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Sächsisches Luxusauto für reiche Liebhaber

Die Fahrzeugmanufaktur Sachsen aus Heyda will ihre Produktion verdoppeln. Die Firma baut den AC Cobra – einen englischen Sportwagen für Kenner.

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Nach sechs Jahren am Standort Heyda nahe Riesa sagt Jürgen Mohr: „Wir kommen mit der Produktion nicht mehr hinterher.“ Mindestens doppelt so viele Cobras könne er verkaufen, so der Geschäftsführer. Bislang kann die Fahrzeugmanufaktur Sachsen in Heyda gerade 40 Autos im Jahr herstellen. Mit 20 neuen Fachleuten will Jürgen Mohr bis 2013 in Heyda rund 120 Fahrzeuge im Jahr fertigen.

Denn der „Auto Carrier“ (AC), der hier in Handarbeit entsteht, verkauft sich inzwischen fast von selbst. Seitdem Mohr in einem leer stehenden Autohaus im Kreis Meißen seinen Traum von einer kleinen Automanufaktur verwirklicht hat, investierte er 3,4 Millionen Euro. Nun sollen noch mal bis zu 2,5 Millionen dazukommen. Die letzten sechs Jahre hat Mohr gebraucht, um sein Produkt, den AC der neuen Generation, am Markt zu etablieren. Die eigentliche Produktion soll jetzt richtig losgehen.

Jürgen Mohr lädt zu einer Probefahrt ein. Auf der löchrigen Dorfstraße? „Ein gutes Fahrwerk erkennt man daran, dass es auch auf solchen Straßen fahren kann.“ Dieser klassische englische Sportwagen kostet in der 440-PS-Version 110000 Euro inklusive Steuern und bietet kaum Platz für nützliche Fracht. Die 650-PS-Variante kostet 139000 Euro. „Unsere Kunden sind Leute, die ein Machogerät wollen, das nur aus Leistung besteht“, erklärt Jürgen Mohr.

Die stil- und anspruchsvolle Klientel unter den Reichen dieser Welt, das sind Leute, die sich eine Cobra aus Heyda leisten. „Für die ist der AC das fünfte oder sechste Auto, ein Luxusobjekt.“ Mohr, 53, besitzt selbst vier Fahrzeuge. Er stammt aus Baden und hat zweieinhalb Jahre lang in Dresden als Unternehmensberater gearbeitet, bevor er 2002 die Markenrechte für den AC erwarb und 2004 die Manufaktur in Heyda einrichtete. Damit setzte Mohr auf einen legendären Sportwagen, eine Ikone für Kenner, deren Produktion auf der Insel 2001 eingestellt worden war. Für die Neuauflage sei Sachsen der ideale Ort, meint Mohr, wegen der langen Tradition in Feinmechanik und Autobau. „Wir sitzen hier in Heyda sozusagen in the middle of nowhere“, sagt der Geschäftsführer, „aber unsere Kunden kommen gern hier raus.“

An jedem einzelnen Fahrzeug arbeiten die 20 Mitarbeiter der Manufaktur drei Monate – ein Mittelklassewagen dauert einen halben Tag. Das klassische Design des AC stammt aus den 60er-Jahren und ist seitdem kaum verändert worden. Das Innenleben kommt fast ohne Elektronik aus, mit 1000 Kilo ist der Wagen zudem verhältnismäßig leicht. 2009 ist die Fahrzeugmanufaktur mit ihrer Cobra an die Öffentlichkeit gegangen, war auf Messen in Monaco, Paris und Genf vertreten und hat die nötige Nachfrage generiert. Dort konnte Mohr zufrieden beobachten, wie sich gestandene 50-jährige Männer in sein Fahrzeug verlieben. Und die wollen dann auch gern miterleben, wie ihr Traum entsteht. Vermögende Herren aus Moskau, Florida oder Abu Dhabi kommen über die Kreisstraße nach Heyda, um den Lack ihrer Cobra zu streicheln und Lederproben zu wälzen. Pro Jahr sind das 100 bis 200 vermögende Besucher, sagt Mohr. (SZ/ck)