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Sächsische Senkrechtstarter auf der ILA

Ein gutes Dutzend Aussteller aus dem Freistaat präsentiert sich in Schönefeld. Und mancher darf dort sogar abheben.

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© Getty Images

Von Michael Rothe

Das ist wie im Orkan, der blanke Wahnsinn“, beschreibt Steffen Kress sein Erlebnis mit dem Transporthubschrauber Chinook. Bei laufenden Rotoren sei es nicht leicht, an Bord des H-47 zu kommen, sagt der Vertriebschef der Cotesa GmbH in Mittweida und kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus.

Im Sommer 2017 hatten die Sachsen einen spektakulären Fünf-Jahres-Vertrag mit Boeing unterzeichnet. Der Entwickler und Hersteller von Faserverbundwerkstoffen liefert für jene Helikopterflotte Sandwichbauteile für die Außenhaut. Und jetzt durfte mit Kress ein Geschäftsführer von Cotesa erstmals selbst mit diesem Gerät zum Rundflug abheben: bei der ILA in Berlin.

Auf dem internationalen Branchentreff der Luft- und Raumfahrt in Deutschland präsentieren sich noch bis zum Sonntag 1 100 Aussteller aus 41 Ländern. Auch ein gutes Dutzend Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus Sachsen und Thüringen sind da, organisiert im regionalen Kompetenzzentrum LRT – die meisten vereint auf einem von der Wirtschaftsförderung Sachsen organisierten Gemeinschaftsstand.

„Unsere Innovationsregion ist ein wichtiges und international anerkanntes Kompetenzzentrum der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie“, sagt LRT-Chef Wolfgang Göhler. „Die Expertise im Bereich Leichtbau, Sensorik und neue Materialien wird am Standort ergänzt durch herausragende Kompetenzen im Bereich Werkstoff- und Komponentenprüfung sowie durch effiziente Lösungen für die Aus- und Umrüstung von Flugzeugen.“

Werbung um Aufträge und Köpfe

Am Freitag machte Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) den Ausstellern seine Aufwartung: auch dem Sensorhersteller ADZ Nagano in Ottendorf-Okrilla, der IMA Materialforschung und Anwendungstechnik in Dresden, der PMG Precision Mechanics Group, ein Produzent von Präzisionsbauteilen in Wilsdruff. Dulig nennt sie „Innovationstreiber“.

Mit eigenem Stand in Sichtweite: Cotesa. Mit dem Heli-Deal wurden die Mittweidaer Teil eines Netzwerks von bundesweit fast 100 Boeing-Zulieferern und Partnern. „Mit der Qualifikation haben wir die Eintrittskarte zum Klub und können über die Hälfte des Weltmarkts bedienen“, sagt Vertriebschef Kress. Cotesa rüstet bereits fast alle Airbus-Typen mit Komponenten aus Kohlefaserverbundstoffen aus, darunter für Seitenruder und Rumpfverkleidungen des A320 und Bordtoiletten für den doppelstöckigen A380. Gut 700 Mitarbeiter in Mittweida und Mochau bei Döbeln erwirtschaften 65 Millionen Euro Jahresumsatz.

Die Hochtechnologie GmbH (HTS) in Coswig will mit ihren Produkten noch höher hinaus: ins All. Die Rand-Dresdner hatten mit Antennen samt Steuerung bereits zum Erfolg der „Rosetta“-Mission der Europäischen Weltraumbehörde Esa beigetragen. HTS sei in doppelter Mission auf der ILA, sagt Geschäftsführer Patrick Houghton. Einerseits präsentiere man das Raumfahrtspektrum: darunter den bislang leistungsfähigsten, weil nanoverstärkten Weltraumklebstoff und Kalibrierungsmechanismen für das Teleskop der deutschen EnMap-Mission. Durch diese Messungen lassen sich Aussagen über Zustand und Veränderung der Erdoberfläche ableiten.

„Außerdem machen wir auf unser Rebranding aufmerksam“, sagt Houghton. Im Sommer werde der Standort Coswig in Ruag Space Germany umbenannt, so der Manager. Der Schweizer Technologiekonzern ist seit mehr als 15 Jahren an HTS beteiligt. Seine Space-Division ist der führende Raumfahrt-Zulieferer in Europa und spezialisiert auf Produkte für den Einsatz an Bord von Satelliten und Trägerraketen. Seit der Komplettübernahme 2016 wuchs die Belegschaft auf 35 Beschäftigte. „Wir brauchen dringend weitere Mitarbeiter, darunter Prozessingenieure“, sagt der Geschäftsführer. Und so bekommt der ILA-Auftritt noch eine dritte Komponente. Am Wochenende ist die Schau auch für Privatleute geöffnet – und für potenzielles Personal.