternehmerinnen sind die drei Frauen natürlich auch gut in der von Männern dominierten Wirtschaft unterwegs. Romy Ganer beispielsweise ist Trainerin für Kommunikation und Management. Dabei kümmert sie sich vor allem um Teambildung, wird gebucht, wenn es beispielsweise zwischenmenschlich hakt. „Kegeln oder Klettergarten reichen dann meist nicht“, sagt sie. Die 39-Jährige lebt nach verschiedenen beruflichen Stationen seit fünf Jahren wieder in Boxberg.

Arielle Kohlschmidt betreibt gemeinsam mit ihrem Mann die Kreativagentur Blendwerk, bei der sie sich unter anderem um Konzeptionelles, Regionalentwicklung, Design, Ausstellungen und Marketing kümmert. Früher habe sie mal als Autorin für die Kultfigur Bernd das Brot gearbeitet, erzählt sie. Mit Mann und dem vierjährigem Sohn lebt sie in Klein-Priebus. Sie hat ein weiteres berufliches Standbein, ist zertifizierte Yoga-Lehrerin.

In Görlitz bietet sie verschiedene Kurse an, darunter welche für Unternehmer und Führungskräfte. Es gehe dabei auch um Stress, Entscheidungen, Intuition, Schmerz, Kreativität, Meditation. Älteste Yogateilnehmerin in einem anderen Kurs sei eine 93-Jährige, erzählt Arielle Kohlschmidt.

Die Görlitzerin Michaela Lange schließlich ist auch Trainerin, und zwar für berufliche Weiterbildung. Ihre Kunden arbeiten für Banken, Versicherungen, im Handel – also Bereichen, bei denen es im weitesten Sinne ums Verkaufen geht. „Mit 40 habe ich entschieden, mich selbstständig zu machen“, sagt die jetzt 47-Jährige. Es mache Spaß, mit Verkäufern, Beratern, Führungskräften zu arbeiten, sagt Michaela Lange, die mit ihrer 13 Jahre alten Tochter in Görlitz lebt. Oft gebe sie sich mit Romy Ganer bei Kunden die Klinke in die Hand, werden beide gebucht, erzählt Michaela Lange.

Als sich die Frauen trafen, habe es „Bäng!“ gemacht, und es war klar, dass sie auf einer Wellenlänge liegen. Die Idee, speziell für Frauen mit wirtschaftlicher Verantwortung einen Ort zu schaffen, wo sie sich treffen, austauschen und auch wohlfühlen können, war schnell geboren. Dass sie sich dazu einer Form bedienen, die zwischen dem 17. und 20. Jahrhundert als Salon bezeichnet wurde, auch das musste nicht lange diskutiert werden.

Oft waren es gebildete, wohlhabende und auch adlige Frauen, die als Gastgeber solche privaten gesellschaftlichen Treffen veranstalteten. Bei denen wurde diskutiert, musiziert, gab es Lesungen. Sie wurden als Salonniere bezeichnet. Als solche Salonniere verstehen sich auch die Gastgeberinnen des Unternehmerinnensalons. Allerdings haben die Lausitzer Gastgeberinnen nicht wie beispielsweise die Veranstalterinnen des Unternehmerinnensalons in Weimar in ein Hotel wie den Amalienhof am Ilm-Park in Weimar eingeladen.

Der erste Salonabend von Romy Ganer, Arielle Kohlschmidt und Michaela Lange führte die Gäste ins Boxberger Rathaus an die Südstraße. Der große Versammlungsraum war allerdings kaum noch wieder zu erkennen, wie der Boxberger Bürgermeister Achim Junker ebenso staunend wie anerkennend feststellt.

Auch das gehört zum Konzept der Gastgeberinnen. „Die Frauen sollen sich wohlfühlen“, sagt Michaela Lange. Und wertgeschätzt. Deshalb schrieben und übergaben sie die Einladungen auch persönlich. Um Stress, Inspiration, Motivation und gute Argumente im Kundengespräch ging es in Vorträgen. Als Unternehmerinnen Neues durchdenken, alte Sichtweisen ändern, Ideen umsetzen – das soll an den nächsten Salonabenden wieder im Mittelpunkt stehen. Dann voraussichtlich in Görlitz oder Bautzen.