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Sächsischer Reiter steht vorm Abriss

Der Förderbescheid ist im Rathaus eingetroffen. Nun geht der Kampf ums Geld weiter – für den Neubau eines Gerätehauses.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Leisnig/Bockelwitz. In der Stadtratssitzung am 31. August werden die Räte wahrscheinlich einen Abriss beschließen. Der betrifft den ehemaligen Gasthof Sächsischer Reiter an der Staatsstraße 32 in Bockelwitz. Die dazugehörigen Gebäude sind so marode, dass ein Teil schon in sich zusammengefallen ist.

Die Reste dieses Gebäudeteiles werden beim Abriss im Herbst ebenso verschwinden wie der frühere Gasthof mit dem Saal. Allerdings – und darüber könnten sich auf dem Autobahnzubringer Vorüberfahrende durchaus wundern – verschwinden nicht alle zum einstigen Vierseithof gehörenden Teile. Die noch auf dem Grundstück wohnende Familie im Rentenalter will auf ihre alten Tage nicht wegziehen. Daher bleiben ihr Haus und auch Nebengelasse stehen. Das Grundstück allerdings hat sie an die Kommune verkauft.

Dass die Genehmigung für den Abriss inzwischen im Rathaus eingetroffen ist, darüber hat Bürgermeister Tobias Goth (CDU) am Donnerstagabend die Leisniger Räte während ihrer Sondersitzung informiert – allerdings im nichtöffentlichen Teil. Dann ging es auch darum, wie nach dem Abriss weiter am Projekt „Neubau eines Feuerwehrgerätehauses“ an diesem Standort gearbeitet werden kann.

Weil die Feuerwehr Leisnig auch häufig auf der Autobahn zum Einsatz kommt, sieht die Kommune den Neubau als Pilotprojekt. Mit dem will sie überdies versuchen, Nachwuchs an die Feuerwehr zu binden und anstelle in drei marode, dezentrale Gerätehäuser in ein modernes in unmittelbarer Autobahnnähe zu investieren. Allerdings genügt dafür nicht die Projektförderung, die der Landkreis Mittelsachsen pro Stellplatz ausreicht. Obwohl Leisnig auf der Fördergeld-Prioritätenliste schon weit oben steht, würde die Stadt für das neue Domizil nur etwas mehr als eine halbe Million Euro bekommen. Fast so viel müsste sie selbst noch einmal drauflegen. Das ist nach den Worten des Rathauschefs aus finanzieller Sicht für die Kommune nicht zu bewältigen. Daher liegt beim sächsischen Innenministerium der Antrag, dass der Landkreis eine höhere Förderung ausschütten darf. „Wir sind uns durchaus bewusst, dass auch andere Wehren dringend auf Geld warten und für Leisnig einige andere Projekte zurückgestellt werden müssten“, so Tobias Goth. Um die 900 000 Euro soll das neue Gerätehaus in Bockelwitz kosten. Es wäre dann Domizil für die Ortswehren von Naunhof-Beiersdorf, Naundorf und Clennen. Bis der Rohbau steht, können sich die Nutzer einen Namen für die vereinigte Abteilung überlegen.

Die Stadträte von Leisnig indes müssen sich auch einen Plan B bereitlegen. Sollte das Ministerium den höheren Zuschüssen nicht zustimmen oder der Landkreis diese verweigern, klafft eine große Finanzierungslücke. Dann steht die Frage, ob das neue Gerätehaus warten muss, bis das Geld gespart ist oder sich eine andere Finanzierungsmöglichkeit ergibt. Alternativ könnte Leisnig einen Kredit aufnehmen – sofern sie dies trotz verordneter Haushaltkonsolidierung genehmigt bekommt.

Wie in anderen kleinen Kommunen wird es auch in Leisnig immer schwerer, junge Leute für das Ehrenamt zu gewinnen. Eine Chance, die die Verantwortlichen der Stadt sehen, liegt darin, schon die Ausbildung attraktiv zu gestalten. Das ist in einem Gerätehaus wie in Clennen, in dem es nicht einmal eine Toilette gibt, nahezu unmöglich. Moderne Löschtechnik hat dort auch keinen Platz.

Der Standort Sächsischer Reiter dagegen hat Entwicklungspotenzial. Kann die Kommune über das gesamte Land verfügen, dann gibt es Überlegungen, dort in der Nähe von Fahrzeughallen, Umkleide- und Schulungsräumen einen Löschteich anzulegen, der gleich in die Aus- und Weiterbildung einbezogen werden kann. Mit diesen besonderen Möglichkeiten wäre es vielleicht einfacher, junge Menschen für den Feuerwehrdienst zu begeistern und zu gewinnen. Bis jetzt ist die Feuerwehr Leisnig 2017 schon häufiger ausgerückt als im gesamten vergangenen Jahr (40 Einsätze).