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Saisonstart bei der Windbergbahn

Am Bahnhof Birkigt steigt am Sonnabend ein Fest für Eisenbahnfans – diesmal unter ganz besonderen Vorzeichen.

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© Windbergbahn e.V.

Von Tobias Winzer

Freital. Die Arbeitsmoral der Windbergbahner ist erstaunlich. Selbst an einem runden Geburtstag ihrer Bahn sind sie für Arbeitseinsätze auf der Strecke unterwegs. „Der Tag fiel ja auf einen Sonnabend und wir haben ihn genutzt, um mit einem Arbeitszug Holz von der Strecke zu schaffen“, sagt der Vereinssprecher Mario Hobl. Gemeint ist der 15. April, an dem sich die offizielle Inbetriebnahme der Windbergbahn zum 160. Mal jährte. Am kommenden Sonnabend feiert der Verein, der sich um den Erhalt der Strecke kümmert, mit einem Fest im Bahnhof Birkigt den Saisonauftakt.

Unter dem Motto „Lost Places“, also vergessene Orte, können sich Neugierige von 10 bis 17 Uhr das noch unsanierte Dienstgebäude und das Wasserstationsgebäude anschauen. Dieses haben die Windbergbahner im vergangenen Jahr zumindest von außen auf Vordermann gebracht. Nun soll pünktlich zum Saisonauftakt noch eine Bahnhofsuhr an das Haus angebracht werden. „Mal sehen, ob wir das rechtzeitig schaffen“, sagt Hobl.

Außerdem gibt es bei dem Fest Führungen zu einer einzigartigen Weichenanlage in der Nähe des Bahnhofs. Wer will, kann mit einem sogenannten Schienentrabi auch ein Stück der Strecke fahren. Eventuell soll dabei auch die Schrankenanlage, die über die Coschützer Straße führt und die die Windbergbahner saniert haben, zum Einsatz kommen.

Die Besucher können dabei ein Stück nachvollziehen, wie sich der sächsische König Johann vor 160 Jahren auf seiner ersten Fahrt mit der Windbergbahn gefühlt haben muss. Die Strecke mit ihren engen Kurven und stetiger Steigung wurde ursprünglich für den Kohletransport vom Ingenieur Guido Brescius gebaut. Auf einer Streckenlänge von anderthalb Kilometern überwindet sie einen Höhenunterschied von 120 Metern. In Anlehnung an die erste normalspurige Gebirgsbahn Europas, der Semmeringbahn in Österreich, soll König Johann nach seiner Fahrt gerufen haben: „Jetzt gibt es auch in Sachsen eine Semmeringbahn.“ Das Interesse an Fahrten mit der Windbergbahn war so groß, dass sie 1907 für den Personenverkehr freigegeben und bis Possendorf verlängert wurde. Es gab eigens für diese Bahn entwickelte Dampflokomotiven und einen Aussichtswagen mit übergroßen Fenstern. 1957 stellte die Deutsche Reichsbahn allerdings den fahrplanmäßigen Reiseverkehr ein.

Die Windbergbahner, die sich seit der Gründung vor 37 Jahren ehrenamtlich um die Strecke und die teilweise noch erhaltenen historischen Fahrzeuge kümmern, wollen wieder regelmäßige Fahrten anbieten – im Idealfall auf dem gesamten noch erhaltenen sechs Kilometer langen Abschnitt zwischen Birkigt und Dresden-Gittersee. Im vergangenen Jahr schien dieses Ziel zum Greifen nah. Die Fahrtermine waren schon veröffentlicht. Doch letztlich wurde daraus nichts.

„In diesem Jahr steht der Gleisbau für uns an allererster Stelle“, sagt Hobl. Konkret geht es um marode Schwellen, die den Ansprüchen an einen Fahrverkehr nicht mehr genügen. Weil die Strecke teilweise sehr enge Kurvenradien hat, können dort keine Bauzüge fahren. Alle Schwellen müssen per Hand ausgetauscht werden. „Wann wir Fahrten anbieten können, ist noch völlig offen.“

Saisoneröffnung am Bahnhof Birkigt an der Coschützer Straße am Sonnabend, 6. Mai, von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos, um eine Spende wird gebeten.